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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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ein exzentrischer Aspekt ihrer Rolle, irgendein Trick, mit dem sie ihre Interessen durchzusetzen versuchte.
    Er rührte mit einem Stock im Reistopf. »Ihr sagtet, wir hätten etwas zu besprechen.« Er klopfte den Stock am Topfrand ab. »Ich nehme an, das heißt, Ihr wollt mir Eure Verhaltensregeln mitteilen.«
    Nicci machte ein verständnisloses Gesicht, so als habe er sie beim Gedanken an etwas anderes ertappt. Mit ihrer steifen, aufrechten Haltung und in ihrem eleganten schwarzen Kleid wirkte sie fehl am Platz. Richard wäre niemals zuvor auf die Idee gekommen, sich Nicci unter freiem Himmel vorzustellen, und erst recht nicht auf dem nackten Boden hockend; schon der Gedanke war ihm stets absurd erschienen. Ihr Kleid ließ ihn unablässig an Kahlan denken, nicht nur, weil seine völlige Gegensätzlichkeit den Vergleich geradezu herausforderte, sondern auch, weil es ihn lebhaft an den furchtbaren magischen Strang erinnerte, der Nicci und Kahlan verband.
    Beim Gedanken daran wand er sich gequält.
    »Verhaltensregeln?« Nicci faltete die Hände im Schoß und sah ihm in die Augen. »Ja, richtig, ich hätte einige Bitten, um deren Erfüllung ich dich ersuchen möchte. Erstens darfst du keinen Gebrauch von deiner Gabe machen, was dir weder schwer fallen noch dich belasten dürfte, insbesondere da es einen Menschen gibt, der diesen Verrat nicht überleben würde. Hast du das verstanden?«
    Ihre kalten blauen Augen machten ihre Drohung vielleicht noch deutlicher als ihre Worte. Richard bedachte sie mit einem knappen Nicken und ging damit eine Verpflichtung ein, über die er sich im Augenblick noch nicht recht im Klaren war.
    Er füllte ihr dampfendes Abendessen in eine flache Schale, die er ihr zusammen mit einem Löffel reichte. Nicci bedankte sich lächelnd. Er stellte den Topf zwischen seinen Beinen auf den Boden, nahm einen Löffel Reis und blies darüber, bis er kalt genug war. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie sie geziert einen winzigen Happen probierte.
    Nicci besaß, über ihre körperliche Vollkommenheit hinaus, ein außergewöhnlich ausdrucksstarkes Gesicht. War sie unzufrieden, wollte sie ihren Ärger oder ihr Missfallen zum Ausdruck bringen oder bedrohlich wirken, schien es kalt und leer zu werden. Sie sah einen nicht etwa missbilligend an, wie andere dies taten, wenn sie diese Gefühle verspürten, vielmehr überkam sie ein Blick von kalter Gleichgültigkeit, ein Blick, der auf seine Art weitaus verstörender wirkte; er war ihr undurchdringlicher Panzer.
    Andererseits reagierte sie überaus lebhaft, wenn sie sich freute oder dankbar war, mehr noch, diese Freude und Dankbarkeit schienen wirklich echt. Er hatte sie als zurückhaltend in Erinnerung, und obwohl sie sich ihre noble Haltung bewahrt hatte, war ihre zurückhaltende Art gleichsam verflogen und darunter eine unschuldige Freude an jeder Art von Freundlichkeit oder auch nur schlichter Höflichkeit zum Vorschein gekommen.
    Richard hatte noch etwas vom Brot übrig, das Cara ihm gebacken hatte. Es widerstrebte ihm, das Brot mit dieser skrupellosen Frau zu teilen, im Augenblick jedoch erschien ihm diese Überlegung kindisch. Er brach ein Stück ab und bot es Nicci an. Sie nahm es mit einer Ehrfurcht entgegen, die eigentlich etwas Bedeutenderem als einem Stück Brot zukam.
    »Außerdem erwarte ich, dass du keine Geheimnisse vor mir hast«, sagte sie, nachdem sie einen weiteren Bissen genommen hatte. »Sollte ich dich dabei erwischen, wird dir das nicht gefallen. Mann und Frau dürfen keine Geheimnisse voreinander haben.«
    Das war vermutlich richtig, nur traf es auf sie ja wohl kaum zu. Statt diesen Gedanken offen anzusprechen, erwiderte er: »Ihr scheint eine Menge über das Verhältnis von Mann und Frau zu wissen.«
    Statt auf seinen Köder anzuspringen, deutete sie mit dem Stück Brot auf die Schale. »Es ist sehr gut, Richard. Wirklich ausgezeichnet.«
    »Was wollt Ihr, Nicci? Welchen Zweck verfolgt Ihr mit dieser albernen Posse?«
    Der Feuerschein spielte über ihr Alabastergesicht und verlieh ihrem Haar einen feurigen Glanz, den es in Wahrheit gar nicht hatte. »Ich habe dich gefangen genommen, weil ich eine Antwort brauche, von der ich überzeugt bin, dass du sie mir geben kannst.«
    Richard zerbrach einen kräftigen Ast über seinem Knie. »Ihr sagtet, Mann und Frau dürften keine Geheimnisse voreinander haben.« Mit der einen Hälfte schob er das brennende Holz zusammen, bevor er den Ast ins Feuer legte. »Sollten dann nicht auch die Ehefrauen

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