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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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solle sich in Narevs Nähe besser in Acht nehmen, wenn er nicht wollte, dass der von seiner Gabe erfuhr.
    Manchmal glaubte er, ihr endlich auf die Schliche gekommen zu sein. Dann wieder, so wie jetzt, schien sich seine gesamte Wahrnehmung dessen, was sie plante, zu verschieben. Manchmal kam es ihm fast so vor, als schleuderte sie ihm ihre Überzeugungen geradewegs ins Gesicht, nicht etwa, weil sie an sie glaubte, sondern weil sie verzweifelt darauf hoffte, einen Grund zu finden, es nicht tun zu müssen, und weil sie hoffte, er werde sie in ihrer einsamen, finsteren Welt aufspüren und ihr den Weg nach draußen zeigen. Richard seufzte innerlich; er hatte ihr erklärt, warum er ihre Überzeugungen für falsch hielt, doch statt sie umzustimmen, hatte sie das bestenfalls verärgert, oder schlimmer, in ihren Überzeugungen noch bestärkt.
    Müde wie er war, lag er auf seinem Bett, die Augen zu schmalen Schlitzen geschlossen, und sah Nicci im Schein des einen Dochtes zu, wie sie sich mit ihrer ganzen Energie ihrer Näharbeit widmete – eine der stärksten Frauen, die je auf Erden wandelte – offenkundig vollkommen zufrieden damit, einen Flicken auf das Knie seiner Hose zu nähen.
    Sie stach sich aus Versehen mit der Nadel. Als sie, ihre Hand schüttelnd, vor Schmerz zusammenzuckte, überkam Richard die bedrückende Erinnerung an die Verbindung zwischen ihr und Kahlan; seine geliebte Frau würde diesen Stich ebenfalls spüren.

50. Kapitel
    Richard nahm die schneeweiße Scheibe entgegen, als Victor sie ihm reichte.
    »Was ist das?«
    »Probier doch einfach«, drängte Victor ihn hartnäckig mit der Hand fuchtelnd. »Iss und dann sag mir, was du davon hältst. Es stammt aus meiner Heimat. Hier, rote Zwiebeln passen gut dazu.«
    Die weiße Scheibe war zart und dennoch fest, und kräftig gewürzt mit Salz und Kräutern. Richard stieß ein verzücktes Stöhnen aus und verdrehte die Augen.
    »Das Beste, was ich je gegessen habe, Victor, Was ist es?«
    »Lardo.«
    Sie saßen auf der Schwelle der Doppeltür jenes Raumes, in dem der Marmormonolith stand, und sahen zu, wie der Morgen langsam über der Baustelle dämmerte, wo die Mauern des Ruhesitzes allmählich zu wachsen begonnen hatten. Unten rührten sich nur wenige Menschen. In Kürze würden die Arbeiter in Scharen eintreffen und ihre Arbeit am Ruhesitz des Kaisers wieder aufnehmen. So ging das, ob Regen oder Sonne, ohne Unterlass jeden Tag. Jetzt, gegen Ende des Frühlings, herrschte nahezu jeden Tag schönes Wetter; alle paar Tage gab es nachmittags einen Schauer, aber der hatte nichts Trostloses oder Bedrückendes an sich und war gerade heftig genug, dass man sich hinterher sauber und erfrischt fühlte.
    Wäre nicht der allgegenwärtige Schmerz über Kahlans Abwesenheit gewesen, seine Sorgen wegen des Krieges hoch oben im Norden, sein Abscheu darüber, dass man ihn gefangen hielt, über die Sklavenarbeit auf der Baustelle, die Misshandlung der Menschen und deren spurloses Verschwinden, über die Folter, mit denen man ihnen Geständnisse abpresste, und über das quälend unterdrückerische Leben in Altur’Rang ganz allgemein hätte er möglicherweise den Frühling als ganz angenehm empfunden.
    Hinzu kam, dass seine Sorge, Kahlan könnte in Kürze ihr Heim in den Bergen verlassen, mit jedem Tag wuchs. Er hatte Angst, sie könnte von einem Krieg eingeholt werden, der schon bald lichterloh entbrennen würde.
    Nachdem er von der milden Zwiebel gekostet hatte, machte Richard sich wieder über den köstlichen Lardo her. Er stöhnte abermals vor Entzücken.
    »Ich habe noch nie etwas Vergleichbares probiert, Victor. Was ist Lardo?«
    Victor reichte ihm eine weitere dünne Scheibe, die Richard mit Freuden entgegennahm. Die herzhafte Köstlichkeit war genau das Richtige nach einer langen Arbeitsnacht.
    Victor deutete mit seinem Messer auf die Blechbüchse neben sich, in der der makellos weiße Klumpen lag. »Lardo ist der Bauchspeck des Ebers.«
    »Und diese Blechdose stammt aus deiner Heimat?«
    »Nein, nein – ich stelle ihn selber her. Ich stamme aus einem Landstrich, der weit südlich von hier liegt – in der Nähe des Meeres. Dort wird Lardo hergestellt. Als ich hierher kam, habe ich ihn eben hier gemacht.
    Ich lege den Bauchspeck in Bottiche ein, die ich aus Marmor, weiß wie Lardo, gemeißelt habe.« Victor gestikulierte beim Sprechen mit den Händen, wobei er die Luft ebenso kraftvoll bearbeitete wie das Eisen. »Das Fett wird mit grobem Salz, Rosmarin und anderen

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