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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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vor. Richard lachte, wenn sie sich mit den Fischen unterhielt und sie aufforderte, aus ihren finsteren Schlupfwinkeln hervorzukommen und sich ein leckeres Insekt zu holen. Manchmal stand ein eleganter Reiher auf seinen dünnen Beinen in den nicht weit entfernten flachen, morastigen Stellen und durchbohrte ab und an einen Fisch oder Frosch mit seinem messerspitzen Schnabel.
    Kahlan vermochte sich nicht zu erinnern, in ihrem ganzen Leben jemals an einem so von Leben sprühenden Ort gewesen zu sein, umgeben von solcher Herrlichkeit. Richard zog sie auf und erzählte ihr, eigentlich habe sie überhaupt noch nichts gesehen, und machte sie damit neugierig, ja geradezu versessen darauf, weiter zu Kräften zu kommen, um immer neue Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Sie kam sich vor wie ein kleines Mädchen in einem verzauberten Königreich, das nur ihnen und ihnen allein gehörte. Aufgewachsen als Konfessor, hatte Kahlan nie viel Zeit unter freiem Himmel verbracht, um Tiere zu beobachten, zuzusehen, wie Wasser über Felsen in die Tiefe stürzt, oder die Wolken oder einen Sonnenuntergang zu betrachten. Sie hatte eine ganze Reihe von prachtvollen Dingen gesehen, doch stets im Zusammenhang mit Reisen, mit Städten, Gebäuden und Menschen. Nie hatte sie an einem Ort auf dem Land lange genug verweilt, um all dies wirklich in sich aufzunehmen.
    Trotzdem verfolgte eine Überlegung sie bis in ihre verborgensten Gedanken; sie wusste, dass sie und Richard eigentlich anderswo gebraucht wurden; sie trugen Verantwortung. Richard wich dem Thema jedes Mal aus, wenn sie darauf zu sprechen kam; er hatte seine Gründe bereits dargelegt und war überzeugt, das Richtige zu tun.
    Seit langem schon hatten sie keinen Besuch von Boten mehr erhalten. Auch diese Sorge ging ihr durch den Kopf, Richard jedoch hielt dagegen, er könne es sich nicht erlauben, Einfluss auf die Armee zu nehmen, daher spiele es keine Rolle, dass General Reibisch offensichtlich das Schicken von Berichten eingestellt hatte. Außerdem, sagte er, gefährde dies nur unnötig die Boten, die diese Reisen unternahmen.
    Vorläufig wusste Kahlan, dass sie gesund werden müsse, und ihr abgeschiedenes Leben in den Bergen ließ sie – vermutlich wie nichts anderes dies vermocht hätte – mit jedem Tag kräftiger werden. Wenn sie erst in den Krieg zurückkehrten – sobald sie ihn überzeugt hatte, dass sie zurückkehren mussten –, würde dieses friedliche Dasein nur noch eine überaus angenehme Erinnerung sein. Solange es währte, beschloss sie zu genießen, was sie ohnehin nicht ändern konnte.
    Einmal, nachdem es mehrere Tage hintereinander geregnet hatte und Kahlan ihre Spaziergänge zum Bach, um die Fische zu beobachten, zu vermissen begann, tat Richard etwas noch nie Dagewesenes.
    Er begann, ihr Fische in einem Glas zu bringen, lebende Fische, einfach nur zum Anschauen.
    Nachdem er einen leeren Lampenölkrug und mehrere Gläser mit weiter Öffnung gereinigt hatte, die Eingemachtes, Kräuter, Salben für ihre Verletzungen und andere, von ihm nach ihrer Abreise aus Anderith erstandene Vorräte enthalten hatten, bedeckte er ihren Boden mit ein wenig Kies und füllte sie mit Wasser aus dem Bach. Anschließend fing er einige schwarze Tanzelritzen und legte sie in die Glasbehälter. Auf dem Rücken waren sie gelblich-oliv mit schwarzen Sprenkeln, am Bauch weiß, mit einem dicken, schwarzen Streifen an beiden Seiten. Er versah sie mit einigen Wasserpflanzen aus dem Bach, damit sie ein Versteck hatten und sich geborgen fühlen konnten.
    Kahlan staunte, als Richard das erste Glas mit lebenden Fischen mit nach Hause brachte. Sie stellte die Gläser – alles in allem vier Stück – sowie einen Krug neben einige von Richards kleineren Schnitzereien auf das Fensterbrett im mittleren Zimmer. Beim Essen saßen Richard, Kahlan und Cara an dem kleinen Holztisch und betrachteten das kleine Wunder aus in Gläsern lebenden Fischen.
    »Gib ihnen bloß keine Namen«, sagte Richard, »denn sie werden eines Tages sterben.«
    Was sie anfangs für eine alberne Idee gehalten hatte, zog sie schließlich ganz in seinen Bann. Selbst Cara, die die Fische im Glas für eine beispiellose Verrücktheit hielt, fand Gefallen an den kleinen Tierchen. Es schien, als halte jeder Tag in den Bergen mit Richard ein neues Wunder bereit, um sie von ihren Schmerzen und Sorgen abzulenken.
    Nachdem sich die Fische an die Menschen gewöhnt hatten, vermittelten sie einem das Gefühl, als wäre das Leben in einem Glas für sie

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