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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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ändern.«
    »Richard…« Sie unterdrückte ihr Weinen, konnte aber nicht verhindern, dass ihr die Tränen über das Gesicht liefen. »Mir ist der Gedanke unerträglich, dass du wegen mir zum Sklaven wirst. Begreifst du nicht? Siehst du nicht, was mir das antun würde? Wenn ich muss, werde ich mich umbringen, damit sie dir das nicht antun kann. Ich muss.«
    Er schüttelte den Kopf, der Wind zerzauste ihm das Haar. »Dann hätte ich keinen Grund mehr, ihr zu entkommen, nichts, weswegen ich fliehen sollte.«
    »Du wirst nicht fliehen müssen, das wäre einfach das Ende – sie wird dich dann nicht mehr halten können.«
    »Sie ist eine Schwester der Finsternis.« Er breitete die Hände aus. »Sie wird irgendwelche anderen Mittel einsetzen, gegen die ich mich nicht zu wehren weiß – und wenn du tot bist, werde ich das auch gar nicht wollen.«
    »Aber…«
    »Begreifst du nicht?« Er packte sie bei den Schultern. »Du musst leben, Kahlan, damit ich einen Grund habe, von ihr zu entkommen.«
    »Dein eigenes Leben ist Grund genug«, erwiderte sie. »Frei zu sein, um den Menschen zu helfen, das wird dein Grund sein.«
    »Zum Teufel mit den Menschen!« Er ließ sie los und gestikulierte verärgert. »Selbst Menschen aus meiner Heimat haben sich von uns abgewandt und sogar versucht, uns umzubringen, oder hast du das etwa schon vergessen? Selbst die Länder, die sich ergeben haben und dem Bund mit D’Hara beigetreten sind, werden ihre Treue aufkündigen, wenn sie erkennen, wie brutal die Armee der Imperialen Ordnung in Wirklichkeit bei ihrem Vormarsch in die Midlands vorgeht. Am Ende wird D’Hara völlig auf sich gestellt sein. Die Menschen begreifen nicht, was Freiheit heißt und wissen sie nicht zu schätzen. So wie die Dinge derzeit liegen, werden sie nicht dafür kämpfen. Das haben sie sowohl in Anderith als auch in Kernland bewiesen, wo ich aufgewachsen bin. Gibt es einen deutlicheren Beweis als das? Ich mache mir keine falschen Hoffnungen. Sobald der Augenblick kommt, gegen die Imperiale Ordnung zu kämpfen, wird der größte Teil der übrigen Midlands den Mut verlieren. Wenn sie sehen, wie gewaltig die Armee der Imperialen Ordnung ist und mit welcher Brutalität sie gegen alle vorgeht, die sich ihr widersetzen, werden sie ihre Freiheit kampflos aufgeben.«
    Er wandte den Blick von ihr ab, so als bedauere er seinen Zornesausbruch in den letzten Augenblicken, die sie gemeinsam hatten. Seine aufrechte, vor der Weite des Himmels und der Berge so unerschütterlich wirkende Gestalt schien ein wenig in sich zusammenzusacken und sich enger an sie zu schmiegen, als hoffte sie dort Trost zu finden.
    »Meine einzige Hoffnung ist eine rasche Flucht, damit ich zu dir zurückkehren kann.« Alle Spuren von Erregung waren aus seiner Stimme gewichen, als er kaum hörbar fortfuhr: »Bitte, nimm mir diese Hoffnung nicht, Kahlan – sie ist alles, was ich habe.«
    In der Ferne sah sie den Fuchs mit seinem weißspitzigen Schwanz bei seinem Rundgang auf der Suche nach irgendwelchen Nagern über die Wiese traben. Als Kahlan seiner Bewegung mit dem Blick folgte, sah sie aus den Augenwinkeln für einen winzigen Moment die Figur der Seele stolz und aufrecht im Fensterrahmen stehen. Wie war es möglich, dass sie den Mann verlor, der das für sie geschnitzt hatte, als sie es am dringendsten benötigte?
    Sie wusste, es war möglich, weil er jetzt etwas brauchte, was nur sie ihm geben konnte. Als sie abermals in seinen grauen Augen sah, wurde ihr bewusst, dass sie ihm seine ernste Bitte und einzigen Wunsch unmöglich abschlagen konnte, nicht in einem solchen Augenblick.
    »Also gut, Richard, ich werde nichts Übereiltes tun, um dich zu befreien. Geduldig werde ich ausharren und auf dich warten. Ich kenne dich, ich weiß, du wirst niemals aufgeben. Und du weißt, dass ich nichts Geringeres von dir erwarte. Wenn du entkommst – was du ganz sicher tun wirst –, werde ich auf dich warten, und dann sind wir wieder vereint. In unseren Herzen werden wir uns niemals voneinander trennen. Wie du bereits sagtest, unser Liebesschwur gilt für die Ewigkeit.«
    Richard schloss erleichtert die Augen. Er küsste sie zärtlich auf die Stirn, dann löste er ihre Hand von seiner Brust und überhäufte sie mit zarten Küssen. In diesem Augenblick wurde ihr bewusst, wie viel ihm ihr Versprechen bedeutete.
    Kahlan zog ihre Hand zurück und nahm mit einer schnellen Bewegung ihre Halskette ab, jene Halskette, die Shota ihr zum Hochzeitsgeschenk gemacht hatte und die

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