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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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ganze Gebäude erzitterte. Dem nächsten versetzte Richard einen Tritt in die Rippen, der ihn von Nicci herunter und in den Staub warf. Ein dritter wirbelte herum und holte zu einem wuchtigen Schlag gegen Richard aus. Richard fing die Faust ab und drehte sie nach unten, bis er ein Knacken spürte und der Mann aufschrie. Daraufhin stoben die Männer in alle Himmelsrichtungen davon.
    Richard machte Anstalten, einem von ihnen hinterher zurennen, doch plötzlich warf Nicci sich auf ihn und hielt ihn zurück.
    »Nein, Richard!«
    In seiner Raserei, sich auf die Männer zu stürzen, hätte Richard ihr fast das Gesicht zertrümmert, doch als er sah, dass sie es war, ließ er die Fäuste sinken und starrte wütend in die Menge.
    »Ich bitte Euch, mein Lord, meine Dame«, jammerte eine der Frauen, »habt Erbarmen mit uns. Wir sind doch nichts weiter als beklagenswerte Kinder des Schöpfers. Habt Erbarmen.«
    »Ihr seid eine Bande von Dieben!«, brüllte Richard. »Ihr bestehlt einen Menschen, der euch zu helfen versucht!«
    Er unternahm einen weiteren Versuch, sich auf die ganze Bande zu stürzen, doch Nicci hielt seine Handgelenke fest. »Nicht, Richard!«
    Die Leute sprengten auseinander wie Mäuse beim Anblick einer fauchenden Katze.
    Als Nicci seine Fäuste fallen ließ, sah Richard, dass sie am Mund blutete.
    »Was ist nur los mit Euch? Ihr verschenkt Geld an Menschen, die Euch lieber ausrauben würden, als abzuwarten, dass Ihr es ihnen freiwillig gebt? Warum verschenkt Ihr Geld an dieses Ungeziefer?«
    »Das reicht. Ich werde nicht hier stehen und mir anhören, wie du die Kinder des Schöpfers beleidigst. Wer bist du, dass du andere verurteilst? Wer bist du, mit deinem vollen Bauch, dass du dir anmaßt zu beurteilen, was richtig ist? Du hast keine Ahnung, was diese Menschen durchgemacht haben, und doch bist du mit deinem Urteil schnell zur Hand.«
    Richard atmete befreiend durch und ermahnte sich noch einmal, was er mehr als alles andere bedenken musste: in Wirklichkeit war es nicht Nicci, die er beschützte.
    Aus seinem Rucksack förderte er einen Hemdsärmel zu Tage, befeuchtete ihn mit Wasser aus einem um seine Taille geschlungenen Schlauch und wischte ihr behutsam den blutverschmierten Mund und das Kinn ab. Sie zuckte zusammen, als er sich an ihr zu schaffen machte, ließ ihn ihre Wunde aber untersuchen, ohne zu protestieren.
    »Es ist nicht schlimm«, erklärte er ihr. »Nur eine Platzwunde im Mundwinkel. Haltet jetzt still.«
    Ruhig ließ sie über sich ergehen, wie er mit einer Hand ihren Kopf festhielt, während er ihr übriges Gesicht mit der anderen vom Blut säuberte.
    »Danke, Richard.« Sie zögerte. »Ich war sicher, einer von ihnen würde mir die Kehle durchschneiden.«
    »Warum habt Ihr nicht Euer Han benutzt, um Euch zu schützen?«
    »Hast du schon vergessen? Dafür hätte ich der Verbindung, die Kahlan am Leben hält, Kraft entziehen müssen.«
    Er sah in ihre blauen Augen. »Ja, wahrscheinlich. In diesem Fall möchte ich Euch danken, dass Ihr Euch zurückgehalten habt.«
    Nicci schwieg, als sie zu Fuß und ihre gesamten Habseligkeiten auf dem Rücken tragend die Stadt Wellig verließen. Trotz der Kälte dauerte es nicht lange, bis seine Stirn mit Schweißperlen übersät war.
    Schließlich hielt er es nicht länger aus. »Würde es Euch etwas ausmachen, mir zu erklären, was das eben zu bedeuten hatte?«
    Ihre Stirn zuckte. »Diese Menschen waren bedürftig.«
    Richard fasste seinen Nasenrücken zwischen Daumen und Zeigefinger und musste sich zusammenreißen, um nicht ausfallend zu werden. »Und deswegen habt Ihr ihnen unser ganzes Geld geschenkt?«
    »Bist du so eigensüchtig, dass du deinen Besitz mit niemandem teilen willst? Bist du so eigensüchtig, von den Hungernden zu verlangen, dass sie verhungern, von denen ohne Kleidung, dass sie erfrieren, von den Kranken, dass sie sterben? Bedeutet dir Geld mehr als ein Menschenleben?«
    Richard biss sich auf die Wangen, um seinen Zorn im Zaum zu halten. »Und die Pferde? Ihr habt sie praktisch verschenkt.«
    »Mehr konnten wir für sie nicht bekommen. Diese Menschen waren in Not. Unter den gegebenen Umständen war das das Beste, was wir tun konnten. Wir haben aus den edelsten Motiven gehandelt. Es war unsere Pflicht, unsere Selbstsucht hinten anzustellen und diesen Menschen mit Freuden das zu geben, was sie dringend benötigen.«
    Dort, wo sie in jenes Gebiet hineinmarschierten, das vor noch nicht langer Zeit die Ödnis, ein Ort ohne Wiederkehr, gewesen

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