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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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besuchen kann.«
    Richard lächelte bloß.
    »Kamil möchte, dass du hier rauskommst.«
    »Ich möchte selber hier raus.« Er klang nicht wie er selbst; seine Stimme war heiser und kaum noch zu verstehen.
    »Richard, der Protektor…«
    »Wer?«
    »Der Beamte, der für dieses Gefängnis hier verantwortlich ist. Er meinte zu mir, es gäbe einen Weg, dich freizubekommen. Er sagte, du müsstest dich eines Verstoßes gegen das Bürgerrecht für schuldig bekennen und eine Geldstrafe bezahlen.«
    Richard hörte nickend zu. »Darauf war ich auch schon gekommen. Er fragte mich, ob ich Geld hätte. Ich antwortete, ja, hätte ich.«
    »Wirklich? Du hast etwas gespart?«
    Er nickte. »Ich besitze etwas Geld.«
    Verzweifelt packte Nicci seinen Kragen mit einer Hand. »Ich kann die Strafe, um dich hier rauszuholen, frühestens in zwei Tagen bezahlen. Schaffst du das? Hältst du bis dahin durch?«
    Er grinste im matten Schein der Lampe. »Ich habe nicht die Absicht, woanders hinzugehen.«
    In diesem Augenblick fiel es Nicci ein, und sie nahm das Brot aus dem Beutel. »Ich habe dir etwas zu essen mitgebracht. Brot und etwas Brathuhn.«
    »Huhn. Brot hält kaum vor. Ich bekomme hier nichts zu essen.«
    Sie riss das Huhn mit den Fingern auseinander und hielt ihm ein Stück vor den Mund. Sie ertrug es nicht, Richard so hilflos zu sehen; es machte sie wütend. Ganz schlecht wurde ihr davon.
    »Iss, Richard«, drängte sie ihn, als sein Kinn auf die Brust sackte. Er schüttelte den Kopf, so als wollte er den Schlaf vertreiben. »Hier, nimm noch etwas.«
    Sie sah ihm beim Kauen zu. »Kannst du in diesem Wasser überhaupt schlafen?«
    »Sie lassen einen hier nicht schlafen. Sie…«
    Sie stopfte ihm ein großes Stück Hühnerfleisch in den Mund. Die Methoden des Ordens waren ihr bis ins Detail vertraut, deshalb wollte sie gar nicht wissen, welche man für ihn ausgewählt hatte.
    »Ich hole dich hier raus. Gib nicht auf. Ich hole dich raus.«
    Er zuckte mit den Achseln, so als wollte er sagen, es spiele ohnehin keine Rolle.
    »Warum? Vermisst du deinen Gefangenen? Bist du eifersüchtig, weil andere mich an deiner Stelle misshandeln? Hast du Angst, sie könnten mich brechen, bevor es dir gelingt?«
    »Richard, das ist nicht…«
    »Ich bin nur ein einzelner Mann. Das Einzige, was zählt, ist das allgemeine Wohl. Dass ich unschuldig bin, ist nebensächlich, weil das Leben eines einzelnen Mannes wertlos ist. Wenn ich auf diese Weise leiden und sterben muss, um dazu beizutragen, andere auf den rechten Weg des Schöpfers und deines Ordens zu führen, wie kannst du es dann wagen, ihnen die Tugendhaftigkeit ihrer Ziele abzusprechen? Was zählen deine Wünsche? Wie kannst du dein Leben oder meines über das Wohl von anderen stellen?«
    Wie oft hatte sie ihm über ebendiese Lehren Vorträge gehalten – und wie verächtlich, wie gehässig und wie trügerisch klangen sie aus seinem Mund.
    In diesem Augenblick empfand sie nichts als Hass auf sich selbst. Irgendwie gelang es ihm, alles, wofür der Orden stand, alles, wofür sie ihr Leben aufgeopfert hatte, Lügen zu strafen. Irgendwie gelang es ihm, Wohltätigkeit als … böse erscheinen zu lassen. Deswegen war er so gefährlich. Schon die Tatsache seiner Existenz bedrohte alles, wofür der Orden stand.
    Sie war so dicht davor, so dicht davor, zu erfahren, was sie unbedingt wissen musste. Bereits die Tatsache, dass ihr die Tränen über die Wangen strömten, sagte ihr, dass es tatsächlich etwas gab, dass diese Qual all die Mühen wert war – sie geradezu unverzichtbar machte. Der unerklärliche Funke, den sie vom ersten Moment an in seinen Augen gesehen hatte, war echt.
    Wenn sie nur jenes kleine bisschen mehr begreifen könnte, dann endlich könnte sie tun, was am besten war. Es wäre besser für ihn. Was für ein Leben erwartete ihn denn noch? Wie viel konnte er ertragen? Dazu verdammt zu sein, dem Schöpfer auf diese Weise zu dienen, erfüllte sie mit Hass.
    »Sieh dich um, Nicci. Du wolltest mir die überlegene Lebensweise des Ordens vor Augen führen. Sieh dich um. Ist es nicht eine Pracht?«
    Sie konnte es nicht ertragen, eines seiner wunderschönen Augen zugeschwollen zu sehen.
    »Ich brauche das Geld, das du gespart hast, Richard, und zwar alles, wenn ich dich hier herausholen soll. Der Beamte meinte zu mir, es müsse alles sein, was du besitzt.«
    Er brachte nicht mehr als ein heiseres Flüstern zu Stande. »Es befindet sich in unserem Zimmer.«
    »In unserem Zimmer? Wo? Sag mir, wo

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