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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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zeitliche Begrenzung nicht. Einmal hatte sie einige Monate völlig zurückgezogen in Jagangs Gemach verbracht, um ihm zu jeder Tages- und Nachtzeit für sein Vergnügen zur Verfügung zu stehen. Die Soldaten genossen die Gesellschaft dieser Frauen, hatten jedoch bezüglich der Dinge, die sie ihnen antun durften, gewisse Einschränkungen zu beachten. Jagang und seine Kumpane erlegten sich keinerlei derartige Beschränkungen auf.
    Ob berechtigt oder nicht, Jagang wurde gelegentlich wütend auf sie und kommandierte sie in seiner Erregung für einen Monat zu den Zelten ab – um ihr eine Lektion zu erteilen, wie er behauptete. Woraufhin Nicci sich gewöhnlich artig verneigte und feierlich versprach, es werde geschehen, wie er dies wünsche. Dass sie nicht bluffte, wusste er, es wäre eine geringere Tortur gewesen. Bevor sie sich durch die Tür und zu den Zelten aus dem Staub machen konnte, überlegte er es sich gewöhnlich anders, befahl ihr, zurückzukommen und ihm ins Gesicht zu sehen, und zog anschließend seine Befehle zurück.
    Von Anfang an hatte Nicci sich nach und nach, Zoll für Zoll, eine gewisse Stellung und Freiheit erworben, wie man sie keiner der anderen Schwestern zugestand. Sie hatte es nicht ausdrücklich darauf angelegt; es war einfach geschehen. Jagang hatte ihr anvertraut, dass er die Gedanken der Schwestern lese, und diese sie insgeheim als Königin der Sklavinnen bezeichneten. Vermutlich erzählte Jagang ihr dies, um ihr auf seine Art eine Ehre zu erweisen, dabei hatte ihr der Titel ›Königin der Sklavinnen‹ stets ebenso wenig bedeutet wie ›Herrin des Todes‹.
    Im Augenblick trieb sie einer leuchtenden Wasserlilie gleich auf dem dunklen Sumpf aus Soldaten. Andere Schwestern versuchten ebenso abgerissen auszusehen wie die Soldaten, um seltener bemerkt zu werden und weniger begehrenswert zu scheinen, doch sie täuschten sich nur selbst, denn sie lebten trotzdem in beständiger Angst, was Jagang ihnen antun mochte. Was geschah, geschah. Sie hatten weder eine andere Wahl noch irgendeinen Einfluss darauf.
    Nicci war dies schlicht egal. Sie trug ihre eleganten schwarzen Kleider und ließ ihr langes Blondhaar, für alle sichtbar, unbedeckt. Meist tat sie, was sie wollte. Es war ihr gleichgültig, was Jagang ihr antat, und er wusste das. Ganz so, wie Richard ihr ein Rätsel war, war sie eines für Jagang.
    Zumal Jagang von ihr fasziniert war. Bei aller Grausamkeit ihr gegenüber – stets war auch ein Funken Vorsicht mit im Spiel. Sie begrüßte es, wenn er ihr Schmerzen zufügte, sie hatte die brutale Behandlung verdient. Manchmal reichten die Schmerzen bis tief in die düstere Leere in ihrem Innern; gewöhnlich ließ er dann von ihr ab. Drohte er damit, sie umzubringen, wartete sie geduldig, ob es geschah, denn sie hatte es nicht verdient zu leben und wusste das; gewöhnlich nahm er daraufhin das Todesurteil zurück.
    Die Tatsache, dass es ihr ernst war, war ihr Sicherheit und Risiko zugleich. Sie war ein Rehkitz unter Wölfen, dem die Hülle aus Gleichgültigkeit Sicherheit verlieh. Das Kitz geriet nur in Gefahr, wenn es die Flucht ergriff. Sie betrachtete ihre Gefangenschaft nicht als Widerspruch zu ihren Interessen, denn sie hatte keine. Immer wieder bot sich ihr Gelegenheit zu fliehen, doch sie tat es nicht. Vielleicht schlug dies Jagang mehr als alles andere in ihren Bann.
    Manchmal schien er ihr den Hof zu machen. Sie wusste nicht, was ihn wirklich an ihr interessierte, versuchte auch nie, es herauszufinden. Manchmal gab er sich um sie besorgt, und ein paar Mal brachte er ihr so etwas Ähnliches wie Zuneigung entgegen. Dann wieder, wenn sie ihn wegen irgendeiner Pflicht verließ, schien er froh, sie los zu sein.
    Sein Verhalten brachte sie auf die Idee, er könne vielleicht glauben, er sei in sie verliebt. So absurd ein solcher Gedanke auch sein mochte, ihr war es so oder so egal. Sie bezweifelte, dass sie zur Liebe fähig war, bezweifelte ernsthaft, dass Jagang überhaupt wusste, was das Wort bedeutete, von der Idee als solcher ganz zu schweigen.
    Nicci kannte deren Bedeutung nur zu gut.
    In der Nähe von Jagangs Zelt verstellte ihr ein Soldat den Weg. Er grinste blöde, es war als mit den Mitteln der Bedrohung vorgebrachte Aufforderung gemeint. Sie hätte ihn davon abbringen können, indem sie durchblicken ließ, dass Jagang sie erwartete, oder sie hätte ihre Kraft benutzen können, um ihn auf der Stelle niederzuschlagen, stattdessen starrte sie ihn einfach an. Das war nicht die Reaktion,

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