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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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eingelassen, ihr folgte eine weitere. Der nächsten wurde mitgeteilt, ihr Mann sei verschieden.
    Benommen machte Nicci Anstalten, die Stufen hinaufzusteigen. Kamil hielt sie am Arm fest und drückte ihr eine Münze in die Hand.
    »Danke, Kamil.«
    Er nickte. »Richtet Richard aus, ich hätte gesagt … Sagt ihm einfach, er soll wieder nach Hause kommen.«
    »Richard Cypher«, antwortete sie dem Gardisten klopfenden Herzens.
    Er schaute kurz auf das Papier, dann winkte er sie herein. »Dieser Mann hier wird dich zu ihm bringen.«
    Ein Woge der Erleichterung durchflutete sie: Er lebte noch.
    Im Innern des dunklen Korridors wartete ein anderer Soldat. Gebieterisch legte er den Kopf leicht schräg. »Folge mir.« Eine Laterne in jeder Hand, tauchte er in die Dunkelheit ein. Sie folgte ihm dicht auf den Fersen, als er über zwei lange, schmale Treppenfluchten in die feuchte, dunkle unterirdische Welt hinunterstieg.
    In einer winzigen Kammer mit einer zischenden Fackel saß Volksprotektor Muksin schwitzend auf einer Bank und redete auf zwei Männer ein – untergeordnete Beamte, nach der Unterwürfigkeit zu urteilen, die sie gegenüber dem fetten Protektor an den Tag legten.
    Nach einem kurzen Blick in die Papiere, die ihm der Gardist reichte, erhob sich der Protektor. »Ihr habt die Gebühr bei Euch?«
    »Ja, Protektor Muksin.« Nicci gab ihm das Geld.
    Nach einem kurzen prüfenden Blick ließ er das Silberstück in seine Tasche gleiten. »Die Strafen für bürgerlichen Ungehorsam sind überaus streng«, erklärte er gebieterisch, während seine düsteren Augen kurz innehielten, um zu sehen, wie sie darauf reagierte.
    Nicci benetzte ihre Lippen; plötzlich hatte ihre Hoffnung Auftrieb bekommen. Mit dem Zahlen der Gebühr hatte sie die erste Hürde genommen; jetzt verlangte der geldgierige Bastard Geld für Richards Leben.
    Nicci antwortete behutsam, aus Angst, sie könnte einen Fehler machen. »Wenn ich die Strafe wüsste, Protektor, könnte ich die Summe, glaube ich, zusammenbringen.«
    Der Protektor betrachtete sie mit einem durchdringenden Blick, der ihr den Schweiß auf die Stirn treten ließ. »Ein Mann muss beweisen, dass er Reue empfindet. Die sicherste Methode, seine Reue über einen Bruch des Bürgerrechtes nachzuweisen, ist eine überaus empfindliche Geldstrafe; alles Geringere wäre lediglich ein Beweis für die Unaufrichtigkeit seiner Reumut. Übermorgen um dieselbe Tageszeit werden mir alle, die sich derartiger Übertretungen für schuldig bekannt haben und die jemanden haben, der für ihre Strafe aufkommen kann, zur Entscheidung vorgeführt werden.«
    Er hatte den Preis genannt: alles. Er hatte ihr zu verstehen gegeben, was Richard tun musste. Am liebsten hätte sie dem Kerl die feiste Kehle herausgerissen.
    »Ich danke Euch für Euer freundliches Verständnis für die Verfehlungen meines Ehemannes. Wenn ich ihn sehen könnte, würde ich dafür Sorge tragen, dass ihn die Reue bis ins Mark trifft.«
    Er lächelte ein dünnes, verschwitztes Lächeln. »Tut das, junge Frau. Wer hier unten zu lange mit seiner Schuld allein gelassen wird, gesteht am Ende die entsetzlichsten Verbrechen.«
    Nicci musste schlucken. »Verstehe, Protektor Muksin.«
    Die Folter würde erst ein Ende haben, wenn der Mann sein Geld bekommen hatte.
    Unvermittelt packte sie der Gardist am Arm und zerrte sie, die beiden Laternen in der anderen Hand, in einen völlig dunklen Korridor. Abermals ging es eine Treppenflucht hinab, bis in den untersten Bereich der Festung. Der enge Gang bohrte sich einen gewundenen Weg durch den Fels des Fundaments, vorbei an eigens für die Verwahrung von Verbrechern gebauten Kammern. Wegen seiner Lage unweit des Flusses war Wasser in das Gebäude hineingesickert und hatte es auf Dauer in ein schleimiges, feuchtes, nach Verwesung stinkendes Gemäuer verwandelt. Sie erblickte irgendwelches Getier, das vor ihr in die Dunkelheit huschte.
    Der Klang ihrer durch das knöcheltiefe Wasser patschenden Schritte hallte aus der Ferne wider. Dieser Ort erinnerte Nicci an ihre Albträume von der Unterwelt aus ihrer Kindheit, ein Schicksal, das, so hatte ihre Mutter ihr versichert, all jene erwartete, die in ihrer Pflicht ihren Mitmenschen gegenüber versagt hatten.
    Die niedrigen Türen zu beiden Seiten wiesen eine winzige, etwa handgroße Öffnung auf – vermutlich damit die Gardisten hineinspähen konnten. Es gab kein Licht außer dem, das die Gardisten mitbrachten, daher hatten die Insassen auch nichts, auf das sie

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