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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Stolz und bringst das Haus in Ordnung?«
    »Er ist der Hauswirt, nicht der Eigentümer. Der Mann, dem es gehörte, war ein geldgieriger Bastard, der mehr Miete haben wollte, als viele sich leisten konnten. Der Orden hat das Haus übernommen, und der Besitzer wurde wegen seiner Verbrechen an den Menschen zu Tode gefoltert. Meinem Vater hat man anschließend den Posten des Wirts übertragen. Wir verwalten diese Bruchbude nur, um armen Narren wie dir zu helfen, die kein Dach über dem Kopf haben; wir haben kein Geld, um das ganze Gebäude hier auf Vordermann zu bringen.«
    »Geld?« Richard zeigte auf die Tür. »Braucht man etwa Geld, um den Müll fortzuräumen, den jemand im Flur liegen gelassen hat?«
    »Ich habe ihn nicht dort hingeschmissen.«
    »Und diese Wände – es kostet kein Geld, die Wände abzuwaschen. Sieh dir diese Zimmerdecke an; sie ist seit mindestens einem Jahrzehnt nicht mehr abgewaschen worden.«
    »Ich bin keine Putzfrau, verdammt.«
    »Und was ist mit der Treppe vor der Eingangstür? Irgendjemand wird sich noch den Hals auf ihr brechen, vielleicht du oder dein Vater. Warum tust du nicht zur Abwechslung einmal etwas Sinnvolles und reparierst sie?«
    »Hab ich doch schon gesagt, wir haben kein Geld für Reparaturen.«
    »Dazu braucht man kein Geld. Du brauchst sie bloß auseinanderzunehmen, die Verbindungen zu säubern, und ein paar neue Winkel einzusetzen. Die kann man aus irgendeinem Stück Holzabfall sägen, der hier überall rumliegt.«
    Der junge Bursche wischte sich die Hände an seiner Hose ab. »Wenn du so schlau bist, wieso reparierst du dann nicht die Treppe?«
    »Gute Idee. Das werde ich auch tun.«
    »Ach?« Sein höhnisches Grinsen kehrte zurück. »Ich glaube dir kein Wort.«
    »Morgen, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, werde ich die Treppe reparieren. Wenn du kommst, zeige ich dir, wie man das macht.«
    »Vielleicht komme ich bloß, um zu sehen, wie irgendein Trottel sich die Mühe macht, etwas zu reparieren, das nicht einmal ihm gehört, und das auch noch umsonst.«
    »Ich mache das nicht umsonst. Ich mache es, weil auch ich die Treppe benutze, und weil ich mich an dem Ort, wo ich wohne, wohlfühlen möchte. Mir ist es nicht egal, ob meine Frau hinfällt und sich ein Bein bricht. Aber falls du kommst, um zu lernen, wie man eine Treppe repariert, wirst du dir aus Achtung vor den Frauen im Haus ein Hemd anziehen.«
    »Und wenn ich dir zusehen komme und nicht wie ein alter Mummelgreis ein dämliches Hemd anhabe?«
    »In diesem Fall hätte ich nicht genug Achtung vor dir, um dir zu zeigen, wie man die Treppe repariert, und du würdest nichts lernen.«
    »Und wenn ich gar nichts lernen will?«
    »Dann hätte ich stattdessen etwas über dich gelernt.«
    Er verdrehte seine dunklen Augen. »Wieso sollte es mich interessieren zu lernen, wie man irgendeine blöde Treppe repariert?«
    »Du musst dich nicht unbedingt dafür interessieren, wie man eine Treppe repariert, aber wenn du dir selbst nicht völlig gleichgültig bist, solltest du daran interessiert sein, etwas zu lernen – auch wenn es ganz einfache Dinge sind. Man entwickelt nur dann ein Gefühl des Stolzes, wenn man etwas vollbringt, und sei es nur die Reparatur einer alten Treppe.«
    »Ach ja? Ich bin auch so stolz auf mich.«
    »Du schüchterst Menschen ein und verwechselst deren Reaktion mit Respekt. Andere Menschen können dir keine Selbstachtung geben, nicht einmal andere Menschen, denen du etwas bedeutest. Alles, was du im Augenblick kannst, ist rumstehen und ein dummes Gesicht machen.«
    Er verschränkte die Arme. »Willst du etwa behaupten, ich bin…«
    Richard stieß dem jungen Burschen einen Finger gegen die Brust und drängte ihn einen Schritt zurück. »Du hast nur ein Leben. Ist das alles, was du dir davon erhoffst – herumstehen und Leute beschimpfen und ihnen mit deiner Bande Angst einjagen? Mehr erhoffst du dir nicht von dem einzigen Leben, das du hast?
    Jeder, der sich ein wenig mehr von seinem Leben erhofft, der seinem Leben einen Sinn geben möchte, hätte Interesse daran, etwas zu lernen. Morgen werde ich diese Treppe reparieren. Morgen werden wir sehen, aus welchem Holz du geschnitzt bist.«
    Der junge Bursche verschränkte abermals die Arme und nahm eine trotzige Haltung an. »Ach ja? Vielleicht möchte ich meine Zeit ja lieber mit meinen Kumpels verbringen.«
    Richard zuckte mit den Achseln. »Genau das ist der Grund, weshalb dein Los im Leben nichts mit Schicksal zu tun hat. Auf einen großen Teil

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