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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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hat, stehen angeblich Neuankömmlingen zur Verfügung, nicht nur irgendwelchen in eine Liste eingetragenen Personen. Es werden doch Arbeiter gebraucht, dann sollten sie auch ein wenig genauer dafür Sorge tragen, dass diese Häuser tatsächlich frei sind. Verstehst du jetzt, Richard? Verstehst du, wie schwierig es für normale Menschen ist, sich im Leben durchzuschlagen?«
    Richard, die Hände tief in den Taschen vergraben und die Schultern gegen Wind und Regen hochgezogen, fragte: »Und wie kommen wir jetzt auf eine solche Liste?«
    »Wir werden eine Quartierstelle aufsuchen und einen Antrag auf ein Zimmer stellen müssen. Anschließend kann man uns dann auf eine Obdachliste setzen.«
    Das klang einfach, wie sich jedoch herausstellte, waren die Dinge weitaus komplizierter, als sie sich anhörten.
    »Wie soll uns ein Platz auf einer solchen Liste eine Unterkunft verschaffen, wenn es nicht genügend Zimmer gibt?«
    »Es sterben doch ständig Menschen.«
    »Hier gibt es Arbeit, deswegen sind wir schließlich hergekommen – genau wie alle anderen. Ich werde hart arbeiten, dann können wir es uns leisten, mehr zu bezahlen. Noch haben wir ein wenig Geld. Wir müssen bloß ein Haus finden, wo man ein Zimmer zum richtigen Preis vermietet – ohne diesen ganzen Unfug mit den Listen.«
    »Bist du wirklich so unmenschlich, Richard? Wie sollen denn die weniger vom Glück Begünstigten jemals ein Zimmer finden? Der Orden legt die Preise fest, um den Wucherern das Handwerk zu legen. Er sorgt dafür, dass es keine Günstlingswirtschaft gibt. Das erzeugt Gerechtigkeit für alle. Wir müssen bloß auf eine Zimmerliste gelangen, dann wird sich alles weitere finden.«
    Den Blick im Gehen auf die glänzenden Pflastersteine gesenkt, fragte sich Richard, wie lange sie wohl auf eine Unterkunft warten mussten, bis ihr Name auf der Liste ganz nach oben geklettert war. Ihm schien, als müssten eine Menge Menschen sterben, bevor sein und Niccis Name für ein Zimmer in Frage käme – während wieder andere darauf warteten, dass auch sie endlich krepierten.
    Er wich erst zur einen, dann zur anderen Seite aus, um nicht mit dem Menschenstrom zusammenzustoßen, der, bemüht, nicht in den Straßenkot zu treten, auf dem Weg in die entgegengesetzte Richtung an ihnen vorüberwirbelte. Wieder einmal zog er in Erwägung, draußen vor der Stadt zu bleiben – viele taten das. Es gab jedoch massenhaft Banditen und Verzweifelte, die wiederum von jenen zehrten, die gezwungen waren, unter freiem Himmel zu kampieren, wo es keine Stadtwache gab. Wäre Nicci dieser Idee nicht abgeneigt gewesen, Richard hätte weiter außerhalb einen Platz gesucht und einen Unterschlupf gebaut, vielleicht zusammen mit ein paar anderen, um sich so gemeinsam allen Ärger vom Leib zu halten.
    Die Idee stieß bei Nicci auf keinerlei Verständnis, denn sie wollte unbedingt in der Stadt leben, in die gewaltige Menschenmassen auf der Suche nach einem besseren Leben strömten. Es gab Listen, in die man sich eintragen, Schlangen, wo man sich anstellen musste, wenn man irgendwelche Amtspersonen sprechen wollte. Die Chancen dafür standen besser, behauptete sie, wenn man ein Zimmer in der Stadt hatte.
    Es wurde allmählich spät. Die Schlange vor der Bäckerei reichte bis zur Tür heraus und ein Stück um den Häuserblock herum.
    »Wieso stehen all diese Menschen Schlange?«, raunte Richard Nicci zu. Jeden Tag bot sich ihnen dasselbe Bild, wenn sie ein Brot kaufen wollten.
    Sie zuckte mit den Achseln. »Vermutlich gibt es nicht genug Bäckereien.«
    »Angesichts dieser Massen von Kunden sollte man meinen, dass mehr Leute eine Bäckerei eröffnen wollen.«
    Nicci beugte sich ganz nah zu ihm, während ein tadelnd missbilligender Blick ihre Miene verfinsterte. »Die Welt ist nicht so einfach, wie du sie gerne hättest, Richard. Früher verhielt es sich so in der Alten Welt; man gestattete der verderbten Natur des Menschen zu gedeihen. Die Menschen legten die Preise für ihre Waren eigenhändig fest – wobei ihr einziges Interesse Habgier war, und nicht etwa das Wohl ihrer Mitmenschen. Nur die Wohlhabenden konnten es sich leisten, Brot zu kaufen. Jetzt sorgt die Imperiale Ordnung dafür, dass jeder die Dinge des täglichen Bedarfs zu einem gerechten Preis erhält. Der Orden kümmert sich um alle, nicht nur um die, die sich einen unlauteren Vorteil verschafft haben.«
    Stets schien sie die Leidenschaft zu packen, wenn sie von der verderbten Natur des Menschen sprach. Richard wunderte sich,

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