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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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eitle Vollidiot würde sie nie wieder unterschätzen.

Donnerstag, 24. Oktober, 19:04 Uhr
    Liz schlug die Wagentür zu. Das Knallen hallte dumpf von den Wänden der Tiefgarage wider und mischte sich mit einem gellenden Schrei. Liz fuhr zusammen, stieß aber im gleichen Augenblick erleichtert die Luft aus. Ihr Handy. Deborah hatte neulich daran herumgespielt und ihr diesen geschmacklosen Klingelton eingerichtet. Liz hatte bereits mehrfach versucht, ihn zu ändern, war jedoch jedes Mal gescheitert. Technik war einfach nicht ihre Stärke.
    Wieder gellte der Schrei durch die Tiefgarage. Warum hatte sie das Handy nicht ausgestellt? Sie hatte genug frustrierende Gespräche geführt für einen einzigen Tag. Jetzt wollte sie nur noch die Beine hochlegen und den Abend mit Deborah genießen. Und den verdammten Umschlag vergessen, der unter ihrem Scheibenwischer geklemmt hatte. Sie hatte ihn noch nicht geöffnet. Den Brief nicht zu lesen unterminierte die Taktik des anonymen Schreibers. Wenn sie seine Botschaften ignorierte, konnte er ihr nichts anhaben. Seine Macht über sie lag allein in seinen Worten. Zumindest solange er nichts anderes tat, als Briefe zu schreiben.
    Kein weiterer Schrei folgte, vermutlich war die Mailbox angesprungen, sie würde die Nachricht später abhören. Gerade als sie den Wagen abschließen wollte, schrie das Handy erneut. Verdammt! Sie schaute auf das Display. Stadler. Ihr Magen krampfte sich zusammen.
    «Was gibt’s?», fragte sie knapp.
    «Wir haben sie», kam es genauso knapp zurück.
    Liz schloss kurz die Augen. «Wo?»
    «Wie Sie sagten: An einem Ort, der mit Frauen zu tun hat.»
    Liz ließ sich von Stadler die Details durchgeben und stieg wieder in den Wagen. Bevor sie losfuhr, schickte sie Deborah eine Nachricht, dass es spät werden könnte, sie sich aber trotzdem auf das Essen freue.
    Es war inzwischen dunkel und auf den Straßen leerer geworden. Liz brauchte keine Viertelstunde, bis sie vor dem Haupteingang des Evangelischen Krankenhauses hielt. Journalisten drängten sich vor der Glastür, sogar das Team eines lokalen Fernsehsenders war dort. Es hatte sich also schon herumgesprochen. Kein Wunder bei einem so öffentlichen Tatort. Blieb nur die Frage, wie viele Details durchgesickert waren.
    Ein Streifenpolizist kam zielstrebig auf den Golf zu, als Liz ausstieg. «Sie können hier nicht stehenbleiben.»
    «Kriminalhauptkommissar Stadler erwartet mich.»
    «Frau Dr. Montario?»
    Sie nickte, und er winkte sie durch. Stadler hatte sie also angekündigt. Sie gehörte jetzt offiziell zum Team, eine Vorstellung, die sie mit einer Mischung aus Unbehagen und Stolz erfüllte.
    Als Liz auf das Gebäude zuging, liefen ihr einige der Pressevertreter entgegen und bestürmten sie mit Fragen. Kameras klickten, Blitzlicht blendete sie. Liz schüttelte nur stumm den Kopf, den Blick starr auf den Boden gerichtet. Mit etwas Glück würde ihr Gesicht auf den Fotos nicht zu erkennen sein.
    Im Foyer herrschte Tumult wie auf einem orientalischen Basar. Patienten drängten sich vor der Rezeption, offenbar wollten sie schnellstmöglich nach Hause. Krankenschwestern und Polizeibeamte versuchten, die Menschen zu beruhigen. Ein Pfleger verteilte Kaffee und Tee. Liz kämpfte sich durch das Gedränge zu den Aufzügen. Als sie im vierten Stock ausstieg, wurde sie erneut von einem uniformierten Beamten aufgehalten. Auch diesmal wirkte ihr Name Wunder.
    Der Mann deutete einen Gang hinunter. «Dort entlang. Der hintere Kreißsaal.»
    Mit einem zunehmend beklommenen Gefühl in der Magengrube ging Liz den kahlen Flur entlang. Bereits kurz vor der Schiebetür zum Kreißsaal roch sie den gewaltsamen Tod in all seiner Hässlichkeit. Liz zögerte. Sie hatte sich während ihres Studiums schon früh auf Rechtspsychologie spezialisiert und unzählige Fotos von Tatorten sowie Detailaufnahmen von Opfern und ihren Verletzungen angesehen. Nicht zuletzt für ihre Doktorarbeit. Es war nicht leicht gewesen, aber sie war damit gut zurechtgekommen. Doch noch nie war sie an einem frischen Tatort samt seiner Geräusche und Gerüche gewesen. Echtes Blut an einer echten Leiche – das war etwas anderes als sterile Fotos.
    Stadler trat aus dem Kreißsaal und nahm ihr damit die Möglichkeit, sich im letzten Moment zu verdrücken.
    «Haben Sie so etwas schon mal gesehen?», fragte er leise.
    «Nur auf Bildern.»
    Er reichte ihr einen weißen Overall. «Ziehen Sie den über. Und bleiben Sie nur so lange, wie Sie es aushalten. Kein falscher

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