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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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dass ausgerechnet eine Schwester der Finsternis sich um das Böse sorgte, machte sich aber nicht die Mühe nachzufragen.
    Die Schlange kam nur langsam voran. Die Frau vor ihm, durch ihr Getuschel misstrauisch geworden, warf einen bitterbösen Blick über ihre Schulter.
    Richard erwiderte ihren Blick mit einem freundlichen Lächeln.
    »Guten Tag, Ma’am.« Ihr schwermütiger, düsterer Blick verlor angesichts seines strahlenden Grinsens ein wenig von seiner Härte. »Wir sind neu in der Stadt« – er deutete hinter sich – »meine Frau und ich. Ich bin auf Arbeitssuche, aber natürlich brauchen wir auch ein Zimmer. Wisst Ihr vielleicht, was ein junges Paar, das fremd ist in der Stadt, tun könnte, um an ein Zimmer zu kommen?«
    Ihre Leinentasche mit beiden Händen festhaltend, vollführte sie eine halbe Drehung, ließ die Arme sinken und lehnte sich mit beiden Schultern an die Wand. Ihre Tasche enthielt nichts außer einer gelblichen Käseecke. Offenbar waren Richards Lächeln und sein freundlich verbindlicher Ton – so aufgesetzt beides war – so ungewöhnlich, dass sie sich außer Stande sah, ihr abweisendes Benehmen aufrechtzuerhalten.
    »Ihr braucht unbedingt eine Arbeit, wenn Ihr Euch Hoffnung auf ein Zimmer machen wollt. Zurzeit, da all die vielen neuen Arbeitskräfte, die, bedingt durch den Überfluss, den der Orden in seiner Weisheit bereit hält, hierher kommen, gibt es in der Stadt nicht genug Zimmer. Wenn Ihr arbeitstauglich seid, müsst Ihr auch Arbeit haben, dann setzt man Euren Namen auf eine Liste.«
    Immer noch lächelnd kratzte sich Richard am Kopf, während die Schlange langsam vorwärts schlurfte. »Ich kann es gar nicht abwarten, zu arbeiten.«
    »Es ist einfacher, ein Zimmer zu bekommen, wenn man nicht arbeiten kann«, vertraute ihm die Frau an.
    »Aber habt Ihr nicht gerade gesagt, man braucht unbedingt Arbeit, wenn man sich Hoffnung auf ein Zimmer machen will?«
    »Das stimmt, vorausgesetzt Ihr seid arbeitstauglich, und das scheint ja der Fall zu sein. Wer bedürftig ist, weil er nicht für sich selber sorgen kann, hat von Rechts wegen einen Anspruch auf Mildtätigkeit und auf einen besseren Listenplatz – mein Mann, zum Beispiel, der arme Kerl. Er leidet fürchterlich unter Schwindsucht.«
    »Das tut mir Leid«, sagte Richard.
    Sie nickte; die Schwere ihrer Bürde schien sie zu erdrücken. »Es ist der Menschheit jämmerliches Los, zu leiden, daran kann man nichts ändern. Deshalb hat es auch gar keinen Sinn, es zu versuchen, denn erst im nächsten Leben erhalten wir unseren Lohn. In diesem Leben ist es die Pflicht jedes Einzelnen, der dazu fähig ist, den unglücklichen Not leidenden Seelen beizustehen. Auf diese Weise verdienen sich die Tüchtigen ihren Lohn im nächsten Leben.«
    Richard widersprach ihr nicht. Sie drohte ihm mit erhobenem Finger.
    »Wer arbeiten kann, ist es denen, die das nicht können, schuldig, sein Möglichstes zum Wohle aller beizutragen.«
    »Ich kann arbeiten«, versicherte Richard ihr. »Wir kommen aus … einer kleinen Ortschaft. Wir sind einfache Leute – aus einer Farmersfamilie. Wie kennen uns in diesen Dingen, wie man es anstellt, in der Stadt Arbeit zu finden, nicht besonders gut aus.«
    »Der Orden hat den Menschen Arbeit im Überfluss gegeben«, warf ein hinter Nicci stehender Mann ein und lenkte damit Richards Aufmerksamkeit auf sich. Die geölte Leinenjacke des Mannes war bis zum Hals zugeknöpft. Seine großen braunen Augen blinzelten träge wie die einer wiederkäuenden Kuh, ein Eindruck, den sein sich beim Sprechen seitlich verschiebender Unterkiefer noch unterstrich. »Der Orden nimmt jeden mit offenen Armen auf, der sich an unserem Kampf beteiligen will, aber er muss – wie es dem Wunsch des Schöpfers entspricht – die Bedürfnisse der anderen achten und sich in angemessener Form um Arbeit bemühen.«
    Richard lauschte den salbungsvollen Erklärungen des Mannes mit knurrendem Magen. »Erst einmal muss man einem bürgerlichen Arbeiterkollektiv angehören; es vertritt die Rechte der Bürger des Ordens. Für die Genehmigung, dem Arbeiterkollektiv beizutreten, müsst Ihr vor einem Prüfungsausschuss sowie vor einer Eignungskommission erscheinen, wo Ihr erfahrt, welcher Sprecher des bürgerlichen Arbeiterkollektivs bereit ist, für Euch zu bürgen. Das müsst Ihr tun, bevor Ihr auf Arbeitssuche gehen könnt.«
    »Warum kann ich nicht einfach irgendwohin gehen und mich vorstellen? Wieso kann man mich nicht einstellen, wenn ich den Anforderungen

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