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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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draußen auf den Abort gehen zu können. Zwar hatte sie es nie ausdrücklich erwähnt, dennoch war Kahlan sicher, dass auch Cara froh darüber war.
    So sehr ihr das gemütliche Heim gefiel, es zu verlassen war, als habe man sie endlich aus einem Verlies befreit. Zuvor hatte Richard ihr des Öfteren angeboten, sie tagsüber nach draußen mitzunehmen, aus Angst vor den Schmerzen hatte sie ihr Bett jedoch nie verlassen wollen. Sie merkte, dass die Schwere ihrer Krankheit ihr Denken im Laufe der Zeit schwerfällig und wirr gemacht hatte. Wie den Sommer, so hatte sie für eine Weile auch sich selbst verloren. Jetzt endlich hatte sie wieder das Gefühl, einen klaren Kopf zu haben.
    Sie fand heraus, dass die Aussicht von ihrem Fenster den am wenigsten eindrucksvollen aller Ausblicke bot. Schneebedeckte Gipfel ragten um die winzige, von Richard im Schoß atemberaubender Berge errichtete Hütte in die Höhe. Die einfache Hütte mit einem Schlafzimmer zu beiden Seiten, eins für Richard und Kahlan, eins für Cara, sowie einem Gemeinschaftszimmer in der Mitte, stand am Rand einer Wiese voller samtgrüner Gräser, zwischen denen verstreut einzelne Wildblumen wuchsen. Obwohl die Jahreszeit bei ihrer Ankunft bereits fortgeschritten war, war es Richard gelungen, an einer sonnigen Stelle vor Caras Fenster einen kleinen Garten anzulegen, in dem er frisches Gemüse für ihre Mahlzeiten anbaute, sowie einige Kräuter, um ihrer Küche ein wenig mehr Aroma zu verleihen. Unmittelbar hinter der Hütte ragten hoch über ihren Köpfen riesige Kiefern in die Höhe, die sie vor der ärgsten Wucht des Windes schützten.
    Richard hatte seine Schnitzerei fortgeführt, um sich, wenn er an Kahlans Bett saß, sich unterhielt und Geschichten erzählte, die Zeit zu vertreiben, aber nachdem sie endlich das Bett verlassen hatte, änderten sich seine Schnitzereien. Anstelle von Tieren begann Richard Menschen zu schnitzen.
    Dann, eines Tages, überraschte er sie mit seiner bis dahin herrlichsten Schnitzerei – um, wie er sagte, zu feiern, dass sie so weit genesen war, dass sie endlich wieder in die Welt hinaustreten konnte. Überrascht vom vollendeten Realismus und der Kraft der kleinen Statuette, erwiderte sie leise, nur die Gabe könne seine Hand beim Schnitzen geführt haben. Richard hielt solches Gerede für Unsinn.
    »Menschen ohne die Gabe schnitzen ständig die wunderschönsten Statuen«, sagte er. »Mit Magie hat das nichts zu tun.«
    Doch sie wusste, dass einige Künstler die Gabe besaßen und mit ihrer Kunst oft eine magische Wirkung erzielten.
    Manchmal sprach Richard wehmütig von den Kunstwerken im Palast des Volkes in D’Hara, wo man ihn gefangen gehalten hatte. Da er in Kernland aufgewachsen war, hatte er niemals zuvor aus Marmor gemeißelte Statuen zu Gesicht bekommen, und erst recht keine, die in so eindrucksvoller Größe oder von so talentierten Händen gemeißelt worden waren. In gewisser Hinsicht hatten ihm diese Kunstwerke die Augen geöffnet, seinen Horizont erweitert und einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen. Wer außer Richard hätte die während seiner Gefangenschaft und Folter gesehene Schönheit in angenehmer Erinnerung behalten?
    Ohne Zweifel war es richtig, dass Kunst auch unabhängig von Magie existieren konnte, andererseits hatte man Richard überhaupt nur mit Hilfe eines durch Kunst zum Leben erweckten Banns gefangen nehmen können. Kunst war eine universelle Sprache und damit bei der Ausführung von Magie ein Hilfsmittel von unschätzbarem Wert.
    Schließlich gab Kahlan es auf, mit ihm darüber zu streiten, ob die Gabe ihm beim Schnitzen half, er glaubte einfach nicht daran. Trotzdem spürte sie, dass sich seine Gabe, die über kein anderes Ventil verfügte, auf diese Weise äußerte. Magie schien stets einen Weg zu finden, sich zu offenbaren, und für sie hatten seine Schnitzereien von Menschen zweifellos etwas Magisches.
    Die Frauengestalt jedoch, die er ihr zum Geschenk geschnitzt hatte, rührte sie zutiefst. Er nannte das nahezu zwei Fuß hohe, aus butterweichem, schwerem, duftendem Walnussholz geschnitzte Bildnis Seele . Die Fraulichkeit ihres Körpers, ihre vollkommene Gestalt, ihre Rundungen, ihre Knochen und die Muskulatur zeichneten sich deutlich sichtbar unter ihrem fließenden Gewand ab. Sie sah aus, als sei sie lebendig.
    Wie Richard eine solche Meisterleistung vollbracht hatte, überstieg selbst Kahlans Vorstellungsvermögen. Durch diese Frau mit ihrem im Wind wehenden Gewand, dem in den Nacken

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