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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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geworfenen Kopf, der vorgereckten Brust, den an ihren Seiten leicht zu Fäusten geballten Händen und ihrem kraftvoll durchgedrückten Rücken, so als trotze sie einer unsichtbaren Macht, die sie erfolglos zu unterjochen suchte, hatte Richard ein Gefühl von … Seele ausgedrückt.
    Ganz offenkundig sollte die Statue Kahlan nicht ähnlich sehen, und doch rief sie in ihrem Innern eine Reaktion hervor, eine Art Spannung, die ihr überraschend vertraut vorkam. Etwas an der Frau in dieser Schnitzerei, ein Wesenszug, der in ihr zum Ausdruck kam, ließ Kahlan danach dürsten, gesund zu werden, wieder lebendig, stark und unabhängig zu sein.
    Wenn das keine Magie war…
    Kahlan hatte ihr ganzes Leben in prächtigen Palästen zugebracht, war mit jeder Menge Kunstwerken anerkannter Künstler konfrontiert worden, doch keines hatte ihr mit der Wucht seiner visionären Kraft, dem Gefühl individueller Erhabenheit so den Atem verschlagen wie diese stolze, lebenssprühende Frau in ihrem fließenden Gewand. Ihre Kraft und Vitalität schnürten Kahlan die Kehle zu, und sie konnte nicht umhin, Richard in einer sprachlosen Gefühlswallung die Arme um den Hals zu werfen.

19. Kapitel
    Mittlerweile verließ Kahlan die Hütte zu jeder sich bietenden Gelegenheit. Die Schnitzfigur Seele stellte sie auf das Fensterbrett, damit sie sie nicht nur vom Bett aus sehen konnte, sondern auch wenn sie sich draußen aufhielt. Sie drehte die Figur so, dass sie stets mit dem Gesicht nach draußen schaute, denn sie hatte das Gefühl, Seele sollte stets der Welt zugewandt sein.
    Die Wälder rings um die Hütte waren geheimnisvoll und verlockend; verführerische Pfade verloren sich in schattiger Ferne, und am Ende eines sanft gebogenen Tunnels durch die Bäume konnte sie eben gerade Licht erkennen. Sie brannte darauf, diese schmalen Wege zu erkunden, Wildwechsel, die Richard und Cara auf ihren kurzen Ausflügen zur Kontrolle ihrer Angelschnüre und ihren Beutezügen auf der Suche nach Nüssen und Beeren ausgetreten hatten. Kahlan humpelte mit Hilfe eines Stocks durch die Hütte und über die Wiese, um ihre Beine zu kräftigen; sie wollte Richard unbedingt auf diesen Ausflügen begleiten, durch das laubgefilterte Sonnenlicht und den sanft wehenden Wind, über die Stellen, wo die Felsvorsprünge unter freiem Himmel lagen, und unter den gebogenen, alles umschließenden mächtigen Ästen riesiger Eichen hindurch.
    Einer der ersten Spaziergänge, auf den Richard sie mitnahm, als sie darauf beharrte, sie sei im Stande, ein kurzes Stück zu gehen, führte durch besagten Tunnel im dichten, dunklen Wald bis hin zu jenem Lichtpunkt am anderen Ende, wo ein Bach eine felsige Rinne herabfloss. Am Hang oberhalb von ihnen lag der Bach geschützt unter einer dichten Baumreihe. Eine gewaltige Wasserlast stürzte über das stufenartige Felsengewirr hinab, umspülte Flusssteine und ergoss sich in glasähnlichen Kaskaden über Felsvorsprünge. Viele der bärengroßen Steine in den schattigen Wasserbecken waren mit Büscheln von dunkelgrünem Moos bewachsen und mit den langen bräunlich-gelben Nadeln jener Kiefernarten übersät, die mit Vorliebe an felsigen Hängen wuchsen. Auf den glasklaren Tümpeln tanzten glitzernd Flecken des durch das dichte Blätterdach zwinkernden Sonnenlichts.
    Am Fuß dieser Felsenrinne, in jenem sonnendurchfluteten, engen Bergtal ein Stück hinter ihrer Hütte, wo der Pfad den Wald verließ, wurde der Bach breiter und langsamer und mäanderte durch das ausgedehnte, von Ehrfurcht gebietend aufregendem Gebirge umringte Tal. Manchmal ließ Kahlan ihre knochendürren Beine über eine Uferböschung baumeln und ihre Füße vom kühlen Wasser umschmeicheln. Dort konnte sie sich im warmen Gras sitzend von der Sonne wärmen lassen und dabei zusehen, wie die Fische durch das kristallklare, über Kieselbetten dahinfließende Wasser schwammen. Richard hatte Recht gehabt mit seiner Behauptung, dass Forellen Orte von besonderer Schönheit liebten.
    Es machte ihr großen Spaß, den Fischen zuzusehen, den Fröschen, den Panzerkrebsen und sogar den Salamandern. Oft lag sie auf dem niedrigen grasbewachsenen Ufer auf dem Bauch, das Kinn auf die Handrücken gestützt, und sah stundenlang zu, wie die Fische unter versunkenen Baumstämmen und Felsen oder aus den verborgenen Tiefen der größeren Tümpel hervorkamen, um ein Insekt von der Wasseroberfläche wegzuschnappen. Kahlan fing Grillen, Grashüpfer und Maden und warf sie den Fischen in regelmäßigen Abständen

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