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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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begann, seine immer größer werdende Angst schwer atmend unter Kontrolle zu bekommen.
    Die Augen der Stadtbewohner beobachtend, deutete Nicci hinter sich.
    »Hier zeigt sich, wie skrupellos die Imperiale Ordnung ist: Sie ist bereit, einen großen Kommandanten, einen Kriegsheld, einen landauf, landab bekannten und verehrten Mann, einen Mann, der ihr gute Dienste geleistet hat, langsam und qualvoll zu verbrennen, nur um euch, den Bewohnern einer kleinen, unbedeutenden Ortschaft, zu beweisen, dass sie nicht zögert, einen Menschen umzubringen. Unser Ziel ist das Wohl aller, und dieses Ziel wird bei uns höher eingeschätzt als das Leben eines einzelnen Mannes. Dies ist der Beweis. Habt ihr Leute jetzt noch immer Grund zu glauben, wir würden davor zurückschrecken, einem oder allen von euch Schaden zuzufügen, falls ihr nichts zum allgemeinen Wohl beitragt?«
    Nahezu ein jeder verneinte kopfschüttelnd, während alle gemeinsam murmelten: »Nein, Herrin.«
    Hinter ihr wand sich Commander Kardeef vor Schmerzen. Er brüllte seine Männer abermals an und befahl ihnen, ihn herunterzunehmen und die ›verrückte Hexe‹ umzubringen. Keiner der Soldaten machte Anstalten, seinen Befehlen nachzukommen. Wenn man sie ansah, konnte man meinen, dass sie ihn nicht einmal hörten. Mitleid war diesen Männern unbekannt, es gab nur Leben oder Tod. Sie hatten sich für das Leben entschieden; diese Entscheidung machte seinen Tod erforderlich.
    Nicci beobachtete die Augen der Menschen, während sich die Minuten dahinschleppten. Der Kommandant hing ein gutes Stück oberhalb des heruntergebrannten Feuers, doch das Bett aus glühend heißen Kohlen war sehr groß. Sie wusste, dass der gelegentlich aufkommende Wind die erbarmungslose Hitze zur Seite lenkte und ihm damit für kurze Zeit eine Atempause verschaffte. Es würde seine Qualen nur verlängern; die Hitze war unerbittlich. Dennoch würde es einige Zeit dauern. Sie verzichtete darauf, mehr Feuerholz zu verlangen. Sie hatte es nicht eilig.
    Die Menschen rümpften die Nase, jeder konnte riechen, wie seine Körperbehaarung verbrannte. Niemand wagte zu sprechen. Als die Qual sich hinzog, begann sich die Haut an Kardeefs Brust und Bauch zu röten und schließlich dunkel zu werden. Es dauerte gut fünfzehn Minuten, bevor sie schließlich rissig wurde und aufzuplatzen begann. Fast die gesamte Zeit über brüllte er vor Schmerzen. Der Gestank ging in den überraschend angenehmen Wohlgeruch gebratenen Fleisches über.
    Gegen Ende gab er nach und begann um Mitleid zu winseln. Er rief ihren Namen, flehte sie an, es zum Abschluss zu bringen, ihn entweder zu befreien oder ihm ein rasches Ende zu bereiten. Während sie zuhörte, wie er wimmernd ihren Namen rief, strich sie über den Goldring in ihrer Unterlippe; seine Stimme war für sie wenig mehr als das Summen einer Fliege.
    Die dünne Fettschicht über seiner kräftigen Muskulatur begann zu schmelzen. Er wurde heiser. Gespeist vom Fett, loderten die Flammen auf und versengten sein Gesicht.
    »Nicci!« Kardeef wusste, dass seine Bitten um Gnade auf taube Ohren stießen. Er gab seine wahren Gefühle preis. »Du gemeine Hündin! Du hast alles verdient, was ich dir angetan habe!«
    Sie sah ihm trotzig in seine verstörten Augen. »Ja, das stimmt. Richtet dem Hüter meine Grüße aus, Kadar.«
    »Tut es doch selbst! Wenn Jagang hiervon erfährt, wird er Euch in der Luft zerreißen! Bald werdet Ihr in der Unterwelt sein, dem Hüter hilflos ausgeliefert!«
    Wiederum waren seine Worte nichts weiter als ein belangloses Gebrumm.
    Als das Spektakel sich dahinschleppte, trat den Menschen der Schweiß in Perlen auf die Stirn. Sie bedurften keines ausdrücklichen Befehls, um zu wissen, dass sie von ihnen erwartete, auszuharren und das Ganze bis zum Ende zu verfolgen. Für den Fall, dass sie tatsächlich mit dem Gedanken spielten, sich ihren unausgesprochenen Befehlen zu widersetzen, würde ihre eigene Fantasie Bestrafungen erfinden, die Nicci niemals in den Sinn gekommen wären. Das bemerkenswerte Schauspiel faszinierte nur die Jungen, sie tauschten wissende Blicke aus; Foltern wie diese waren für den Verstand junger Unsterblicher ein Hochgenuss. Vielleicht würden sie eines Tages gute Soldaten der Imperialen Ordnung abgeben – vorausgesetzt, sie wurden niemals erwachsen.
    Niccis Augen begegneten dem wütenden Blick des jungen Mädchens. Der Hass in ihren Augen war atemberaubend. Das Mädchen hatte sich zwar vor dem Untertauchen und Schrubben gefürchtet,

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