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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Aufheiterung der bedrückten Stimmung bei, zumal Cara, drüben in der Tür, noch einen Teil des Lichtes aussperrte. Das Zimmer hatte die Atmosphäre eines Verlieses, und Richard wirkte in seiner dunklen Kleidung wie ein Schatten. Während der Zeit, die sie im Bett gelegen und versucht hatte, wieder gesund zu werden, hatte Kahlan das Zimmer oft so gesehen: als ihr Verlies. Jetzt war diese Atmosphäre geradezu mit Händen greifbar, wenn man davon absah, dass statt des üblen Gestanks einer steinernen Zelle, aus der zitternde, schwitzende Gefangene zur ihrer Hinrichtung abgeholt wurden, der säuberliche Duft von Fichtenholzwänden vorherrschte.
    Cara wirkte abwechselnd elend und hilflos und gleich darauf wie ein Blitz kurz vor dem Einschlag. Kahlan ahnte, dass die Gefühle der MordSith ebenso aufgewühlt sein mussten wie ihre eigenen, die zwischen Verzweiflung einerseits und Zorn andererseits auf des Messers Schneide schwankten. Mord-Sith waren solche Situationen nicht gewöhnt, allerdings war Cara mittlerweile mehr als nur eine Mord-Sith.
    Kahlan sah zu, wie Richard seine schwarze Hose, seinen schwarzgoldenen Überwurf, die silbernen Armreifen, den Übergurt mit den Taschen und das goldene Cape in seinen Rucksack packte, wo sie einen Großteil des zur Verfügung stehenden Platzes einnahmen. Er trug seine dunkle Waldkleidung, zum Umziehen war keine Zeit. Kahlan hoffte, er werde bald Gelegenheit haben, zu fliehen und wieder die Kleidung eines sie in den Kampf gegen die Imperiale Ordnung führenden Kriegszauberers anzulegen. Sie alle waren darauf angewiesen, dass er das d’Haranische Reich gegen die einfallenden Horden aus der Alten Welt führte.
    Aus nicht immer vollkommen einleuchtenden Gründen war Richard zum Dreh- und Angelpunkt ihres Kampfes geworden. Kahlan wusste, dass sein Empfinden in diesem Punkt – dass die Menschen bereit sein mussten, für sich selbst zu kämpfen und nicht für ihn – nach wie vor Gültigkeit hatte. War eine Idee richtig, dann musste sie auch ohne einen Anführer tragen, sonst war dieser Anführer gescheitert.
    Während er Kleidungsstücke und kleinere Habseligkeiten in den Rucksack warf, machte Richard Kahlan den Vorschlag, sie könne doch Zedd aufsuchen, vielleicht habe der eine Idee. Sie versprach es nickend, obwohl sie ganz genau wusste, dass auch Zedd nichts würde tun können. Dieses entsetzliche Dreieck würde sich gegen Einflüsse von außen aller Voraussicht nach als immun erweisen – dafür hatte Nicci gesorgt. Richard wollte ihr damit nur Hoffnung machen, es war seine einzige Möglichkeit, ihr in der freudlosen Leere ihrer Wirklichkeit Trost zu spenden.
    Kahlan wusste nicht, wohin mit ihren Händen. Sie stand da, die Finger ineinander verflechtend, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen. Es musste doch irgendetwas geben, das man sagen konnte, irgendetwas Bedeutsames, ein letztes Wort, solange sie noch die Gelegenheit dazu hatte, aber ihr fiel einfach nichts ein. Vermutlich wusste er, was sie in diesem Augenblick empfand, wie ihr ums Herz war, und dem war nichts hinzuzufügen. Sie presste ihre geballte Faust auf den schmerzhaften Kummerknoten in ihrer Magengrube.
    Ein Gefühl verhängnisvoller Schicksalhaftigkeit drängte sich in den Raum wie eine vierte Person, wie ein erbarmungsloser Aufseher, der nur darauf wartet, Richard abzuführen. Dies war der Tiefpunkt des Grauens: etwas ausgeliefert zu sein, das man nicht sehen konnte, mit dem man nicht vernünftig reden, das man weder überzeugen noch bekämpfen konnte. Das Schicksal wartete – unerbittlich, unerreichbar, gleichgültig.
    Als Cara aus der Türöffnung verschwand, zog Richard eine Handvoll Gold und Silber aus einer Innentasche seines ledernen Rucksacks. Hastig warf er ungefähr die Hälfte zurück in den Rucksack, dann hielt er ihr das Übrige hin.
    »Nimm das. Kann sein, dass du es brauchst.«
    »Ich bin die Mutter Konfessor. Ich brauche kein Gold.« Offenbar nicht gewillt, mit ihr in den letzten gemeinsamen Augenblicken, die ihnen noch blieben, zu streiten, warf er es ihr trotzdem aufs Bett.
    »Möchtest du einige der Schnitzereien mitnehmen?«, fragte sie. Die Frage war albern, das war ihr klar, aber sie musste die entsetzliche Stille füllen, und abgesehen von einer aussichtslosen Bitte kam ihr nichts in den Sinn.
    »Nein, ich habe keine Verwendung dafür. Denk an mich, wenn du sie anschaust, und vergiss niemals, dass ich dich liebe.« Er rollte eine Decke fest zusammen, wickelte sie in ein kleines

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