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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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hockte, in sich zusammengesunken wie ein Haufen schmutziger Wäsche, in seinem Sessel. »Das ist ungerecht. Es dürfte nicht erlaubt sein, dass jeder, wann immer es ihm beliebt, die Preise erhöhen kann. Der Herzog sollte etwas unternehmen. Der König hört auf ihn.«
    »Der Herzog…«, sagte Niccis Mutter. Sie nippte an ihrem Tee. »Ja, ich war stets der Meinung, dass der Herzog ein Mann ist, der einer guten Sache aufgeschlossen gegenübersteht. Ich denke, man könnte ihn überreden, vernünftige Gesetze zu erlassen.« Über den goldenen Rand ihrer Tasse hinweg blickte Niccis Mutter hinüber zu dem Mann auf dem Küchenstuhl.
    Eine der Frauen erklärte, sie wolle ihren Mann dazu ermuntern, dem Herzog den Rücken zu stärken. Eine andere regte an, ihrer aller Sympathie für diesen Einfall in einem entsprechenden Schreiben zu bekunden.
    »Menschen verhungern«, sagte eine runzelige Frau in eine Gesprächspause hinein. Die Leute beeilten sich, ihr murmelnd beizupflichten, so als sei dies ein Regenschirm, unter den man sich in der alles durchdringenden Stille flüchten konnte. »Ich sehe es jeden Tag. Wenn wir wenigstens einigen dieser Unglücklichen helfen könnten.«
    Eine der anderen Frauen plusterte sich auf wie eine Henne, die im Begriff ist, ein Ei zu legen. »Einfach schrecklich, dass niemand ihnen Arbeit geben will, wo es doch genug davon gäbe, wenn man sie nur gerecht verteilte.«
    »Ich weiß«, erwiderte Niccis Mutter empört mit der Zunge schnalzend. »Bis zum Schwarzwerden habe ich auf Howard eingeredet. Er stellt ausschließlich Leute ein, die ihm gefallen, statt sich derer anzunehmen, die die Arbeit am dringendsten benötigen. Es ist eine Schande.«
    Die anderen bekundeten ihr Mitgefühl mit ihrer schweren Bürde.
    »Es ist nicht richtig, dass einige wenige so viel mehr besitzen als sie brauchen, während es bei so vielen anderen kaum zum Leben reicht«, meinte der Mann mit den schlaffen Lidern. »Das ist unmoralisch.«
    »Der Mensch hat nicht das Recht, um seiner selbst willen zu existieren«, beeilte sich Niccis Mutter einzuwerfen, wobei sie, an einem Stück trockenen Kuchens knabbernd, den grimmig schweigenden Mann ansah. »Unentwegt versuche ich Howard davon zu überzeugen, dass Selbstaufopferung zum Wohl seiner Mitmenschen die höchste moralische Pflicht des Menschen ist und sein einziger Daseinszweck. Zu diesem Behufe«, verkündete Niccis Mutter, »habe ich beschlossen, fünfhundert Goldkronen für unsere Sache zu spenden.«
    Den anderen stockte vor Entzücken der Atem, und sie beglückwünschten Niccis Mutter zu ihrem wohltätigen Wesen. Sich verstohlen im Raum umsehend, kamen sie überein, der Schöpfer werde es ihr im nächsten Leben vergelten, und unterhielten sich darüber, was sie alles würden tun können, um diesen weniger vom Glück begünstigten Seelen zu helfen.
    Schließlich drehte Niccis Mutter sich um, betrachtete Nicci eine Weile und sagte: »Ich glaube, meine Tochter ist alt genug zu lernen, wie man anderen hilft.«
    Nicci, begeistert von der Vorstellung, endlich mit dem beginnen zu können, was ihre Mutter und ihre Freunde als ehrenvolle Tätigkeit bezeichneten, rutschte begeistert auf ihrem Stuhl nach vorn. Es war, als habe ihr der Schöpfer selbst einen Weg zur Seelenrettung aufgezeigt. »Ich möchte so gern Gutes tun, Mutter.«
    Ihre Mutter blickte den Mann auf dem Küchenstuhl fragend an. »Bruder Narev?«
    Die tiefen Falten seines Gesichts schoben sich zu beiden Seiten, als ein Lächeln den dünnen Strich seines Mundes dehnte. Es hatte nichts Freudiges, ebenso wenig wie die dunklen Augen unter der von einem Gewirr aus weißen und schwarzen Haaren verdeckten Stirn. Er trug eine gekniffte Kappe und ein schweres Gewand, so dunkel wie trockenes Blut. Locken seines drahtigen Haars kräuselten sich über seinen Ohren um den Rand der tief in die Stirn gezogenen Kappe.
    Er strich sich mit dem Finger übers Kinn und sprach mit einer Stimme, die beinahe die Teetassen klirren ließ. »So, du möchtest also eine kleine Soldatin werden, mein Kind?«
    »Na ja … das eigentlich nicht, Sir.« Nicci wusste nicht, was das Soldatsein damit zu tun hatte, dass man Gutes tat. Ihre Mutter sagte immer, ihr Vater sei der willfährige Gehilfe von Menschen in einem gottlosen Beruf – von Soldaten. Sie sagte, Soldaten hätten immer nur eines im Sinn, das Töten. »Ich möchte den Bedürftigen helfen.«
    »Genau das versuchen wir doch alle, Kind.« Das schauerliche Grinsen blieb auf seinem Gesicht

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