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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Selbstaufopferung dar und sollte in Gestalt einer Sonnenuhr errichtet werden; sie sollte Menschen zeigen, die sich unter dem Licht des Schöpfers duckten.
    Neal hatte sie ihm mit einer derartigen Begeisterung geschildert, dass Richard bereits von der Vorstellung schlecht geworden war.
    Richard verließ die Baustelle als Letzter. Wie so oft begab er sich entlang der gewundenen Straße den Hügel hinauf zu den Werkstätten. Victor befand sich in seiner Werkstatt, wo er die Kohle für die Nacht aufschüttete. Da der Herbst nahte, waren die Tage nicht mehr unerträglich heiß, und auch die Schmiede war nicht mehr jener unerquickliche Ort wie noch im Hochsommer. So weit südlich in der Alten Welt gab es keine harten Winter; stattdessen wurde die Schmiede im Winter zum geeigneten Ort, um sich die Kälte, die sich gelegentlich an kühlen Regentagen einstellte, auszutreiben.
    »Richard! Wie schön, dich zu sehen!« Der Schmied wusste, warum Richard gekommen war. »Geh schon nach hinten durch. Ich setze mich gleich ein wenig zu dir, sobald ich hier fertig bin.«
    Richard bedachte seinen Freund mit einem Lächeln und sagte: »Das wäre mir sehr recht.«
    Richard öffnete die Doppeltür im rückwärtigen Teil und ließ die letzten Sonnenstrahlen in den Raum, in dem der Marmorquader stand. Er kam oft hierher, um sich den Monolithen anzusehen. Manchmal, wenn er den ganzen Tag nichts als Hässlichkeit in Stein gehauen hatte, musste er einfach herkommen, den Stein anschauen und sich dabei ausmalen, welche Schönheit sich in seinem Innern verbarg. Manchmal schien es, als erhalte ihn allein dieser Ausgleich aufrecht.
    Richard streckte seine vom Behauen des Steins staubigen Finger vor, um den weißen Cavaturamarmor zu berühren. Er unterschied sich geringfügig von dem Gestein, das er unten auf der Baustelle bearbeitete. Mittlerweile besaß er genug Erfahrung, um die feinen Unterschiede zu erkennen. Das Gefüge in Victors Stein war feiner, härter; er würde Einzelheiten besser aufnehmen und wiedergeben.
    Unter Richards Fingern fühlte sich der Stein kühl wie das Mondlicht an, und ebenso rein und unbefleckt.
    Als er den Blick hob, stand Victor ganz in der Nähe und betrachtete versonnen lächelnd sowohl ihn als auch den Stein.
    »Wenn man so viel Hässlichkeit geschaffen hat, tut es vermutlich gut, die Schönheit meiner Statue zu bewundern.«
    Als Antwort lachte Richard nur amüsiert.
    Victor schritt gestikulierend quer durch den Raum.
    »Komm, setz dich zu mir und iss eine Scheibe Lardo.«
    Sie saßen, große Scheiben der Köstlichkeit verspeisend, im schwindenden Licht auf der Schwelle und genossen die kühle Brise, die den Hang heraufwehte.
    »Weißt du, eigentlich brauchst du doch gar nicht herzukommen, um dir meine wunderschöne Statue anzusehen«, meinte Victor. »Du hast doch eine wunderschöne Frau, die du bewundern kannst.«
    Richard erwiderte nichts.
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass du deine Frau jemals erwähnt hättest. Ich wusste überhaupt nichts von ihr, bis sie mich an jenem Tag aufsuchte. Aus irgendeinem Grund war ich immer überzeugt, du hättest eine gute Frau…«
    Victor schaute stirnrunzelnd hinüber zu dem unfertigen Gemäuer des Ruhesitzes in der Ferne. »Warum hast du nie von ihr erzählt?«
    Richard zuckte mit den Achseln.
    »Ich hoffe, du hältst mich nicht für einen schrecklichen Menschen, Richard, aber sie passt einfach nicht zu dem Bild der Frau an deiner Seite, wie ich es mir vorgestellt habe.«
    »Ich halte dich nicht für einen schrecklichen Menschen, Victor. Jeder sollte das Recht haben, sich seine eigenen Gedanken zu machen.«
    »Hättest du was dagegen, wenn ich dir ein paar Fragen über sie stelle?«
    Richard seufzte. »Ich bin müde, Victor. Ich würde mich wirklich lieber nicht über meine Frau unterhalten. Außerdem gibt es da nichts zu erzählen. Sie ist meine Frau. Es ist so, wie es ist.«
    Brummend kaute Victor einen großen Bissen seiner roten Zwiebel. Als er ihn hinuntergeschluckt hatte, gestikulierte er mit der noch übrig gebliebenen Hälfte. »Es tut einem Mann nicht gut, wenn er tagsüber diese Dinge meißelt und abends nach Hause gehen muss zu einer – Was rede ich da! Was ist nur über mich gekommen? Verzeih mir, Richard. Nicci ist eine wunderschöne Frau.«
    »Ja, vermutlich.«
    »Und sie sorgt sich um dich.«
    Richard erwiderte nichts.
    »Ishaq und ich haben versucht, dich mit deinem Gold aus diesem Verlies freizukaufen. Es hat nicht gereicht. Der Mann war ein aufgeblasener

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