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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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meines Lebens habe ich keinen Einfluss, aber die Entscheidungen, die ich treffen kann, treffe ich sinnvollerweise in meinem besten Interesse. Ich habe mich entschieden, diese Treppe zu reparieren und den Ort, an dem ich lebe, ein wenig lebenswerter zu gestalten – statt nur herumzujammern und darauf zu warten, dass ein anderer etwas für mich tut. Ich bin stolz darauf, zu wissen, dass ich das selber in die Hand nehmen kann.
    Die Reparatur einer Treppe macht aus dir noch keinen Mann, aber sie wird dir ein wenig mehr Selbstvertrauen geben. Wenn du magst, bring deine Freunde mit, dann bringe ich euch allen bei, wie man die Messer, die ihr da habt, zu etwas Sinnvollerem benutzt, als damit Leuten vor dem Gesicht herumzufuchteln.«
    »Vielleicht kommen wir, um dich beim Arbeiten auszulachen, Ochse.«
    »Schön. Aber falls du und deine Kumpels etwas Sinnvolles lernen wollt, dann solltet ihr damit beginnen, dass ihr mir euren Lernwillen beweist, und zwar indem ihr Respekt zeigt und mit Hemden erscheint. Wenn ihr es nicht von Anfang an richtig macht, werden eure Entscheidungsmöglichkeiten im weiteren Verlauf immer eingeschränkter werden. Im Übrigen lautet mein Name Richard.«
    »Wie schon gesagt, vielleicht kriegen wir bei dir ja wenigstens was zu lachen.« Er verzog das Gesicht. »Richard.«
    »Lach, so viel du willst. Ich kenne meinen Wert und brauche ihn niemandem zu beweisen, der seinen eigenen nicht kennt. Du weißt, was du zu tun hast, wenn du etwas lernen willst. Solltest du aber mir – oder, noch schlimmer, meiner Frau – noch ein einziges Mal mit dem Messer drohen, wird das der letzte der vielen Fehler in deinem Leben sein.«
    Der Bursche beschloss, die Drohung durch gesteigertes Maulheldentum zu überspielen. »Was soll bloß aus mir werden? Irgend so ein Gimpel wie du vielleicht, der sich für diesen geldgierigen Ishaq und seine Transportfirma bucklig schuftet?«
    »Wie heißt du?«
    »Kamil.«
    »Also schön, Kamil, ich arbeite als Gegenleistung für einen Lohn, um mich und meine Frau zu ernähren. Ich besitze etwas sehr Wertvolles – mich selbst; und offenbar schätzt jemand meinen Wert so hoch ein, dass er bereit ist, mich für meine Zeit und meine Fähigkeiten zu bezahlen. Im Augenblick gehört der Entschluss, mir mit dem Beladen von Wagen meinen Unterhalt zu verdienen, zu den wenigen Entscheidungen, die ich in meinem Leben fällen kann.« Richards Blick verengte sich. »Und überhaupt, was hat Ishaq eigentlich damit zu tun?«
    »Ishaq? Ihm gehört das Fuhrunternehmen.«
    »Ishaq ist dort nur Lademeister.«
    »Früher wohnte Ishaq hier, damals, bevor der Orden das Gebäude übernahm. Mein Vater war mit ihm befreundet. Um genau zu sein, ihr schlaft in seinem Wohnzimmer. Damals war das noch sein Fuhrunternehmen. Allerdings hat er, vor die Wahl gestellt, den Pfad der Erleuchtung seiner Geldgier vorgezogen. Er hat sich vom bürgerlichen Arbeiterkollektiv darin unterweisen lassen, wie man ein besserer Bürger wird, und gelernt, wo sein Platz unter dem Schöpfer ist. Mittlerweile weiß er, dass er nicht besser ist als irgendeiner von uns – mich eingeschlossen.«
    Richard schaute kurz hinüber zu Nicci, die mitten im Zimmer stehend das Gespräch verfolgte, er hatte sie vollkommen vergessen. Ihm war nicht länger nach vielem Reden zumute, deshalb sagte er kurzerhand: »Also dann bis morgen Abend, ob du nun kommst, um dich zu amüsieren oder um zu lernen. Es ist dein Leben, Kamil, die Entscheidung liegt ganz bei dir.«

47. Kapitel
    Die Sonne war soeben im Begriff aufzugehen, und die ersten staubdurchsetzten Sonnenstrahlen fielen durch die hohen Fenster schräg ins Lagerhaus. Richard sah Ishaq durch den Mittelgang kommen, der ihm die Frachtliste mit den Eisenfuhren für die verschiedenen Wagen übergeben wollte, und sprang von dem Gestell herunter, auf dem er gewartet hatte.
    Richard hatte den Lademeister eine Woche lang nicht gesehen. »Ishaq, ist alles in Ordnung mit dir? Wo bist du gewesen?«
    Der stämmige Lademeister kam eilig den Gang herauf. »Dir auch einen guten Morgen.«
    »Entschuldige – guten Morgen. Ich hab mir Sorgen gemacht. Wo warst du?«
    Er verzog das Gesicht. »Versammlungen, nichts als Versammlungen. Warte in diesem Büro, warte in jenem Büro. Man bekommt keinen Handschlag getan und muss wegen jeder Kleinigkeit auf eine Versammlung. Ich hätte Leute aufsuchen und versuchen müssen, dringend benötigte Lieferungen abzuklären. Manchmal glaube ich, niemand hat wirklich ein Interesse daran,

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