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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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eigenen vier Wänden nicht mehr sicher. Stadler hatte ihr gesagt, dass Jan Schneider eine Wohnung in der Nachbarschaft besaß. War er der Mann, den Deborah auf der Straße gesehen hatte? Beobachtete er Liz? Hatte er womöglich Kameras installiert, um sie auszuspionieren? Panisch sah Liz sich in ihrem Wohnzimmer um. Was sollte sie tun? Stadler! Das war der einzige klare Gedanke, den sie zustande brachte. Sie musste ihn anrufen. Doch dazu musste sie aufstehen, und sie traute ihren Beinen nicht.
    Das Telefon in der Diele klingelte. Stadler! Vielleicht hatte er gute Nachrichten. Aber was, wenn es Jan Schneider war? Sie schaffte es nicht, sich aufzuraffen.
    Das Telefon klingelte hartnäckig weiter. «Reiß dich zusammen, Liz!», ermahnte sie sich. «Steh auf!» Sie erhob sich schwerfällig und stolperte auf zitternden Beinen in die Diele.
    «Hallo?», fragte sie beklommen.
    «Frau Montario? Hier ist Marianne Burgmüller.»
    «O, hallo, Frau Burgmüller.» Eine Woge der Erleichterung durchflutete Liz. «Ist Ihr Mann wiederaufgetaucht?»
    Frau Burgmüller schwieg.
    «Hallo?», fragte Liz. «Geht es Ihnen gut?»
    «Er ist tot», sagte Marianne Burgmüller leise.
    «Ihr Mann ist tot?» Liz lehnte den Kopf gegen den Türrahmen. «Was ist passiert?»
    «Er wurde ermordet.» Marianne Burgmüller begann zu schluchzen. «Jemand hat ihn in einem Baggersee ertränkt.»
    Von einer Sekunde auf die andere schlug Liz’ lähmende Angst in Wut um. Sie zweifelte keinen Augenblick daran, dass auch diese Tat auf Jan Schneiders Konto ging. Nun hatte er auch noch seinen ehemaligen Lehrer umgebracht. «Es tut mir sehr leid, Frau Burgmüller», sagte sie mechanisch und legte auf.
    Einige Minuten stand Liz reglos in der Diele. Es war genau das eingetreten, was sie befürchtet hatte. Jan Schneider hatte einen weiteren Menschen getötet, den er für sein Schicksal verantwortlich machte. Liz ballte die Fäuste. Irgendjemand musste ihn aus dem Verkehr ziehen, und zwar auf der Stelle! Sie lief ins Schlafzimmer. Innerhalb von einer Minute hatte sie ihre Jeans und einen schwarzen Rolli übergezogen. Zurück in der Diele stieg sie in ihre Stiefel, schnappte sich den Schlüssel und rannte die Treppe hinunter. Unschlüssig sah sie die Straße auf und ab. Was hatte Stadler gesagt? Zwei Häuser neben ihr?
    Sie versuchte es erst in der falschen Richtung, doch schließlich entdeckte sie das Schild mit dem Namen ‹Hendricks›. Sie hatte den Finger schon auf dem Knopf, als sie plötzlich innehielt. Was machte sie da eigentlich? Jan Schneider war bestimmt nicht in der Wohnung, sonst hätte die Polizei ihn längst zur Vernehmung abgeholt. Und wenn er doch da war, wäre es dumm und gefährlich, ihm allein und unbewaffnet gegenüberzutreten. Das hier war kein Film. Und sie nicht Clarice Starling. Es war nicht ihr Job, Schneider zu stellen. Viel sinnvoller war es, das zu tun, worin sie gut war: Informationen zu sammeln, sie auszuwerten und Verbindungen zu erkennen, die sonst niemand sah.
    Liz ließ den Arm sinken, kehrte in ihre Wohnung zurück und rief im Präsidium an. Stadler war in einer Besprechung und wollte so bald wie möglich zurückrufen.
    Liz fuhr den Rechner hoch. Im Internet recherchierte sie jeden Artikel, jede noch so kleine Information, die sie über das Feuer in der JVA vor sechzehn Jahren finden konnte. Und über den Prozess gegen Jan Schneider und die aktuellen Ereignisse.
    Bis erneut das Telefon klingelte. Diesmal war es die Klinik. Ihr Vater war wach und wollte sie sehen.

Samstag, 2. November, 10:13 Uhr
    «Wie läuft es mit den Kaufhäusern und Spielwarenläden?», fragte Stadler, kaum dass alle Mitglieder der Moko Ripper auf ihren Plätzen saßen.
    Florian Schenk, der junge Kollege aus der Vermisstenabteilung, der inzwischen zur Moko gehörte, ergriff das Wort. «Bisher leider Fehlanzeige. Diese Puppe geht wohl ziemlich häufig über den Ladentisch, und längst nicht in jedem Fall wurde sie mit Karte bezahlt. Die Käufer, die wir ermitteln konnten, haben wir überprüft. Negativ. Eine Verkäuferin konnte sich an einen Mann erinnern, der ihr merkwürdig vorkam, weil ihm der Kauf einer Puppe sichtlich unangenehm war. Ich habe den Mann ausfindig gemacht, doch leider war auch das eine falsche Fährte. Der Typ hat ein Patenkind, das nächste Woche fünf wird.»
    «Sonst nichts?», fragte Stadler frustriert.
    «Leider nein. Aber ich bleibe dran.»
    Davon war Stadler überzeugt. Schenk war mit Feuereifer bei der Sache, und Stadler hatte bereits

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