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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Beginn einer langen Nacht – einer langen, quälenden Prüfung –, dessen war sie sich bewusst. Sie würde seine gewaltsame Schändung bis zum Morgen noch mehrmals über sich ergehen lassen müssen. Immer wieder ging ihr seine Frage an jener entrückten Stelle ihres Verstandes durch den Kopf.
    Der Morgen kam, begleitet vom dumpfen Pochen der durch die vorausgegangenen Schläge hervorgerufenen Kopfschmerzen und den spitzeren Schmerzen dort, wo er sie geschlagen hatte, nachdem er dahinter gekommen war, dass das, was er für willige Unterwerfung hielt, nichts als eine Täuschung war, die ihn noch wütender machte als zuvor. Die Kopfkissen waren fleckig von ihrem Blut. Es war eine lange Nacht voller ungewöhnlicher Empfindungen und Erfahrungen gewesen.
    Sie wusste, sie war böse und hatte es verdient, auf derart brutale Weise vergewaltigt zu werden. Auch sah sie sich außer Stande, moralische Einwände dagegen vorzubringen; selbst in den entsetzlichen Dingen, die er ihr antat, war Jagang nicht annähernd so verdorben wie sie. Jagang sündigte in den einfachen Dingen des Fleisches, was nicht weiter verwunderlich war, denn alle Menschen waren korrupt, wenn es um Fleischliches ging – ihre Gleichgültigkeit für das Leiden, das sie umgab, war jedoch ein Versagen in geistigen Dingen. Darin, das wusste sie, zeigte sich die wahre Schlechtigkeit, deswegen hatte sie alles verdient, was er ihr antat. Zurzeit war der düstere Ort tief in ihrem Innern nahezu übersättigt.
    Nicci fasste sich an den Mund und stellte fest, dass die Platzwunden schmerzhaft, aber geschlossen waren. Das Verheilen der Wunden bescherte ihr nicht dieselben Glücksgefühle wie ihr berechtigter Erhalt, daher beschloss sie, eine der Schwestern zu bitten, sie zu heilen, statt ihm die Genugtuung zu geben, Zeuge zu sein, wenn sie die Unannehmlichkeiten ihrer Verletzungen durchlitt.
    Damit wandten sich ihre Gedanken Schwester Lidmila zu.
    Nicci merkte, dass Jagang nicht neben ihr im Bett lag. Sie richtete sich auf und sah ihn nicht weit entfernt in einem Sessel, von wo aus er sie beobachtete.
    Sie zog das Laken hoch, um die mit feinen Tröpfchen getrockneten Bluts gesprenkelten Brüste zu bedecken. »Ihr seid ein Schwein.«
    »Ihr könnt nicht genug von mir bekommen. Was immer Ihr auch sagt, Nicci, es zieht Euch zu mir. Wo solltet Ihr sonst bleiben?«
    Diese albtraumhaften Augen sahen sie an und versuchten, einen Weg in ihren Verstand zu finden, doch es gab ihn nicht. Er konnte ihr nicht mehr in ihren Albträumen erscheinen, denn Richard schützte ihren Verstand.
    »Nicht aus den Gründen, die Ihr so gerne glauben wollt. Ich bleibe, weil das höchste Ziel des Ordens ein moralisches ist. Ich wünsche ihm den Erfolg und möchte, dass das Leid der hilflosen Opfer des Lebens ein Ende hat. Ich möchte, dass endlich jeder gleichberechtigt ist und alles hat, was er zum Leben braucht. Fast mein ganzes Leben habe ich auf diese Ziele hingearbeitet. Der Orden kann dafür sorgen, dass eine solch gerechte Welt entsteht. Wenn ich Euch für dieses Ziel ertragen oder Euch gar helfen muss, dann wäre das nur eine unbedeutende Kröte, die ich zu schlucken hätte.«
    »Ihr klingt so überaus nobel, trotzdem denke ich, es steckt etwas viel Grundsätzlicheres dahinter. Ich denke, wenn Ihr könntet, wärt Ihr längst gegangen, oder aber« – er lächelte – »Ihr wärt fortgegangen, hättet Ihr es wirklich gewollt. Was stimmt denn nun, Nicci?«
    Sie wollte nicht darüber nachdenken, der Kopf tat ihr weh.
    »Was soll all das Gerede, Ihr wollt einen Palast errichten?«
    »Dann habt Ihr also davon gehört.« Er atmete tief durch und seufzte versonnen. »Es wird der großartigste Palast werden, der je errichtet wurde. Ein Ort, der dem Kaiser der Imperialen Ordnung, dem Mann, der sowohl die Alte als auch die Neue Welt regiert, angemessen ist.«
    »Dem Mann, der sie regieren möchte. Dabei steht Euch jedoch Lord Rahl im Weg. Wie oft hat er Euch eigentlich schon hereingelegt?«
    In Jagangs Augen blitzte eine Wut auf, die leicht in Gewalt umschlagen konnte. Richard hatte Jagangs Absichten eine Reihe von Malen durchkreuzt. Auch wenn Richard Jagang nicht besiegt hatte, so hatte er ihn doch zutiefst gekränkt, was für eine so winzige Armee gegen die imponierende Streitmacht der Imperialen Ordnung eine beachtliche Leistung war. Für einen Mann vom Schlage Jagangs war die Demütigung eines Stiches nicht geringer, als hätte man ihn mit einem Spieß durchbohrt.
    »Seid völlig unbesorgt, ich

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