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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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war.
    »Deswegen bin ich hier geblieben«, sagte sie leise, »weil der Orden ein rechtschaffenes Ziel verfolgt.«
    Der fehlende Mosaikstein war endlich gefunden.
    In der Stille küsste Jagang sie erneut. Sie gestattete ihm, den Kuss noch zu beenden, dann löste sie sich aus seiner Umarmung. Mit einem zurückhaltenden Lächeln beobachtete er, wie sie sich erhob und anzukleiden begann.
    »Es wird Euch dort gefallen, Nicci. Es wird ein Ort sein, der sich für Euch ziemt.«
    »Ach? Als Königin der Sklaven?«
    »Als Königin, wenn Ihr wollt. Ich habe vor, Euch mit einer Machtbefugnis auszustatten, wie Ihr sie zuvor noch niemals hattet. Wir werden dort glücklich sein, Ihr und ich, wahrhaft glücklich, und zwar für sehr, sehr lange Zeit.«
    Sie streifte einen Strumpf über ihr Bein. »Als Schwester Ulicia und die vier in ihrer Begleitung einen Weg fanden, Euch zu verlassen, entschied ich mich, ihre Entdeckung außer Acht zu lassen und hier zu bleiben, denn ich weiß, dass der Orden der Menschheit die einzige moralische Lebensweise bieten kann. Aber jetzt…«
    »Ihr seid geblieben, weil Ihr ohne den Orden ein Nichts wärt.«
    Sie wich seinem Blick aus, zog ihr Kleid über den Kopf, steckte die Arme durch die Ärmel und streifte den Rock über die Hüften. »Ohne den Orden bin ich ein Nichts, und mit ihm auch. Das gilt für alle. Wir alle sind fehlerhafte, armselige Kreaturen, das liegt in der Natur des Menschen; so lehrt es uns der Schöpfer. Die Imperiale Ordnung aber zeigt den Menschen, dass es ihre Pflicht ist, ein besseres Leben zum Wohle aller zu führen.«
    »Und der Kaiser der Imperialen Ordnung, das bin ich!« Sein gerötetes Gesicht kühlte langsamer ab, als es sich erhitzt hatte. In der völligen Stille machte er eine unbestimmte Handbewegung und fuhr in gemäßigterem Tonfall fort: »Die Welt wird unter der Imperialen Ordnung vereint sein. Wir werden, sobald er fertig ist, im Palast glücklich sein, Nicci. Ihr und ich, unter der geistigen Führung unserer Priester. Ihr werdet sehen. Mit der Zeit, wenn…«
    »Ich gehe.« Sie zog einen Stiefel an.
    »Das lasse ich nicht zu.«
    Nicci hielt im Überstreifen ihres anderen Stiefels inne und sah in seine unergründlichen Augen. Mit einem Fingerschnippen deutete sie auf eine steinerne, auf einem Tisch an der gegenüberliegenden Wand stehende Vase. Ein Licht blitzte auf. Die Vase explodierte in einer Wolke aus Staub und Splittern, mit einem Geräusch, das den Raum erbeben ließ. Die Wandbehänge zitterten, die Scheiben in den Fenstern schepperten.
    Als der Staub sich gelegt hatte, sagte sie: » Ihr lasst es nicht zu?« Sie beugte sich vor und schnürte die Senkel ihrer Stiefel.
    Jagang schlenderte zum Tisch hinüber und fuhr mit den Fingern durch den Staub, den einzigen Überresten der steinernen Vase, dann wandte er sich in seiner ganzen nackten Pracht wieder zu ihr um.
    »Wollt Ihr mir drohen? Glaubt Ihr tatsächlich, Ihr könntet Eure Kraft gegen mich einsetzen?«
    »Ich glaube es nicht« – sie zurrte die Senkel mit einem Ruck fest – »ich weiß es. Die Wahrheit ist, ich habe mich entschieden, es nicht zu tun.«
    Er nahm eine trotzige Haltung an. »Und warum?«
    Nicci richtete sich auf und sah ihm ins Gesicht. »Weil der Orden, wie Ihr sagt, Euch braucht, beziehungsweise einen Rohling wie Euch. Ihr dient den Zielen der Imperialen Ordnung – Ihr seid ihr langer Arm, Ihr überbringt das reinigende Feuer. Diese Funktion erfüllt Ihr überaus geschickt, man könnte sogar behaupten, Ihr erfüllt diese Aufgabe mit außergewöhnlichem Talent.
    Ihr seid Jagang der Gerechte. Ihr erkennt die Weisheit in dem Titel, den ich Euch verliehen habe, und werdet ihn dazu benutzen, die Sache der Imperialen Ordnung zu unterstützen. Das ist der Grund, weshalb ich mich entschieden habe, meine Kraft nicht gegen Euch zu gebrauchen. Das wäre, als setzte ich meine Kraft gegen die Imperiale Ordnung ein, gegen meine Pflicht gegenüber der Zukunft der Menschheit.«
    »Warum wollt Ihr dann fort?«
    »Weil ich nicht anders kann.« Sie bedachte ihn mit einem Blick eiskalter Entschlossenheit und tödlicher Bedrohung. »Bevor ich fortgehe, werde ich einige Zeit bei Schwester Lidmila verbringen. Ihr müsst Euch augenblicklich und vollständig aus ihrem Verstand zurückziehen und Euch während der gesamten Zeit, die ich in ihrer Gesellschaft weile, von ihr fern halten. Wir werden Eure Zelte benutzen, da Ihr sie zurzeit nicht benötigt. Ihr werdet dafür sorgen, dass niemand uns behelligt, ganz

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