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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Widerspruchs, der Ermahnung oder auch nur des Kommentars, diesmal jedoch hämmerte sie hartnäckig gegen die Tür, statt auf ihn zu hören. Der Anstrich blätterte schichtenweise unter ihren Knöcheln ab, in allen Farben von Blau über Gelb bis hin zu Rot.
    »Es ist Eure Pflicht«, rief Nicci gegen die geschlossene Tür. »Ihr habt kein Recht, uns abzuweisen.« Es erfolgte keine Antwort. »Dann werden wir Euch eben melden.«
    Die Tür öffnete sich erneut einen Spalt weit. Das Auge spähte bedrohlich funkelnd heraus.
    »Hat er Arbeit?«
    »Nein, aber…«
    »Dann verschwindet, alle beide – oder ich melde euch!«
    »Und weswegen, wenn ich fragen darf?«
    »Hör mal, Frau, ich habe ein Zimmer, aber das muss ich für Leute zurückhalten, die ganz oben auf der Liste stehen.«
    »Woher wollt Ihr wissen, dass wir nicht ganz oben auf der Liste stehen?«
    »Weil ihr das in diesem Fall gleich als Erstes gesagt und mir eure Bewilligung mit dem Siegel darauf gezeigt hättet. Wer oben auf der Liste steht, wartet schon seit geraumer Zeit auf eine Unterkunft. Ihr dagegen seid nichts weiter als Diebe, die versuchen, einem rechtschaffenen, gesetzestreuen Bürger seine Unterkunft wegzuschnappen. Und jetzt verschwindet, sonst notiere ich eure Namen für den Quartierverwalter.«
    Wieder fiel die Tür krachend ins Schloss. Die Drohung, ihre Namen könnten erfasst werden, schien Niccis Durchsetzungswillen einen beträchtlichen Dämpfer aufzusetzen. Sie seufzte beleidigt, schließlich entfernten sie sich über die durchhängenden, unter ihren Füßen knarrenden und ächzenden Dielen. Wenigstens waren sie für eine kurze Weile aus dem Regen rausgekommen.
    »Wir werden einfach weitersuchen müssen«, meinte sie zu ihm. »Wahrscheinlich wäre es hilfreich, wenn du erst einmal eine Arbeit fändest. Vielleicht kannst du dich morgen nach Arbeit umsehen, während ich weiter auf Zimmersuche gehe.«
    Wieder draußen im kalten Regen, überquerten sie die schlammige Straße zum gepflasterten Gehweg auf der anderen Seite. Es gab noch andere Häuser, in denen sie nachfragen konnten, Richard machte sich jedoch keine Hoffnungen mehr auf ein Zimmer; längst hatte er zu zählen aufgehört, wie oft man ihnen schon die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte. Aber Nicci wollte unbedingt eins, also setzten sie ihre Suche fort.
    Das Wetter sei ungewöhnlich kalt für so weit südlich in der Alten Welt, hatte Nicci ihm erklärt. Es hieß, die Kälteperiode und der Regen würden bald vorüber sein. Noch wenige Tage zuvor war es drückend heiß gewesen, daher hatte Richard keinen Grund, an ihrer Einschätzung zu zweifeln. Es verwirrte ihn, mitten im tiefsten Winter Wälder und Felder mit üppig grüner Vegetation zu sehen. Einige wenige Bäume hatten der Jahreszeit entsprechend ihre Blätter abgeworfen, die meisten aber präsentierten sich in ihrer vollen Pracht.
    So weit südlich in der Alten Welt, wie sie derzeit waren, wurde es nie so kalt, dass es fror. Die Leute blickten ihn nur völlig verständnislos an, wenn er von Schnee erzählte. Erklärte Richard daraufhin, Schnee bestehe aus Flocken gefrorenen Wassers, das vom Himmel fiel und sich wie eine weiche Decke über die Erde legte, reagierten manche Leute verärgert, weil sie glaubten, er wolle sie auf den Arm nehmen.
    Zuhause, das wusste er, wütete im Augenblick der Winter. Das Wissen, dass Kahlan höchstwahrscheinlich warm und gemütlich in der von ihm erbauten Hütte saß, bescherte ihm ein Gefühl innerer Ruhe; in diesem Licht betrachtet, war nichts in seinem neuen Leben so wichtig, dass es ihn bedrücken konnte. Kahlan hatte genug zu essen, genug Feuerholz, um nicht zu frieren, und Cara als Gesellschaft; vorübergehend war sie in Sicherheit. Der Winter würde allmählich zu Ende gehen, und im Frühling würde sie die Hütte verlassen können. Seine Gedanken und Erinnerungen an sie waren sein einziger Trost.
    Die engen Gassen wurden von einem chaotischen Gemisch von Obdachlosen bevölkert, die jedes Stückchen festen Materials, dessen sie habhaft werden konnten, dazu verwendeten, ein behelfsmäßiges Dach über ihren Köpfen zu errichten. Völlig durchnässte Decken dienten als Wände. Vermutlich konnten auch er und Nicci auf diese Weise weiterexistieren, er hatte jedoch Angst, Nicci könnte in der Kälte und Nässe krank werden – und befürchtete, dass dann auch Kahlan erkranken würde.
    Nicci sah auf das Blatt Papier, das sie bei sich trug. »Die Häuser in dem Verzeichnis, das man uns mitgegeben

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