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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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nickte in seinen Armen. »Wir alle machen Fehler und lassen uns in einem unbedachten Augenblick erwischen. Mach dir keine Vorwürfe, niemand ist perfekt. Gut möglich, dass sie ein magisches Netz ausgeworfen hat, um deine Aufmerksamkeit zu trüben, damit sie sich anschleichen konnte wie … wie eine lautlose, unsichtbare Mücke.«
    Auf den Gedanken war Kahlan noch nicht gekommen. Aber ob sie nun in einem unbedachten Augenblick erwischt worden war oder nicht, sie war trotzdem wütend auf sich selbst. Hätte sie nur nicht auf das alberne Streifenhörnchen geachtet. Hätte sie nur früher den Kopf gehoben. Hätte sie nur gehandelt, ohne einen Sekundenbruchteil abzuwarten, um die Art der Bedrohung zu erkennen und zu entscheiden, ob sie die Entfesselung ihrer alles vernichtenden Kraft rechtfertigte.
    Beinahe von Geburt an war Kahlan im Gebrauch ihrer Kraft unterwiesen worden, unter der Bedingung, sie nur dann zu entfesseln, wenn sie von der Notwendigkeit überzeugt war. Durchaus vergleichbar mit dem Tötungsakt, lief die Anwendung der Konfessorkraft auf die völlige Vernichtung der Persönlichkeit hinaus. Danach existierte der Betreffende ausschließlich zum Nutzen und auf Geheiß eines Konfessors. Sie war ebenso endgültig wie der Tod.
    Kahlan sah hoch in Richards graue Augen; der bleigraue Himmel in seinem Rücken ließ sie noch grauer erscheinen.
    »Mein Leben ist mir kostbar und heilig«, erklärte sie. »Und deines bedeutet dir nicht weniger. Wirf es nicht fort, nur um dich zum Sklaven des meinen zu machen. Das könnte ich nicht ertragen.«
    »So weit ist es noch nicht. Ich werde mir etwas einfallen lassen. Im Augenblick jedoch muss ich mit ihr gehen.«
    »Wir werden euch folgen, bleiben aber ein gutes Stück zurück.« Er schüttelte bereits den Kopf. »Aber sie wird es nicht einmal merken…«
    »Nein. So weit wir wissen, könnte es sein, dass noch andere sie begleiten. Sie könnten euch auflauern, wenn ihr uns folgt. Die Vorstellung, sie könnte jederzeit mit Hilfe irgendeiner Magie oder auf andere Weise herausfinden, dass ihr uns folgt, wäre mir unerträglich. In diesem Fall würdest du einen sinnlosen Tod sterben.«
    »Soll das heißen, du glaubst, sie könnte … dir wehtun, nur damit du ihr verrätst, ich hätte vor, euch nachzureiten?«
    »Wir sollten unsere Fantasie nicht mit uns durchgehen lassen.«
    »Trotzdem wäre ich gerne in der Nähe, wenn du etwas unternimmst – falls du einen Weg findest, ihr Einhalt zu gebieten.«
    Richard nahm ihr Gesicht zärtlich in seine Hände. Er hatte einen merkwürdigen Blick in den Augen, einen Blick, der ihr gar nicht gefiel.
    »Hör zu. Was gespielt wird, weiß ich nicht, aber du darfst auf keinen Fall sterben, nur um mich zu befreien.«
    Tränen der Verzweiflung brannten ihr in den Augen. Sie blinzelte sie fort. Sie hatte größte Mühe zu verhindern, dass ihre Stimme in ein Wimmern umschlug.
    »Geh nicht fort, Richard. Es ist mir gleich, was es für mich bedeutet, so lange du in Freiheit leben kannst. Ich würde glücklich sterben, könnte ich dadurch verhindern, dass du in die Hände eines grausamen Feindes fällst. Auch kann ich nicht zulassen, dass die Imperiale Ordnung dich gefangen nimmt. Ich kann nicht zulassen, dass du im Tausch gegen mein Leben den langsamen, qualvollen Tod eines Sklaven stirbst. Ich kann nicht zulassen, dass sie…«
    Sie brach unvermittelt ab, denn das fürchtete sie am meisten: Die Vorstellung, er könne gefoltert werden, war für sie unerträglich. Beim Gedanken, er könnte entstellt und verstümmelt werden und müsste völlig allein und vergessen in irgendeinem fernen, stinkenden Verlies ohne Hoffnung auf Hilfe vor sich hinvegetieren, wurde ihr noch schwindliger und übler als zuvor.
    Aber Nicci hatte versprochen, sie würde nichts dergleichen tun. Um nicht den Verstand zu verlieren, redete Kahlan sich ein, dass sie Niccis Worten glauben musste.
    Kahlan bemerkte Richards versonnenes Lächeln, so als wollte er sich jede Einzelheit ihres Gesichts einprägen, während ihm gleichzeitig tausend andere Dinge durch den Kopf gingen.
    »Ich habe keine Wahl«, meinte er leise, »ich muss es tun.«
    Sie krallte sich voller Verzweiflung in sein Hemd. »Du tust genau, was Nicci will – sie weiß genau, du wirst mich retten wollen. Ich kann nicht zulassen, dass du dieses Opfer bringst!«
    Kurz aufschauend, den Blick starr auf die Bäume und die Berge hinter ihrer Hütte gerichtet, nahm Richard alles in sich auf, ganz so wie ein zum Tode Verurteilter

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