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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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war. Jetzt begriff sie auch, warum.
    »Nun?«, brummte er. Er warf die Hände über den Kopf. »Schreit doch! Brüllt! Fleht und diskutiert – macht Ausflüchte! Steht nicht einfach so herum!«
    Nicci schluckte den scharfen Geschmack von Blut und blickte ihm seelenruhig in seine zornesroten Augen.
    »Bitte macht präzise Angaben, Euer Exzellenz, was Ihr vorziehen würdet, wie lange ich damit fortfahren soll, ob ich es aus eigenem Antrieb beenden oder warten soll, bis Ihr mich bewusstlos schlagt.«
    Mit wütendem Geheul warf er sich auf sie, umschloss ihren Hals mit seiner massigen Hand und hielt sie fest, während er sie schlug. Ihre Knie gaben nach, doch er hielt sie aufrecht, bis es ihr gelang, sich wieder zu fangen.
    Er ließ ihre Kehle los und stieß sie fort. »Ich will wissen, warum Ihr das Kadar angetan habt!«
    Sie hatte für seinen Zorn nur ein blutverschmiertes Grinsen.
    Er bog ihr den Arm auf den Rücken und zog sie fest an seinen Körper. »Warum tut Ihr so etwas? Warum?«
    Der tödliche Tanz mit Jagang hatte begonnen. Wieder einmal fragte sie sich matt, ob sie diesmal ihr Leben lassen würde.
    Jagang hatte eine ganze Reihe von Schwestern getötet, die sein Missfallen erregt hatten. Dass Nicci sich in seiner Gegenwart sicher fühlte – wenn man davon sprechen konnte –, lag an ihrer Gleichgültigkeit gegenüber jeglichem Gefühl von Sicherheit. Ihr völliges Desinteresse an ihrem eigenen Leben faszinierte Jagang, weil er wusste, dass es ehrlich war.
    »Manchmal benehmt Ihr Euch wie ein Narr«, erwiderte sie in aufrichtiger Verachtung, »Ihr seid zu überheblich, um zu erkennen, wen Ihr vor Euch habt.«
    Er verdrehte ihr den Arm, bis sie sicher war, er werde brechen. Sie spürte seinen keuchenden Atem warm auf ihrer pochenden Wange. »Ich habe Menschen schon für sehr viel harmlosere Bemerkungen getötet.«
    Trotz ihrer Schmerzen verspottete sie ihn. »Dann habt Ihr offenbar die Absicht, mich zu Tode zu langweilen? Wenn Ihr mich töten wollt, dann packt meine Kehle und erwürgt mich, oder zerstückelt mich zu einer blutigen Masse, damit ich zu Euren Füßen verblute – aber glaubt nicht, Ihr könnt mich mit dem bloßen Gewicht Eurer immer gleichen Drohungen ersticken. Wenn Ihr mich umbringen wollt, dann seid ein Mann und tut es! Wenn nicht, dann haltet den Mund.«
    Die meisten Menschen begingen bei Jagang den Fehler, ihn wegen seiner Fähigkeit zu äußerster Brutalität für einen ungebildeten, dummen Rohling zu halten. Das war er keineswegs, sondern einer der intelligentesten Männer, denen Nicci je begegnet war. Brutalität war nichts als seine Maskerade. Als Folge seines Zugangs zum Verstand so vieler unterschiedlicher Menschen war er ihrem Wissen, ihrer Klugheit und ihren Ideen unmittelbar ausgesetzt, und dieses Ausgesetztsein mehrte sein Denkvermögen, seinen Verstand. Zudem wusste er genau, wovor die Menschen sich am meisten fürchteten. Wenn ihr etwas an ihm Angst machte, dann gewiss nicht seine Brutalität, sondern seine Intelligenz, denn sie war sich darüber im Klaren, dass Intelligenz ein bodenloser Quell wahrhaft erfinderischer Grausamkeit sein konnte.
    »Warum habt Ihr ihn umgebracht, Nicci?«, wiederholte er seine Frage, wobei seine Stimme ein wenig von ihrer Erregtheit verlor.
    In ihrem Verstand befand sich, einem steinernen Schutzwall gleich, der Gedanke an Richard, was er ihr offenbar an den Augen ablesen konnte. Jagangs Zorn, das wusste sie, beruhte zum Teil auf seinem Unvermögen, in ihren Verstand einzudringen und sie auf dieselbe Weise zu beherrschen, wie er dies bei anderen konnte. Ihr wissendes Grinsen verhöhnte ihn wegen etwas, das ihm verwehrt war.
    »Es hat mich amüsiert zu hören, wie der große Kadar Kardeef um Gnade winselt, und sie ihm anschließend zu verwehren.«
    Jagang brüllte erneut, ein viehisches Geräusch, das in einem gediegenen Schlafgemach wie diesem völlig fehl am Platz war. Sie gewahrte die verschwommenen Umrisse seines Armes, als er nach ihr schlug. Das Zimmer drehte sich heftig, und sie erwartete, mit Knochen zermalmender Wucht irgendwo gegen zu prallen. Stattdessen überschlug sie sich und landete auf etwas unerwartet Weichem: dem Bett, wie sie erkannte. Irgendwie hatte sie die Marmor- und Mahagonipfosten an den Ecken verfehlt – sie hätten sie mit Sicherheit getötet. Das Schicksal schien seinen Spaß mit ihr zu treiben; Jagang landete auf ihr.
    Sie glaubte, er werde sie jetzt zu Tode prügeln, stattdessen musterte er aus kürzester Entfernung ihre

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