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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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schlug Niccis Herz schneller – und sie war wieder ein kleines Mädchen. Fast erwartete sie, ihren Vater herauskommen und sie mit jener wundersamen Energie anlächeln zu sehen, die sich in seinen blauen Augen zeigte.
    Stattdessen trat ein stämmiger Mann aus den Schatten ins Tageslicht. Und er hatte kein Lächeln, sondern ein bedrohliches Funkeln im Gesicht. Zuerst dachte sie, er sei kahl, doch dann sah sie, dass sein voller Haarschopf einfach bis dicht über die Kopfhaut geschoren worden war. Einige Arbeiter ihres Vaters, die glühendes Eisen bearbeiteten, hatten es ebenso gemacht. Jede andere Frau wäre beim Anblick seiner finsteren Miene drei Schritte zurückgewichen.
    Er wischte sich die Hände an einem Lappen ab und kam ihr, ihre Augen sorgfältiger abschätzend als die meisten Männer, und ganz anders als Richard, im fahlen Sonnenschein entgegen. Seine dicke Lederschürze war mit hunderten winziger Brandflecken übersät.
    »Mrs. Cypher?«
    Ishaq trat ein kleines Stück zurück und begnügte sich mit seiner Rolle als Begleiter.
    »Ganz recht. Ich bin Richards Frau.«
    »Komisch, Richard hat eigentlich nie von Euch gesprochen. Vermutlich bin ich einfach davon ausgegangen, dass er eine Frau hat, aber erwähnt hat er nie etwas…«
    »Man hat Richard in Gewahrsam genommen.«
    Der finstere Gesichtsausdruck schlug sofort in entgeisterte Besorgnis um. »Richard wurde verhaftet? Weswegen?«
    »Offenbar wegen des abscheulichsten Verbrechens, das es gibt: Betrug.«
    »Betrug? Richard? Die müssen den Verstand verloren haben.«
    »Ich fürchte, nein. Er ist schuldig. Ich habe Beweise.«
    »Was denn für Beweise?«
    Ishaq, außer Stande, sich länger zurückzuhalten, war mit einem Schritt bei ihnen. »Richards Geld, das Geld, das er verdient hat.«
    »Verdient!« Niccis empörter Aufschrei ließ Ishaq einen Schritt zurückweichen. »Ihr meint das Geld, das er gestohlen hat!«
    Der finstere Ausdruck des Schmieds kehrte zurück. »Gestohlen? Wem soll er denn Eurer Meinung nach dieses Geld gestohlen haben? Wer wirft ihm etwas vor? Wo sind seine Opfer?«
    »Nun, eines davon seid Ihr.«
    »Ich?«
    »Ja, ich fürchte, Ihr seid eines seiner Opfer. Ich bin hier, um Euch Euer Geld zurückzugeben. Ich kann kein gestohlenes Geld dafür verwenden, einen Verbrecher vor seiner gerechten Strafe zu bewahren. Richard wird für sein Verbrechen bezahlen müssen; dafür wird der Orden schon sorgen.«
    Der Schmied schleuderte sein Handtuch fort und stemmte seine Fäuste in die Hüften. »Richard hat niemandem jemals auch nur einen Silberpfennig gestohlen – und schon gar nicht mir! Er hat sich sein Geld verdient.«
    »Er hat Euch betrogen.«
    »Er hat mir Eisen und Stahl verkauft. Beides brauche ich, um Dinge für den Ruhesitz des Kaisers herzustellen. Ständig taucht Bruder Narev hier auf und fährt mich an, ich soll zusehen, dass irgendwelche Dinge fertig werden, allerdings ohne mir das Eisen zu liefern, das ich für ihre Herstellung dringend benötige. Das tut Richard. Bevor er hier hereinschneite, wurde ich um ein Haar selbst im Himmel begraben, weil Ishaq hier mir nicht genug Eisen und Stahl liefern konnte.«
    »Wie hätte ich das tun sollen! Das Komitee hat mir lediglich die Menge bewilligt, die ich geliefert habe. Hätte ich mehr geliefert, als man mir genehmigt, wäre ich im Himmel begraben worden. Jeder im Betrieb hält ein Auge auf mich. Die melden mich ja schon beim Arbeiterkollektiv, wenn ich auf die falsche Stelle spucke.«
    »Verstehe«, meinte Nicci, ihre Arme verschränkend. »Richard hatte Euch also völlig in der Hand. Er beliefert Euch des Nachts mit Eisen, und Ihr habt keine andere Wahl, als ihm seinen Preis zu zahlen, und das weiß er auch. Er scheffelt all dieses Gold, indem er Euch betrügt; auf diese Weise ist er reich geworden – indem er von Euch einen überhöhten Preis verlangt. Das ist die schlimmste Form des Diebstahls.«
    Der Schmied sah sie stirnrunzelnd an, als wäre sie nicht ganz bei Verstand.
    »Richard verkauft mir Eisen und Stahl zu einem viel niedrigeren Preis, als wenn ich es über die normalen Fuhrunternehmen – wie zum Beispiel von Ishaq – beziehen würde.«
    »Ich berechne genau das, was mir das Preisfestsetzungskomitee vorschreibt! Darauf habe ich keinen Einfluss!«
    »Das ist doch einfach verrückt«, meinte Nicci, Ishaq ignorierend, an den Schmied gewandt.
    »Nein, es ist geschickt. Seht Ihr, die Gießereien produzieren mehr, als sie verkaufen können, weil sie es nicht abtransportiert

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