Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
werde Richard Rahl beseitigen«, entgegnete Jagang mit leisem Knurren.
    Sie wechselte das Thema und kam wieder darauf zurück, was sie eigentlich wissen wollte. »Seit wann ist der Welteroberer Jagang so verweichlicht, dass er in Prunk und Herrlichkeit leben will?«
    »Nun, ich bin jetzt Jagang der Gerechte. Ihr erinnert Euch?« Er kehrte ins Bett zurück und ließ sich neben sie fallen. »Tut mir Leid, dass ich Euch wehgetan habe, Nicci. Im Grunde möchte ich das nicht, nur zwingt Ihr mich dazu. Ihr wisst, dass ich Euch mag.«
    »Ihr mögt mich, und dennoch schlagt Ihr mich? Ihr mögt mich, trotzdem habt Ihr Euch nie die Mühe gemacht, mir von einem so gewaltigen Vorhaben wie der Errichtung eines Palastes zu erzählen? Ich bedeute Euch nicht das Geringste.«
    »Ich sagte es bereits, es tut mir Leid, dass ich Euch wehgetan habe – doch die Schuld daran liegt bei Euch, und das wisst Ihr auch.« Er sprach die Worte beinahe liebevoll. Bei der Erwähnung des Palastes hatte sein Gesicht einen schwärmerischen Ausdruck angenommen. »Es ist nur recht und billig, dass mir endlich das Prestige eines solch kolossalen, monumentalen Bauwerkes zuteil wird.«
    »Ihr, der Mann, der in den Zelten auf dem Schlachtfeld zufrieden war, möchte jetzt in einem prachtvollen Steingebäude wohnen? Warum?«
    »Weil ich es, sobald ich die Neue Welt unter die Führung der Imperialen Ordnung gebracht habe, dem Volk schuldig bin, mich als sein Anführer in majestätischer Umgebung zu zeigen … es wird jedoch mehr als schlichten Prunk aufweisen.«
    »Aber sicher«, meinte sie hinterhältig.
    Er ergriff ihre Hand. »Ich werde den Titel ›Jagang der Gerechte‹ voller Stolz tragen, Nicci. Ihr habt ganz Recht, die Zeit ist reif für einen solchen Schritt. Ich war lediglich erzürnt, weil Ihr diesen Schritt fälschlicherweise unternommen habt, ohne ihn zuvor mit mir abzusprechen. Aber das wollen wir jetzt vergessen.«
    Sie erwiderte nichts. Er umschloss ihre Hand fester, vermutlich um ihr zu zeigen, wie ernst es ihm war.
    »Ihr werdet von dem Palast begeistert sein, wenn er erst fertig ist.« Mit der Rückseite der Finger seiner anderen Hand strich er ihr zärtlich über die Wange. »Wir alle werden dort sehr lange Zeit leben.«
    Die Worte ließen sie aufhorchen. »Eine sehr lange Zeit?«
    Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, dass mehr dahinter steckte als nur sein eitler Wunsch nach einem Palast, nachdem Richard ihm den Palast der Propheten verwehrt hatte. Er wollte das, was Richard ihm darüber hinaus verwehrt hatte. War es möglich…
    Sie sah in sein Gesicht und suchte nach der Antwort. Er lächelte bloß, als er ihren fragenden Blick bemerkte.
    »Die Bauarbeiten haben bereits begonnen«, sagte er, wie um von diesen Fragen abzulenken. »Architekten und bedeutende Bauherren aus der gesamten Alten Welt sind zusammengekommen, um daran zu arbeiten. Jeder möchte an einem Projekt von diesen Ausmaßen teilhaben.«
    »Und Bruder Narev?«, hakte sie nach. »Was hält er davon, einem Mann ein derart leichtsinniges Denkmal zu errichten, wo es doch Wichtigeres für die zahlreichen Bedürftigen zu erledigen gäbe?«
    »Bruder Narev und seine Gefolgsleute stehen diesem Vorhaben durchaus wohlgesonnen gegenüber.« Jagang ließ ein verschlagenes Lächeln sehen. »Sie werden natürlich ebenfalls dort leben.«
    Jetzt fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
    »Er wird den neuen Palast mit einem Bann verzaubern«, sagte sie leise, erstaunt, wie zu sich selbst.
    Jagang lächelte nur, während er sie beobachtete, ihre Reaktion bereitete ihm sichtlich Freude.
    Bruder Narev hatte fast ebenso lange im Palast der Propheten gelebt wie sie, fast einhundertsiebzig Jahre, und doch schien er – genau wie sie – während dieser langen Zeit nur zehn oder fünfzehn Jahre gealtert zu sein. Niemand außer Nicci hatte je davon erfahren, dass er etwas anderes als ein Stallbursche war – niemand wusste, dass er die Gabe besaß.
    Während dieser langen Zeit musste er, gemeinsam mit ihr und all den anderen, die ihn kaum beachteten, den Bann studiert haben, der den Palast umgab. Ihres Wissens waren die meisten von Bruder Narevs Anhängern junge Zauberer aus dem Palast der Propheten gewesen; sie hatten Zutritt zu den Gewölbekellern. Gut möglich, dass auch sie Informationen beigesteuert hatten, die ihm dabei halfen. Aber war er wirklich zu so etwas im Stande?
    »Erzählt mir von dem Palast«, sagte sie, seine Stimme dem wortlos forschenden Blick aus seinen albtraumhaften Augen

Weitere Kostenlose Bücher