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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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Theorie?»
    «Sie deckt sich in etwa mit dem, was ich auch annehme. Ich habe vorhin mit Birgit darüber gesprochen. Leider ist mein Chef anderer Meinung. Du sagst, du hast mit Burgmüllers Frau gesprochen. Weißt du, warum sie ihren Mann nicht vermisst gemeldet hat?»
    «Ja. Sie hat es mir erzählt. Es war eine Art Arrangement zwischen ihnen. Er war öfter mal länger fort.»
    «Aha.» Stadler stieß auf die Seite mit dem Foto von Liz.
    «Sie ist schwerkrank.»
    «Aha», wiederholte Stadler, obwohl er noch immer nicht ganz verstand. «Liz, ich muss den Kollegen sagen, wer du wirklich bist.» Er fuhr mit dem Finger über das Bild.
    «Ich weiß. Die hier in Hannover haben es ohnehin schon herausgefunden.» Jetzt klang sie wieder resigniert.
    «Und ich muss dich dringend befragen. Du hast mir noch nicht alles erzählt. Ich muss die volle Wahrheit wissen.» Ein Gedanke durchzuckte ihn. «Auch du bist womöglich in Gefahr, Liz. Wir können dich nur schützen, wenn wir alles wissen.»
    Sie schwieg.
    «Warum hast du tatsächlich nach Jan Schneider gesucht, Liz? Und jetzt erzähl mir nichts von einem Buchprojekt. Die Geschichte glaube ich dir nämlich nicht.»
    «Ich wollte heute Morgen schon mit dir darüber reden: Ich habe anonyme Briefe erhalten.»
    «Verdammt! Was für Briefe?», fragte Stadler wütend. Warum hatte sie ihm das nicht gleich erzählt?
    «Ich bekomme häufiger Briefe. Manche davon sind ziemlich merkwürdig. Die Menschen wollen mich testen oder sich wichtigmachen. Das bringt mein Beruf mit sich, vor allem seit das Buch erschienen ist.»
    «Aber diese Briefe waren anders?» Er schob das Buch weg.
    «Ja.»
    «Inwiefern?» Warum ließ sie sich alles aus der Nase ziehen?
    «Wenn Hendrik nicht tot wäre, würde ich sagen, die Briefe sind von ihm.»
    Stadler schluckte. «Wieso das?»
    «Wir hatten als Kinder ein Spiel. Wir nannten es ‹Finde mich›. Hendrik versteckte sich irgendwo, und ich musste ihn suchen. Es war kein normales Versteckspiel, eher eine Art Schnitzeljagd. Er legte Spuren, die ich richtig deuten musste. Der erste anonyme Brief bestand nur aus zwei Wörtern.»
    «Finde mich.»
    «Genau. Nachdem Ruben getötet worden war, bekam ich einen, in dem stand, dass ich mir keine Hilfe holen dürfe. Etwas in der Art.»
    «Ach du Scheiße.»
    «Es tut mir leid, dass ich das bisher nicht erwähnt habe. Es war mir zu – zu privat.»
    Stadler unterdrückte seinen Ärger. Wenn Liz auflegte, würde er sie so schnell nicht wieder zum Reden kriegen. «Du glaubst, dass diese Briefe von Jan Schneider sind? Warum ausgerechnet von ihm?»
    «Hendrik muss ihm von unserem Spiel erzählt haben.»
    «Wie kommst du darauf?»
    «Es gibt noch einen Brief. Den habe ich vor vielen Jahren bekommen. Von irgendeinem Karim, aus einer Haftanstalt. Etwa ein halbes Jahr nach dem Tod meines Bruders. Dieser Karim warnte mich vor Jan Schneider, er sagte, ich solle mich vor ihm in Acht nehmen. Einen Grund dafür hat er nicht angegeben. Doch er nannte den Namen Friedrich Burgmüller. Von dem könne ich mehr erfahren.»
    «Und? Hast du Burgmüller gefragt?»
    «Als ich es vor einigen Tagen versuchte, war es zu spät. All die Jahre über hat es mich nicht interessiert. Ich wusste ja nicht einmal, ob dieser Karim mir nicht einfach nur Angst machen wollte. Und jetzt ist Burgmüller tot.»
    «Hat dieser Karim auch einen Nachnamen?»
    «Den Brief hatte er nur mit seinem Vornamen unterschrieben, aber Marianne Burgmüller hat mir erlaubt, die Unterlagen ihres Mannes durchzusehen. Er hatte nur einen Schüler im fraglichen Zeitraum, der Karim hieß. Karim Meshad. Er saß gleichzeitig mit meinem Bruder und Jan Schneider eine Jugendstrafe in der JVA  Siegburg ab.»
    «Ich werde sofort veranlassen, dass er ausfindig gemacht wird.» Stadler nahm einen Stift.
    «Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.»
    «Das hoffe ich auch.» Er notierte sich den Namen. «Wann kommst du nach Düsseldorf zurück? Ich muss dich offiziell befragen und ein Protokoll anfertigen. Vermutlich brauche ich auch noch mehr Details. Und die Briefe.»
    «Ich komme wahrscheinlich morgen zurück.»
    «Melde dich bitte sofort bei mir.»
    Liz antwortete nicht, und Stadler dachte, dass sie aufgelegt hatte, ohne sich zu verabschieden. Bis sie sagte: «Ich war an der Haustür von diesem Jan Hendricks. Aber ich habe nicht geklingelt.»
    «Um Gottes willen, Liz!» Stadler warf den Stift auf den Schreibtisch. «Lass den Blödsinn. Der Typ ist gefährlich! Am besten gehst du gar nicht mehr

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