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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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doch ihren Augen hatte man dabei ansehen können, dass die Welt noch immer ein Ort der Wunder und sie etwas ganz Besonderes war. Jetzt verrieten diese Augen, dass sie ihre Unschuld verloren hatte.
    Die ganze Zeit über stand Nicci aufrecht, mit geradem Rücken und durchgedrückten Schultern, um die volle Wucht des frisch entflammten Hasses dieses Mädchens in sich aufzunehmen, und genoss das seltene Gefühl, etwas zu empfinden.
    Das Mädchen hatte keine Ahnung, dass Commander Kardeef ihren Platz in den Flammen eingenommen hatte.
    Als der Kommandant schließlich verstummte, löste Nicci ihre Augen von dem Mädchen und wandte sich an die Stadtbewohner.
    »Die Vergangenheit ist vorbei, jetzt seid ihr Teil der Imperialen Ordnung. Wenn ihr euch nicht der Moral beugt und nichts zum Wohl eurer Mitmenschen innerhalb der Imperialen Ordnung beisteuert, werde ich wiederkommen.«
    Sie zweifelten keinen Augenblick an ihren Worten. Wenn es irgend etwas gab, das sie ganz offenkundig nicht wollten, dann, sie jemals wiederzusehen.
    Einer der Soldaten, die Fäuste zitternd an den Seiten, trat mit schweren Schritten zögernd vor. Seine Augen waren vor Schmerz und Bestürzung aufgerissen. »Ich will, dass Ihr zurückkommt, meine Liebe«, brummte er mit einer Stimme, die überhaupt nicht zum erschrockenen Ausdruck seiner Augen passen wollte. Die Stimme nahm einen tödlichen Unterton an. »Und zwar auf der Stelle.«
    Jagangs Stimme war ebenso unverkennbar wie der darin enthaltene Zorn.
    Es fiel ihm schwer, den Verstand eines Menschen zu beherrschen, der nicht die Gabe besaß. Er hielt den Soldaten in hartnäckigem Griff gefangen. Jagang hätte niemals einen Soldaten benutzt und dadurch seine Machtlosigkeit verraten, hätte er in Niccis Verstand eindringen und diesen kontrollieren können.
    Sie hatte absolut keine Ahnung, wieso er plötzlich die Verbindung zu ihr verloren hatte. Er würde die Fähigkeit, ihr wehzutun, irgendwann zurückgewinnen, so viel war sicher. Sie brauchte nur zu warten.
    »Seid Ihr über mich erzürnt, Exzellenz?«
    »Was glaubt Ihr wohl?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Da Kadar besser im Bett war als Ihr, könnt ich mir denken, Ihr seid erfreut.«
    »Kommt sofort hierher zurück!«, polterte der Soldat mit Jagangs Stimme. »Habt Ihr verstanden? Sofort!«
    Nicci verbeugte sich. »Aber selbstverständlich, Exzellenz.«
    Im Aufrichten riss sie das Langmesser des Soldaten aus der Scheide an seinem Gürtel und rammte es bis zum Heft in seinen muskulösen Leib. Die Zähne vor Anstrengung zusammengebissen, drehte sie den Griff zur Seite und riss ihm die Klinge in tödlichem Bogen seitlich durch die Eingeweide.
    Während sie darauf wartete, dass ihre Kutsche den Platz umrundete, bezweifelte sie, dass der sich vor ihren Füßen windende Soldat etwas von seinem schmutzigen Tod mitbekam. Er starb, Jagangs in sich gekehrtes Lachen auf den Lippen. Da der Traumwandler nur im Verstand eines Lebenden verweilen konnte, senkte sich erneut Stille über den Nachmittag.
    Als ihre Kutsche inmitten einer Staubwolke schaukelnd hielt, langte ein Soldat nach oben und öffnete den Schlag. Auf dem Tritt wandte sie sich noch einmal zu der Menschenmenge um und richtete sich, sich am außen angebrachten Handlauf festhaltend, zu ihrer vollen Größe auf, damit alle sie sahen. Ihr blondes Haar wehte in der sonnigen Brise.
    »Vergesst niemals diesen Tag, an dem Jagang, der Gerechte, euer aller Leben verschont hat. Der Kommandant hätte euch umgebracht; der Kaiser aber hat durch mich sein Mitgefühl bewiesen. Verbreitet die Kunde von der Gnade und der Weisheit Jagangs des Gerechten, dann habe ich keinen Grund, jemals zurückzukommen.«
    Die Menge versprach es murmelnd.
    »Wollt Ihr, dass wir den Kommandanten mitnehmen?«, erkundigte sich ein Soldat. Der Mann, Kadar Kardeefs treu ergebener Stellvertreter, trug jetzt Kardeefs Schwert. Ganz ähnlich dem Gemüse, waren Frische und Lebensdauer von Ergebenheit vergänglich und Fäulnis und Gestank ihr letztendliches Schicksal.
    »Lasst ihn rösten, als Denkzettel. Alle anderen kehren mit mir zusammen nach Fairfield zurück.«
    »Auf Euren Befehl«, sagte er mit einer Verbeugung. Er bewegte seinen Arm im Kreis und gab den Männern den Befehl, aufzusitzen und abzurücken.
    Nicci lehnte sich noch weiter hinaus und sah zum Kutscher hinauf. »Seine Exzellenz wünscht mich zu sehen. Er hat es zwar nicht ausdrücklich erwähnt, dennoch bin ich einigermaßen sicher, er möchte, dass du dich beeilst.«
    Drinnen

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