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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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entspreche?«
    »Nur weil Ihr vom Land seid, heißt das noch lange nicht, dass Ihr nicht darauf achten müsstet, zum größeren Wohl des Ordens beizutragen.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Richard. »Aber ich habe immer auf eigene Rechnung gearbeitet – und Land bewirtschaftet, um meine Mitmenschen mit Lebensmitteln zu versorgen, wie es unsere Pflicht ist. Ich weiß nicht, ob größere Betriebe so etwas machen.«
    Das Zwinkern der großen braunen Augen setzte vorübergehend aus. Argwöhnisch musterte der Mann ihn einen Augenblick, dann nahmen seine Augen wieder ihren abwesenden Ausdruck an. Sein Kiefer verfiel abermals in seine mahlenden Bewegungen, während er seine Worte bedächtig hervorkaute.
    »Die vorrangige Verantwortung der Betriebe besteht darin, auf die Bedürfnisse der Menschen zu reagieren, zum öffentlichen Wohl beizutragen und die Gerechtigkeit zu wahren. Es geht um sehr viel mehr als um die Verfolgung eng begrenzter, wirtschaftlicher Ziele.«
    »Verstehe«, sagte Richard. »Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr mir verraten könntet, wie ich es richtig anstellen muss.« Er schaute kurz zu Nicci hinüber. »Ich möchte ein guter Bürger sein und alles richtig machen.«
    Der Stolz des Mannes auf seine Erläuterungen, und die Art und Weise, wie seine großen Augen immer hektischer zu blinzeln begannen, während er das Gesagte lang und breit kommentierte, ließ Richard vermuten, dass der Mann auf irgendeine Weise an diesem verworrenen Prozess beteiligt war. Richard wagte nicht zu fragen, wie man einen Sprecher des bürgerlichen Arbeiterkollektivs dazu bewegte, für einen zu bürgen. Die Schlange schob sich Zoll um Zoll voran, während der Mann unterschiedliche Arten von Arbeit bis in die feinsten Einzelheiten erklärte, was für jede einzelne benötigt wurde, und wie all dies zum Wohle jener gereichte, die innerhalb des Ordens der Imperialen Ordnung und unter der Gnade des Schöpfers lebten.
    Während er seine Informationen eintönig leiernd und doch mit einer gewissen selbstgefälligen Zufriedenheit weitergab, beobachtete Nicci heimlich, aber kommentarlos Richard, der den Verhaltensregeln lauschte. Jeden Augenblick schien sie zu erwarten, dass seine Höflichkeit in tödlichen Zorn umschlug, doch Richard wusste, es war sinnlos, diesem Mann zu widersprechen, daher blieb er höflich.
    Wie sich herausstellte, schien der Mann, dessen Name Mr. Gudgeons lautete, am besten über die Arbeiter im Steinbruch informiert zu sein. Da Richard nur wenig über Steinbrüche wusste, vertrieb er sich die Wartezeit in der Schlange damit, ein paar Fragen zu stellen, deren – wortreiche – Beantwortung Mr. Gudgeons offenbar größtes Vergnügen bereitete.
    Das Geschäft hatte zu wenig Brot und schloss, bevor sie welches kaufen konnten. Die Schlange der Wartenden löste sich unter allgemeinem Gemurmel, mit dem sie sich ausgiebig über ihr jammervolles Los beklagten, im strömenden Regen auf. Richard bedankte sich bei der Frau und Mr. Gudgeons, bevor er und Nicci weitergingen.
    An einer Querstraße blieb Richard stehen, während Nicci ihren Zettel mit der Zimmerliste studierte. Ringsum ragten die klotzigen Umrisse von Gebäuden aus der Dunkelheit. Die rote Farbe an der Seitenwand eines Gebäudes war so verschossen, dass die dort aufgemalte Figur einem errötenden Gespenst ähnelte; der verblichene Kalkanstrich der Schrift unter dem langsam dahinschwindenden Mann war nicht mehr zu entziffern.
    Männer, die vorüberkamen, stierten Nicci in ihren nassen, am Körper anliegenden Kleidern an, ohne ihr ein einziges Mal ins Gesicht zu sehen. Das Haar klebte auf ihrem Kopf, ihr Unterkiefer bibberte, und ihre Hände zitterten, trotzdem beklagte sie sich nie, wie alle anderen, über das Wetter. Man hatte ihnen mitgeteilt, dass sie vor dem nächsten Tag keine andere Liste mit neuen, erst kürzlich frei gewordenen Zimmern mehr bekommen konnten, daher versuchte Nicci zu verhindern, dass ihre jetzige in Fetzen ging, was in dem Regen jedoch letztlich ein aussichtsloser Kampf war.
    Räudige Pferde stapften schwerfällig durch den Matsch, Karren hinter sich herziehend, von denen manch einer unter dem Gewicht seiner Ladung ächzte und stöhnte. Nur die wichtigsten Hauptverkehrsstraßen, so wie jene, auf der sie sich gerade befanden, waren breit genug, um Pferdegespanne und große Karren problemlos in beiden Richtungen passieren zu lassen. Manche Straßen waren gerade so breit, dass die Karren sie in einer Richtung durchfahren konnten; einige von

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