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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Ihr lasst ihn besser ausreden.«
    Kahlan bedeutete dem Mann, vorzutreten. Forsch trat er an ihren Tisch und nahm zackig Haltung an.
    »Lasst hören, was Ihr zu berichten habt, Corporal Hayes.«
    Sein Gesicht war kreidebleich, und trotz der Kälte schwitzte er.
    »Mutter Konfessor, mein Kundschaftertrupp stand unten im Südwesten, beobachtete die aus der Wildnis herführenden Straßen für den Fall, dass die Imperiale Ordnung versuchen sollte, uns in weitem Bogen zu umgehen. Um es kurz zu machen, wir haben eine Kolonne erspäht, die sich auf dem Weg nach Westen befand, um die Ordenstruppen zu verstärken und mit Vorräten zu versorgen.«
    »Ihre Armee ist riesig«, erwiderte Kahlan. »Es ist ganz natürlich, dass sie Nachschub aus ihrer Heimat kommen lassen, um ihre Kriegsbeute zu ergänzen. Und eine Nachschubkolonne würde gewiss auch von einem Geleittrupp gesichert werden.«
    »Ich blieb ihnen eine Woche lang auf den Fersen, um ihre korrekte Zahl zu ermitteln.«
    »Wie viele waren es?«, fragte Kahlan.
    »Weit über eine Viertelmillion Mann, Mutter Konfessor.«
    Kahlans Haut prickelte, als ob eisige Nadeln darüber tanzten.
    »Wie viele?«, fragte Verna.
    »Wenigstens Zweihundertfünfzigtausend Mann unter Waffen, dazu Fahrer, sowie Zivilisten mit Vorräten.«
    Alles, worauf sie hingearbeitet hatten, all die Opfer, all die Mühen, um die Imperiale Ordnung zu dezimieren, waren mit einem Schlag zunichte gemacht worden. Mehr als zunichte gemacht worden, denn die feindlichen Truppen waren nahezu noch einmal um dieselbe Zahl an Männern angewachsen.
    »Gütige Seelen«, sagte Kahlan leise, »Wie viele Männer kann die Imperiale Ordnung denn noch gegen uns ins Feld führen?«
    Als sie Warrens Blick begegnete, wusste sie, dass selbst diese Zahl für ihn alles andere als eine Überraschung war.
    Warren deutete auf den Kundschafter. »Hayes hat nur die erste Gruppe zu Gesicht bekommen. Die Männer, die wir gefangen nehmen konnten, haben uns von den Verstärkungen berichtet. Erst waren wir nicht sicher, ob sie uns die Wahrheit erzählen – wir dachten, sie wollten uns vielleicht Angst einjagen –, aber dann stießen wir auf Corporal Hayes, der sich gerade auf dem Rückweg befand, und führten noch ein paar Verhöre und Erkundungsgänge durch – weshalb sich unsere Rückkehr auch verspätet hat.«
    »Eine weitere Viertelmillion…« Kahlan ließ den Satz unbeendet. Alles erschien ihr so hoffnungslos.
    Warren räusperte sich. »Das ist nur die erste Kolonne frischer Truppen; weitere sind bereits unterwegs.«
    Kahlan ging zum Kamin, wärmte sich die Hände und starrte in die Flammen. Sie stand genau unter der kleinen Figur, die Richard zu ihrer Aufmunterung geschnitzt hatte. Wie gerne hätte sich Kahlan in diesem Augenblick an das Gefühl trotzigen Widerstands erinnert, für das Seele stand. Ihr war, als bliebe ihr als einziger Ausweg nur der Tod.
    Die Nachricht von den Verstärkungen für die Imperiale Ordnung und vom Abzug der Galeaner und Keltonier breitete sich in Windeseile im gesamten Lager aus. Kahlan, Zedd, Warren, Verna, Adie, General Meiffert sowie all die anderen Offiziere verschwiegen den Männern nichts. Diese Männer riskierten Tag für Tag ihr Leben und hatten ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Wenn Kahlan durch das Lager ging und ein Soldat mutig genug war, sie darauf anzusprechen, erklärte sie ihm alles, was sie wusste. Obwohl sie zugleich versuchte, ihnen Selbstvertrauen einzuflößen, log sie sie niemals an.
    Die Männer kämpften schon so lange, dass Angst für sie ein Fremdwort war. Die gedrückte Stimmung wurde zu einem fast mit den Händen greifbaren Leichentuch, unter dem jede Spur von Leben zu ersticken drohte. Wie benommen gingen sie ihrer Arbeit nach, nahmen ihr Schicksal hin, das jetzt besiegelt schien, und fügten sich ins Unvermeidliche. Die Neue Welt bot ihnen keinen Schutz, keinen sicheren Ort, nichts, wo sie sich vor der uneingeschränkten Bedrohung der Imperialen Ordnung noch hätten verstecken können.
    Kahlan zeigte den Soldaten ein entschlossenes Gesicht, sie hatte keine andere Wahl. Captain Ryan und seine Männer hatten eine ähnlich verzweifelte Lage schon einmal durchgestanden und waren über die Neuigkeiten weniger beunruhigt. Sterben konnten sie nicht mehr, denn sie waren schon lange tot. Die jungen Galeaner hatten, gemeinsam mit Kahlan, einen Todesschwur geleistet, und konnten erst wieder zum Leben erweckt werden, wenn die Imperiale Ordnung endgültig vernichtet war.
    Nichts

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