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Schwester! • Mein Leben mit der Intensivstation

Schwester! • Mein Leben mit der Intensivstation

Titel: Schwester! • Mein Leben mit der Intensivstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Grunwald
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Sicherheit gut für die Einschaltquote. In der Realität finden in einer deutschen Durchschnittsklinik der Gemeine Waschbärenspulwurm oder eine Intoxikation mit tückischen Giften, mit denen Ehefrauen ihren entsetzlichen Ehemännern nach dem Leben trachten, eher keinen Platz.
    Hierzulande bekomme ich dafür als wahrer Klinik-Profi und Kennerin der Materie zum Beispiel die Folgen einer grottenschlechten Beratung der Regie geboten. Oft sind die Serien stümperhaft recherchiert und strotzen nur so vor Schönheitsfehlern. Nehmen wir zum Beispiel eine Reanimationssituation in einer deutschen Serie – ich glaube, es war
Der Bergdoktor.
Auf dem Monitor sieht man eine aalglatte Nulllinie, wie mit dem Lineal gezogen. «Er hat eine Asystolie!», schreit die Krankenschwester, und sofort ist ein Arzt da, toll – aber das Tempo? Der Arzt ist so schnell da, als habe er im Schrank bereits auf seinen Einsatz gewartet! Das ist schon einmal völlig absurd. Die Krankenschwester macht erst einmal nichts, sie erholt sich von der Schreierei. In manchen Serien ist sie dann auch einfach weg. Es ist in solchen Situation tatsächlich erforderlich, sich durch Schreien oder Rufen bemerkbar zu machen. Der Schreck fährt einem schon recht ordentlich in die Glieder; ich will das auch nicht alleine machen müssen und so schnell als möglich meine Kollegen dabei haben. Ich erschrecke mich immer noch, wenn ich auf dem Monitor ein EKG sehe, bei dem mich mein Gehirn anbrüllt: «Kammerflimmern! Los! Tu was!» Also fange ich in der Zwischenzeit mit der Herzdruckmassage an, bis die ersten Helfer eintrudeln, und stehe nicht mit weit geöffneten Augen hyperventilierend im Zimmer herum und warte auf den Gott in Weiß!
    Doch weiter im Film: Der Arzt tritt nun also ans Bett heran und beginnt mit der Herzdruckmassage – und auf dem Monitor sieht man weiterhin die Nulllinie. Die Regie hat verkannt, dass man die Herzdruckmassage auf dem Monitor sehr wohl sehen kann – natürlich nicht als schönes EKG , aber man sieht es deutlich. Aber gut, ich will nicht kleinlich sein. Ich frage mich jedoch, ob der Arzt wirklich ohne Unterbrechung an die zehn Minuten auf dem Brustkorb herumdrücken kann, ohne ein entsetzliches Brennen im Trizeps zu bemerken. Und wer holt eigentlich Hilfe, um den Patienten zu intubieren und danach auf die Intensivstation zu verfrachten? Warum kriegt dieser arme Mensch keinen Sauerstoff? Und zu guter Letzt: Was meint der Arzt konkret mit der Aussage «Schwester, ziehen Sie sofort ein kreislaufstabilisierendes Medikament auf!»?
    Ich käme in arge Bedrängnis, wenn man mir so etwas zurufen würde, denn «kreislaufstabilisierende Medikamente» gibt es in rauen Mengen und in zig Dosierungen.
    In der Regel kommen die Kollegen angerannt und bringen den Notfallwagen mit, ein etwas unhandliches und schweres Gefährt, auf dessen Abstellfläche Notfallmedikamente parat stehen und in dessen Schubladen sich Beatmungstuben in verschiedenen Größen, Laryngoskope, Spritzen und derlei mehr befinden, um vor Ort alles griffbereit zu haben und nicht allzu viel Zeit mit Gerenne aus dem Zimmer zu verplempern. Die Regel besagt auch, dass man mit dem Wagen erst mal in diverse Türrahmen rast, die Wand entlangschleift oder aus Versehen den kleinen Giftzwerg umfährt. Nachdem all diese Unwegsamkeiten umschifft worden sind, sucht man einen Platz, um ihn dann strategisch günstig stehen zu lassen. Warum ausgerechnet jetzt beweisen, dass man sehr wohl einparken kann?
    Die wirkliche Herausforderung besteht darin, mit den verschiedenen Körpergrößen der Kollegen zurechtzukommen – wenn die kleineren Kollegen kommen, sollte man das Bett so tief wie möglich hinunterfahren, damit sie auch an den Patienten herankönnen. Aber da man sich bei der Herzdruckmassage alle naselang abwechseln muss, müssen sich «die Kleinen» auf die Matratze knien, und das wird etwas schwierig, wenn der Patient von ausladenderer Statur ist. Ein Zimmer, in dem ein Mensch reanimiert wurde, sieht – je nach Aufwand – ziemlich unordentlich aus: Verpackungen von Spritzen, kaputtgetretene Ampullen, die unter der Schuhsohle herumknirschen, Pflasterreste, die unter den Schuhsohlen kleben, und Spritzer von Medikamenten, Desinfektionsmitteln, Blut, die eine oder andere Kanüle, die in der Hektik neben den Abwurfbehälter geworfen wurde, und vielerlei mehr. Es ist definitiv nicht sauber; auch da sind die Regisseure schlecht beraten worden.
    In den Serien wird vorrangig mit Begrifflichkeiten

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