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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Schwester aufgetrieben hatte. Deren Wegbeschreibung folgend, wanderte Kahlan zwischen etlichen Zelten hindurch, bis sie die dicht mit jungen Bäumen bestandene Stelle erreichte, wo sie die winzige Pultdachhütte fand, die man zum Schutz gegen Wind und Wetter inmitten der Zweige errichtet hatte.
    Sie ging in die Hocke, spähte hinein und betrachtete das Deckenbündel, das sie im Licht der nahen Lagerfeuer gerade eben erkennen konnte.
    »Holly? Bist du da drinnen?«
    Ein kleiner Kopf kam zum Vorschein. »Mutter Konfessor?« Das Mädchen bibberte vor Kälte. »Was ist denn? Braucht Ihr mich?«
    »Ja, das tue ich tatsächlich. Komm mit mir, bitte.« Holly krabbelte in eine Decke gewickelt heraus. Kahlan ergriff ihre kleine Hand und führte sie schweigend zurück zu ihrem Zelt. Holly machte große, runde Augen, als Kahlan sie hineinbat. Vor dem kleinen Tisch blieb das Mädchen wie angewurzelt stehen, um Seele staunend zu betrachten.
    »Gefällt sie dir?«, fragte Kahlan.
    Zitternd vor Kälte strich Holly ehrfürchtig mit ihren zierlichen Fingern über Seeles Arm. »Wo habt Ihr nur so etwas Wunderschönes her?«
    »Das hat Richard für mich geschnitzt.«
    Holly löste ihren Blick von der kleinen Statue und sah zu Kahlan hoch. »Ich vermisse Richard.« In der stillen Luft im Inneren des Zeltes konnte Kahlan Hollys Atem sehen. »Er ist immer nett zu mir gewesen. Eine Menge Leute waren ziemlich gemein, aber Richard ist immer nett gewesen.«
    Unvermutet verspürte Kahlan einen kummervollen Stich. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie auf Richard zu sprechen kommen würden.
    »Was wollt Ihr denn von mir, Mutter Konfessor?«
    Kahlan riss sich aus ihren sorgenvollen Gedanken und lächelte. »Ich war stolz auf dich, wie du heute mitgeholfen hast, uns alle zu retten. Ich habe dir versprochen, dass du dich wärmen kannst. Heute Abend ist es soweit.«
    Dem Mädchen klapperten die Zähne. »Wirklich?«
    Kahlan legte das Schwert der Wahrheit auf die andere Seite des Bettes, dann zog sie einige ihrer schwereren Kleidungsstücke aus, löschte die Lampe und setzte sich auf das strohgefüllte Nachtlager. Der Schein der nahen Lagerfeuer ließ die Zeltwände in mattem Licht erglühen.
    »Komm, klettere zu mir ins Bett. Heute Nacht wird es sehr kalt werden. Ich brauche dich, um mich zu wärmen.«
    Holly musste nicht lange überlegen.
    Kahlan legte sich auf die Seite, zog erst Hollys Rücken an ihren Bauch, dann den Sack mit den aufgeheizten Kieselsteinen an das Mädchen heran. Als Holly daraufhin den Sack mit den Armen umschlang, ließ die Begeisterung über die Wärme sie wohlig aufstöhnen. Kahlan musste lächeln, als sie das zufriedene Seufzen hörte.
    Sie lächelte noch lange und genoss die schlichte Freude, zu wissen, dass Holly sich warm und geborgen fühlte. Die Anwesenheit des dicht an ihren Körper geschmiegten Mädchens half Kahlan, all die entsetzlichen Dinge zu vergessen, die sie an diesem Tag gesehen hatte.
    Hoch oben in den Bergen stimmte ein einzelner Wolf sein langes, einsames Geheul an. Das Echo hallte verklingend durch das Tal, um mit verzweifelter Hartnäckigkeit immer wieder aufs Neue zu beginnen.
    Jetzt, da sein Schwert hinter ihrem Rücken lag, wanderten ihre Gedanken zu Richard. Während sie an ihn dachte und sich fragte, ob er in Sicherheit war, weinte sie sich leise in den Schlaf.
    Am nächsten Tag zog der Schnee von den höher gelegenen Bergen herunter und wütete in den südlichen Regionen der Midlands. Die Unwetter tobten zwei volle Tage lang; in der zweiten Schneesturmnacht teilte Kahlan ihr Zelt mit Holly, Valery und Helen. Sie hockten unter Decken, aßen Eintopf, sangen Lieder, erzählten sich Geschichten von Prinzen und Prinzessinnen und schliefen dicht aneinandergeschmiegt, um sich zu wärmen.
    Als die Schneestürme schließlich mit einem trüben Sonnenaufgang endeten, reichten die Schneeverwehungen vor den meisten größeren Zelten auf der dem Wind zugewandten Seite bis an die Firststange; die kleineren waren völlig darunter begraben. Während der darauf folgenden Wochen zog ein Sturm nach dem anderen über sie hinweg und schneite sie immer mehr ein. Bei diesen Witterungsbedingungen war es schwierig, zu kämpfen oder auch nur eine Armee über eine größere Strecke marschieren zu lassen. Kundschafter berichteten, die Imperiale Ordnung habe sich einen Wochenmarsch weit nach Süden zurückgezogen.
    Die Versorgung der Geblendeten würde eine schwere Belastung sein. Einen Tagesmarsch im Umkreis jener Stelle,

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