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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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polierten Stiefel unerbittlich vorwärts drängte, bis sie, einer nach dem anderen, die brennenden Karren und Barrikaden passierten. Die donnernde Kolonne ließ sich von nichts aufhalten, sie erwartete, dass die Soldaten ihr Platz machten. Ihr voran wehten lange Wimpel an der Spitze vollkommen senkrechter Lanzen, Standarten und Fahnen knallten in der kalten Nachtluft. Die Erde erzitterte unter Hufen tausender Pferde, die über den blutgetränkten Boden stürmten. Die Kolonne wälzte sich dahin wie ein unmittelbar zuvor dem Grab entstiegenes Geisterheer.
    Orangefarbener und grauer Rauch, von hinten beleuchtet vom gespenstischen Schein der Lagerfeuer, waberte zu beiden Seiten fort, als die Reiterkolonne in lässigem Galopp mitten durch das Lager stürmte.
    Da erkannte Zedd, wer sie anführte.
    »Bei den Gütigen Seelen…«, flüsterte er laut.
    Aufrecht auf einem gewaltigen Ross an der Spitze der Kolonne saß, ein wallendes Fell wie eine Fahne im Sturm im Rücken, eine Frau in Lederrüstung.
    Kahlan.
    Selbst aus dieser Entfernung konnte Zedd den Widerschein des Lichts auf dem silber- und golddurchwirkten Heft des Schwertes der Wahrheit glänzen sehen, das hinter ihrer linken Schulter in die Höhe ragte.
    Ein eiskalter Schauder der Angst überlief ihn.
    Er spürte eine Hand auf seinem Arm, drehte sich um und sah Adie, ihre vollkommen weißen Augen wie gebannt von jenem Schauspiel, das sie allein mittels ihrer Gabe sah. Verna bahnte sich noch immer ihren gewundenen Pfad zwischen den Verwundeten hindurch, dicht gefolgt von Captain Meiffert und General Leiden, die sich beeilten, um ihr auf den Fersen zu bleiben.
    Die Kolonne erstreckte sich hinter Kahlans Rücken, soweit Zedds Augen reichten. Sie stürmte, immer mehr jubelnde Soldaten mit sich reißend, voran. Zedd schwenkte seine Arme, als sie alle auf ihn zuhielten, damit Kahlan ihn sah, offensichtlich hatte sie ihn schon die ganze Zeit im Blick gehabt.
    Die Pferde kamen schnaubend und stampfend und ihre gepanzerten Köpfe werfend vor ihm zum Stehen. Dampfwolken stiegen von ihren Nüstern auf, als sie ihren mächtigen, heißen Atem in die eiskalte Luft bliesen. Kräftige Muskeln spannten sich unter glänzenden Fellen, wenn sie im Erdreich scharrten. Die ungeduldig-hitzigen Tiere standen bereit, mit hin und her schlagenden Schweifen, die peitschengleich gegen ihre Flanken klatschten.
    Kahlan erfasste das sich ihr bietende Bild mit behutsam suchendem Blick. Aus allen Richtungen kamen Soldaten herbeigelaufen, und wer sich vor ihr versammelte, bestaunte sie aus großen Augen. Die Reiter waren Galeaner.
    Kahlan hatte bis auf weiteres den Platz ihrer Halbschwester Cyrilla als Königin Galeas angenommen – bis es Cyrilla wieder besser ging, sollte dies jemals noch geschehen. Kahlans Halbbruder, Harold, war Oberbefehlshaber der galeanischen Armee und lehnte die Krone ab, da er sich eher qualifiziert fühlte, seinem Land als Soldat zu dienen. In Kahlans Adern floss galeanisches Blut, auch wenn Angelegenheiten des Blutes für eine Konfessor nebensächlich waren. Für Galeaner dagegen waren sie keineswegs so nebensächlich.
    Kahlan schwang ihren Fuß über den Hals des Pferdes und ließ sich zu Boden gleiten. Das Hallen ihrer Stiefel verkündete die Ankunft der Mutter Konfessor wie mit einem Hammerschlag. Cara, in ihrer roten Lederkluft und mit ihrem Fellüberwurf ähnlich gewandet, sprang in gleicher Manier von ihrem Pferd.
    Ringsum standen, gespannt schweigend, schlachtmüde Soldaten. Dies war nicht einfach nur die Mutter Konfessor, dies war die Gemahlin des Lord Rahl.
    Als er in ihre grünen Augen blickte, glaubte Zedd für einen winzigen Augenblick, sie würde sich ihm in die Arme werfen und hilflos in Tränen ausbrechen. Er irrte sich.
    Kahlan streifte ihre Handschuhe ab. »Berichtet.«
    Sie trug eine tarnfarbenschwarze leichte Lederrüstung, ein königlichgaleanisches Schwert an ihrer linken Hüfte sowie ein langes Messer an ihrer rechten. Ihre dichte Haarflut ergoss sich unübersehbar über ihren Wolfspelzüberwurf, den sie über einem schwarzen Wollumhang trug. In den Midlands galt die Haarlänge einer Frau als ein Zeichen ihres Ranges und ihrer sozialen Stellung. Keine Frau aus den Midlands trug das Haar so lang wie Kahlan, dennoch war es das Heft des hinter ihrer Schulter in die Höhe ragenden Schwertes, das Zedds Blick gefangen hielt.
    »Kahlan«, sagte er leise, als sie näher trat. »Wo ist Richard?«
    Aller Schmerz, den er in jenem kurzen Augenblick gesehen hatte,

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