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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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draußen hätten schauen können. In mehreren dieser Türen hatten sich Finger in den Rand der Öffnungen gekrallt. Im Vorübergehen konnte Nicci im Schein der Lampe weit aufgerissene Augen erkennen, die aus den schwarzen Löchern hervorlugten. Aus etlichen der Öffnungen drang ein angst- oder schmerzerfülltes Wimmern.
    Der Gardist blieb stehen. »Hier ist es.«
    Nicci wartete mit heftig klopfendem Herzen. Statt die Tür zu öffnen, drehte sich der Gardist zu ihr herum und begrabschte ihre Brüste. Aus Angst, sich zu bewegen, verharrte sie völlig regungslos. Er betatschte sie, als ob er Melonen auf dem Markt prüfte. Sie war viel zu verängstigt, um ein Wort hervorzubringen, da er sie sonst womöglich nicht zu Richard hineinlassen würde. Sie immer mehr bedrängend, schob er ihr seine fleischige Hand in den Ausschnitt ihres Kleides und begann ihre Brustwarzen zu befingern.
    Nicci wusste natürlich, dass Männer wie er nötig waren, wenn der Orden alle in seinen Lehren unterweisen wollte. Man musste akzeptieren, dass die Menschheit von Natur aus böse war. Es mussten Opfer gebracht werden. Rohlinge waren nötig, um den Massen sittliches Verhalten einzuschärfen. Sie unterdrückte einen Aufschrei, als er sie in ihr zartes Fleisch kniff.
    Der Gardist, zufrieden mit seinem Gegrabsche, lachte amüsiert in sich hinein und wandte sich zur Tür um. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem verrosteten Schloss gelang es ihm endlich, den Schlüssel herumzudrehen; er packte die Tür am Guckloch und zog einmal kräftig daran.
    Knirschend öffnete sich die Tür gerade weit genug, dass man sich hindurchzwängen konnte. Unmittelbar hinter der Tür hängte er eine Laterne an die Wand.
    »Ich komme zurück, sobald ich mich um ein paar andere Dinge gekümmert habe; dann ist dein Besuch vorbei.« Wieder lachte er frohlockend. »Verschwende also keine Zeit, wenn du den Rock für ihn hebst – falls sein Zustand das überhaupt zulässt.«
    Er stieß sie in die Zelle. »Hier, Cypher. Ich hab sie schon ganz ordentlich für dich aufgegeilt.« Die Tür fiel mit einem metallischen Scheppern ins Schloss, das nach beiden Seiten durch den krummen Gang hallte. Nicci hörte, wie sich der Schlüssel drehte, anschließend die platschenden Schritte des sich entfernenden Gardisten.
    Der quadratische Raum war so winzig, dass sie mit ausgestreckten Armen beide Seitenwände gleichzeitig hätte berühren können. Ihr Kopf stieß an die Decke. Die entsetzliche Enge drohte sie unter sich zu begraben. Sie wollte nichts als raus hier.
    Sie hatte Angst, der Körper zu ihren Füßen könnte tot sein.
    »Richard?«
    Sie vernahm ein leises Ächzen. Er hatte die Arme auf dem Rücken; man hatte sie mit einer Art hölzernem Bindeblock gefesselt. Sie hatte Angst, er könnte ertrinken.
    Tränen brannten ihr in den Augen. Sie ließ sich auf die Knie sinken. Das schleimige Wasser, das in ihre Stiefel geschwappt war, wurde jetzt von ihrem Kleid aufgesogen.
    »Richard?«
    Sie zerrte an seiner Schulter, um ihn herumzudrehen. Er stieß einen Schrei aus und schreckte vor ihrer Hand zurück.
    Als sie ihn sah, schlug sie beide Hände vor dem Mund zusammen, um ihren Aufschrei zu unterdrücken. Sie spürte, wie ihr die Tränen übers Gesicht strömten, während sie keuchend wieder zu Atem zu kommen versuchte.
    »Oh, Richard.«
    Nicci stand auf und riss einen Streifen von ihrem Unterhemd ab, das sie unter ihrem Kleid trug. Abermals neben ihm niederkniend, wischte sie ihm das Blut mit dem Stofffetzen behutsam aus dem Gesicht.
    »Kannst du mich hören, Richard? Ich bin es, Nicci.«
    Er nickte. »Nicci.«
    Ein Auge war völlig zugeschwollen. Sein Haar war verfilzt von dem Morast und dem Schlamm aus der fauligen Lache, in der er lag, seine Kleider völlig zerrissen. Im grellen Schein der kleinen Lampe sah sie, dass seine Haut mit roten, geschwollenen Striemen übersät war.
    Er merkte, dass sie auf seine Wunden starrte. »Ich fürchte, das Hemd wirst du nicht mehr flicken können.«
    Angesichts seines bitteren Humors zeigte sie ihm ein mattes Lächeln. Sie wusste nicht, warum sie so reagierte; sie hatte schon Schlimmeres gesehen.
    Richard zog den Kopf zurück, als sie versuchte, ihm zu helfen.
    »Tue ich dir weh?«
    »Ja.«
    »Entschuldige. Ich habe Wasser mitgebracht.«
    Er nickte ungeduldig. Nicci goss ihm Wasser aus dem Schlauch in den Mund. Er trank gierig.
    Während er verschnaufte, sagte sie: »Kamil hat das Geld für die Gebühr beigebracht, damit ich kommen und dich

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