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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Beamter. Nicci wusste genau, wie sie ihn ködern konnte; sie hat es verstanden, den Schlüssel zu deiner Gefängnistür mit Worten herumzudrehen. Wäre Nicci nicht gewesen, wärst du im Himmel begraben worden.«
    »Deswegen hat sie ihnen also erzählt, ich könnte bildhauern – um mir das Leben zu retten.«
    »So ist es. Sie war es, die dir die Stelle als Bildhauer verschafft hat.«
    Victor wartete, ob noch etwas folgte, und seufzte schließlich resigniert, als nichts mehr kam.
    »Wie sind die Meißel, die ich euch geliefert habe?«
    »Gut. Es lässt sich ausgezeichnet mit ihnen arbeiten. Allerdings könnte ich einen gespleißten Meißel mit kleineren Zinken gebrauchen.«
    Victor reichte Richard noch eine dünne Scheibe Lardo. »Den sollst du bekommen.«
    »Was ist mit dem Stahl?«
    Victor gestikulierte mit seiner Zwiebel. »Mach dir deswegen keine Sorgen; Ishaq macht sich ganz ordentlich in deiner Rolle. Nicht so gut wie du, aber er kommt ganz gut zurecht. Was ich brauche, beschafft er mir. Ishaq ist überall beliebt; die Leute sind froh, dass er sich dazu durchgerungen hat, für dich einzuspringen. Der Orden achtet dermaßen auf einen reibungslosen und schnellen Ablauf der Bauarbeiten, dass sie bei seiner Arbeit ein Auge zudrücken. Faval, der Köhler, hat nach dir gefragt. Er mag Ishaq, aber trotzdem vermisst er dich.«
    Richard lächelte, als er an den nervösen Burschen denken musste. »Ich bin froh, dass Ishaq ihm seine Holzkohle abkauft.«
    Es gab eine Menge rechtschaffener, freundlicher Menschen in der Alten Welt. Richard hatte in ihnen immer nur den Feind gesehen, und jetzt war er mit einer ganzen Reihe von ihnen befreundet. So war es ihm schon oft ergangen, und stets auf die gleiche Weise; wenn man sie erst einmal näher kennen gelernt hatte, ähnelten sich die Menschen im Großen und Ganzen überall.
    Es gab solche, die die Freiheit liebten und sich lautstark dafür einsetzten, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, sich anzustrengen, voranzukommen und etwas zu erreichen, und dann gab es andere, die ganz versessen darauf schienen, sich der geistlosen Gleichmacherei des Stillstands hinzugeben, die man erzwang, indem man eine aufgesetzte, willkürliche und graue Uniformität durchsetzte – die einen wollten aus eigener Kraft aus der Menge herausragen, die anderen wollten, dass man ihnen das Denken abnahm, und dafür waren sie bereit, den höchsten Preis zu zahlen.
    Kamil und Nabbi empfingen Richard mit grinsendem Gesicht, als er die Treppe heraufkam.
    »Nabbi und ich haben an unserer Schnitzerei gearbeitet, Richard. Kommst du und siehst sie dir an?«
    Lächelnd legte Richard Kamil einen Arm um die Schultern.
    »Selbstverständlich. Dann lasst mal sehen, was ihr heute gemacht habt.«
    Richard folgte ihnen durch den sauberen Hausflur nach draußen hinters Haus, wo Kamil und Nabbi Gesichter in einen alten Holzklotz geschnitzt hatten. Die Schnitzereien waren grauenhaft.
    »Na ja, Kamil, das sieht schon ganz ordentlich aus. Deine auch, Nabbi.«
    Die Gesichter in den Schnitzereien lächelten; und das allein war für Richard von unschätzbarem Wert. So unvollkommen sie auch ausgeführt waren, sie wirkten lebendiger als alles, was Richard tagein, tagaus Meisterbildhauer in kostbaren Marmor meißeln sah.
    »Wirklich, Richard?«, wollte Nabbi wissen. »Glaubst du, Kamil und ich könnten Bildhauer werden?«
    »Eines Tages vielleicht. Ihr braucht mehr Übung und müsst noch sehr viel lernen – aber alle Bildhauer brauchen praktische Erfahrung, wenn sie es zur Meisterschaft bringen wollen. Hier, seht euch diese hier an, zum Beispiel. Was fällt euch dazu ein? Was stimmt damit nicht?«
    Die Arme verschränkt und die Stirn in Falten gezogen, betrachtete Kamil konzentriert das Gesicht, das er geschnitzt hatte. »Ich weiß nicht.«
    »Nabbi?«
    Nabbi zog verlegen die Schultern hoch. »Es sieht nicht wie ein richtiges Gesicht aus. Aber warum, kann ich nicht sagen.«
    »Seht euch mein Gesicht an, meine Augen. Was ist dort anders?«
    »Na ja, ich glaube, deine Augen haben eine etwas andere Form«, antwortete Kamil.
    »Und sie stehen enger beieinander – nicht so sehr seitlich am Kopf«, fügte Nabbi hinzu.
    »Sehr gut.« Richard glättete ein Stück des Bodens, dort, wo man die Karotten geerntet hatte, und formte das feuchte Erdreich dann zu einem kleinen Haufen. »Seht ihr, hier. Wenn man die Augen näher beieinander setzt, so, dann sieht es eher aus wie ein wirkliches Gesicht.«
    Nickend betrachteten die beiden jungen

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