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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Menschen zu bestehlen, wie sie es manchmal nannte – statt anderen von sich zu geben, wie es der Schöpfer allen Menschen bestimmt hatte. Kam ihr Vater zum Abendessen nach Hause, während die Hausangestellten noch mit den zahlreichen Speisen, die sie zubereitet hatten, hin und her eilten, ließ sich ihre Mutter oftmals mit gequälter Stimme lang und breit darüber aus, wie schlecht es in der Welt zuging. Nicci hörte die Leute oft sagen, ihre Mutter sei eine Frau von Adel, weil sie so überaus fürsorglich war. Nach dem Abendessen ging ihr Vater gewöhnlich zurück an die Arbeit, oft ohne ein Wort. Das brachte ihre Mutter auf, schließlich war sie längst nicht fertig, ihn über seine Seele aufzuklären, er jedoch war zu beschäftigt, um zuzuhören.
    Nicci musste an die Augenblicke denken, als ihre Mutter am Fenster stehend über die dunkle Stadt hinausblickte und sich zweifellos über all die Dinge den Kopf zerbrach, die ihren Seelenfrieden störten. In diesen stillen Nächten schlich Vater sich manchmal von hinten an ihre Mutter heran und legte ihr zärtlich eine Hand auf den Rücken, so als sei sie etwas besonders Kostbares. In diesen Augenblicken wirkte er glücklich und zufrieden. Er kniff ihr sachte in den Hintern und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    Gewöhnlich sah sie dann voller Hoffnung auf und bat ihn, einen Beitrag zu den Bemühungen der von ihr unterstützten Bruderschaft beizusteuern. Meist fragte er dann wie viel, woraufhin sie ihm, so als suche sie dort einen letzten Rest menschlichen Anstands, in die Augen blickte und einen Betrag nannte. In der Regel willigte er daraufhin seufzend ein. Anschließend legte er ihr die Hände um die Hüften, sagte, es sei schon spät und dass sie zu Bett gehen sollten.
    Einmal, als er sie nach der Höhe ihre Spendenwunsches fragte, zuckte sie mit den Achseln und erwiderte: »Ich weiß nicht. Was sagt dir dein Gewissen, Howard? Ein Mann von wahrem Mitgefühl würde sich bestimmt weit mehr anstrengen, als du es normalerweise tust, bedenkt man, dass du sehr viel mehr Reichtum besitzt, als dir von Rechts wegen zusteht, und das Elend so groß ist.«
    Er seufzte. »Wie viel benötigen du und deine Freunde?«
    »Nicht ich und meine Freunde brauchen es, Howard, sondern die Massen von Menschen, die uns um Hilfe bitten. Die Bruderschaft ist lediglich bemüht, dieser Not die Stirn zu bieten.«
    »Wie viel?«, wiederholte er.
    Sie sagte: »Fünfhundert Goldkronen«, so als sei die Zahl ein hinter ihrem Rücken verborgener Knüppel, den sie, als sie die Bresche sah, auf die sie gewartet hatte, plötzlich schwang, um ihn in Bedrängnis zu bringen.
    Erschrocken wankte Niccis Vater einen Schritt zurück. »Hast du eigentlich eine Vorstellung, wie lange man arbeiten muss, um einen Betrag von dieser Höhe zu verdienen?«
    »Du arbeitest nicht, Howard – das erledigen deine Sklaven für dich.«
    »Sklaven! Das sind die allerbesten Handwerker.«
    »Wie könnte es anders sein? Du stiehlst die besten Handwerker von überall aus dem Land.«
    »Ich zahle die besten Löhne im ganzen Land! Sie sind ganz versessen darauf, für mich zu arbeiten!«
    »Sie sind die bemitleidenswerten Opfer deiner Betrügereien. Du beutest sie aus und verlangst mehr als jeder andere. Du nutzt deine Verbindungen und schließt Verträge, um andere Waffenschmiede auszubooten. Du stiehlst der arbeitenden Bevölkerung das Essen aus dem Mund, nur um dir die Taschen zu füllen.«
    »Ich biete allerfeinstes Handwerk! Die Leute kaufen bei mir, weil sie das Beste wollen, und dafür verlange ich einen angemessenen Preis.«
    »Niemand verlangt so viel wie du, das ist eine schlichte Tatsache. Du willst immer mehr. Gold ist dein einziger Lebenszweck.«
    »Die Leute kommen aus freien Stücken zu mir, weil ich die höchsten Standards biete! Das ist mein Lebenszweck! Die anderen Werkstätten produzieren aufs Geratewohl drauflos, ihre Erzeugnisse halten keiner Prüfung stand. Der Härtungsvorgang bei mir ist von besserer Qualität! All meine Arbeit unterliegt einer zweifachen Qualitätskontrolle! Ich verkaufe keine minderwertige Ware. Die Menschen vertrauen mir, sie wissen, dass ich die besten Stücke herstelle.«
    »Das tun deine Arbeiter. Du scheffelst bloß das Geld.«
    »Der Profit fließt in die Löhne und zurück ins Geschäft – ich habe grade ein Vermögen für die Anschaffung der neuen Schlagmühle ausgegeben!«
    »Geschäft, Geschäft, Geschäft! Wenn ich dich bitte, der Gemeinde, den Notleidenden, ein kleines bisschen

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