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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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machen, überraschte er sie damit, dass er ihr eine seltene weiße Rose überreichte. Schlimmer noch, er überreichte sie lächelnd und ohne ein Wort der Erklärung. Als er sie ihr hinhielt, war sie so versteinert, dass sie nichts hervorbrachte als: »Ach, vielen Dank, Richard.« Diese weißen Rosen konnten unzweifelhaft nur aus gefährlichen abgesperrten Zonen stammen, zu denen sich kein Schüler jemals hätte Zutritt verschaffen können dürfen. Dass er dies ganz offensichtlich konnte und ihr den Beweis für seine Übertretung so unbefangen darbot, versetzte sie in höchste Alarmbereitschaft. Sie nahm die weiße Rose vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger, ohne zu wissen, ob er sie mit Hilfe eines verbotenen Geschenks – warnen wollte, dass er der Bringer des Todes war und sie gezeichnet wurde, oder ob es sich um eine Geste schlichter, wenn auch etwas sonderbarer Freundlichkeit handelte. Sie beschloss, vorsichtig zu reagieren. Wieder einmal hatte er ihr mit seiner Art die Hände gebunden.
    Die anderen Schwestern der Finsternis verfolgten ihre eigenen Pläne. Soweit es Nicci anbetraf, war Richards Gabe wahrscheinlich das am wenigsten Bemerkenswerte und bei weitem Unbedeutendste an ihm, und doch spielte Liliana, eine seiner anderen Lehrerinnen und eine Frau von ebenso grenzenloser Gier wie begrenztem Scharfsinn, mit dem Gedanken, ihm die angeborene Fähigkeit seines Han für ihre eigenen Zwecke zu entwenden. Dies führte zu einer tödlichen Auseinandersetzung, aus der Liliana als Verliererin hervorging. Die sechs – ihre Anführerin Ulicia sowie Richards fünf übrige Lehrerinnen – kamen nach ihrer Entdeckung mit wenig mehr als dem nackten Leben davon, nur um schließlich in der Gewalt Jagangs zu enden.
    Am Ende verstand Nicci diese Eigenschaft in seinen Augen nicht besser als damals, als sie sie zum ersten Mal gesehen hatte.
    Ihr war alles aus den Fingern geglitten.
    Als Nicci ihren Griff vom nietenbesetzten Riemen um ihren Hals löste, lief das Mädchen augenblicklich ihre Mutter holen.
    »Und?«, schrie Commander Kardeef. Er stemmte seine Fäuste in die Hüften. »Seid Ihr mit Euren Spielereien fertig? Es wird Zeit, dass diese Leute die wahre Bedeutung des Wortes Skrupellosigkeit kennen lernen!«
    Nicci blickte in seine unergründlichen dunklen Augen. Sie wirkten trotzig, zornig und entschlossen – und dennoch waren sie mit Richards Augen überhaupt nicht zu vergleichen.
    Nicci wandte sich an die Soldaten. Gestikulierend rief sie: »Ihr zwei. Greift euch den Kommandanten.«
    Die Männer blinzelten verständnislos. Commander Kardeefs Gesicht wurde rot vor Wut. »Das reicht! Diesmal habt Ihr den Bogen endgültig überspannt!« Er wirbelte zu seinen Soldaten herum – der ganze Platz war voll von ihnen, zweitausend Mann. Mit dem Daumen deutete er über seine Schulter auf Nicci. »Schnappt Euch diese verrückte Hexe!«
    Ein halbes Dutzend Männer, die ihr am nächsten standen, zogen die Waffen und stürzten sich auf sie. Wie alle Fußtruppen der Imperialen Ordnung waren sie groß, kräftig und schnell. Und außerdem erfahren.
    Nicci streckte dem Nächsten ihre Faust entgegen, als dieser seine Peitsche hob. Gedankenschnell verbanden sich, als sie einen gebündelten Strahl ihrer Kraft entfesselte, additive und subtraktive Magie zu einer tödlichen Mixtur. Er erzeugte eine Explosion aus Licht, so heiß und grell, dass das Licht der Sonne für einen Augenblick fahl und kalt dagegen wirkte.
    Die Explosion sprengte ein melonengroßes Loch mitten in die Brust des Soldaten. Einen Augenblick lang, bevor der innere Druck die Organe zwang, die plötzliche Leere auszufüllen, konnte sie durch die klaffende Öffnung in seiner Brust Soldaten erkennen.
    Das Nachbild des Aufloderns hielt sich noch eine Weile als Lichtblitz auf ihrer Netzhaut. Der beißende Gestank versengter Luft stach ihr in die Augen. Der krachende Donner ihrer Kraft rollte über die umliegenden Weizenfelder.
    Noch bevor der Soldat auf den Boden schlug, entfesselte Nicci ihre Kraft gegen drei weitere Angreifer, riss einem von ihnen die gesamte Schulter fort, mit einem wuchtigen Schlag, der ihn wie eine schauderhafte Fontäne herumwirbelte, während das schlaffe Glied in die Menge geschleudert wurde. Ein dritter Soldat wurde fast entzwei gerissen. Tief in ihrer Brust spürte sie die Erschütterung des nächsten Blitzes, als der Kopf des vierten Soldaten in einem gleißenden Lichtblitz zu einer Wolke aus feinem roten Sprühregen und Knochensplittern

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