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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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an Boy denken, den sie zuvor schon in Verdacht gehabt hatte. Verflucht! Musste sie wirklich ihr ganzes Privatleben vor der Polizei ausbreiten?
    Stadler beugte sich vor. «Und? Dir ist doch gerade etwas eingefallen, oder?»
    Liz fuhr sich mit den Händen durch das Haar. «Also gut. Ich bin in einer Gruppe, einer Art therapeutisch begleiteter Selbsthilfegruppe für Menschen, die unter einem Trauma leiden. Wir treffen uns einmal in der Woche. Eine Therapeutin leitet die Gespräche. Es gibt dort einen Mann, der erst seit kurzem dabei ist. Ich habe das Gefühl, dass er Kontakt zu mir sucht. Letzte Woche hat er mich nach der Sitzung gefragt, ob ich mit ihm ausgehe. Das war auf dem Parkplatz, kurz bevor ich die Schmiererei auf meiner Heckscheibe entdeckt habe.»
    «Die du leider weggewischt hast.» Stadler verzog das Gesicht.
    «Genau die.»
    «Wie heißt der Mann?», fragte Birgit. Sie hielt bereits einen Stift in der Hand.
    «Boy», sagte Liz. «Ich kenne ihn nur als Boy. Wir kennen uns alle nur unter den Namen, die wir uns selbst gegeben haben. Das ist Teil des Konzepts.»
    «Mist», fluchte Birgit. «Aber die Therapeutin weiß sicherlich mehr.»
    Liz nickte und diktierte ihr Namen und Anschrift von Monika. «Ich glaube aber nicht, dass sie den richtigen Namen von Boy einfach so rausgibt. Ich fürchte, diese Information fällt unter die ärztliche Schweigepflicht.»
    «Ich rede mit ihr.» Birgit lächelte.
    Miguel sah auf die Uhr. «Es ist Zeit.»
    Während sich die Moko traf, telefonierte Liz mit der Kripo Hannover und mit ihrem Vater im Krankenhaus. Weder Kriminalhauptkommissar Jens Degenhard noch Ulrich Montario waren sehr gesprächig. Degenhard beteuerte, dass es keine neuen Entwicklungen gebe, und ihr Vater sprach unablässig von Belanglosigkeiten, vom Laub, das dringend gekehrt werden müsse, und von der Kellertür, die seit Wochen quietsche. Er war wieder ganz der Alte. Sie hatte es nicht anders erwartet. Sie war noch immer wütend, und es kostete sie ungeheure Kraft, nicht einfach aufzulegen. Stattdessen fragte sie ihn, ob ihm noch etwas eingefallen sei. Er verneinte. An die Nacht des Überfalls konnte er sich angeblich nach wie vor nicht erinnern.
    Degenhard hatte ihr zuvor schon berichtet, dass er selbst auch noch nichts aus ihrem Vater herausbekommen habe. Immerhin nahm er die Sache so ernst, dass er Ulrich Montario einen Polizisten vor die Zimmertür gestellt hatte. Von der Theorie des aus dem Ruder gelaufenen Einbruchs hatte er sich endgültig verabschiedet.
    Liz stützte das Kinn auf die Hände, musterte die Berge von Unterlagen auf Stadlers Schreibtisch und dachte darüber nach, wie viel der Polizist inzwischen über sie wusste und wie wenig sie über ihn.
    Das Telefon klingelte. Nach kurzem Zögern nahm Liz ab. Der Mann am anderen Ende der Leitung stellte sich als Kollege aus München vor, der Georg Stadler sprechen wolle.
    «Geht es um Deborah Arendt?», fragte Liz, plötzlich hellwach. «Haben Sie sie gefunden?»
    «Leider nein», sagte der Mann. «Eine Streife ist gestern Abend bei ihr vorbeigefahren, die Kollegen haben sie aber nicht in ihrer Wohnung angetroffen. Sie haben auch mit einer Nachbarin gesprochen. Sie sagte, Frau Arendt sei bei einer Freundin in Düsseldorf.»

Sonntag, 3. November, 10:23 Uhr
    Gerade als Stadler hinter Birgit den Besprechungsraum verließ, betrat ein Kurier mit einem Schubwagen den Korridor. «Wo finde ich Kriminalhauptkommissar Georg Stadler?»
    «Sie haben ihn gefunden. Ist das für mich?» Stadler deutete auf die aufgestapelten Kartons.
    «Ja, bitte quittieren Sie hier den Empfang.» Der Bote hielt ihm ein Formular hin. «Wo soll ich das abladen?»
    Stadler zeigte ihm den Weg in sein Büro, dann bat er Birgit, Miguel dazuzuholen. Aus mehr Personen bestand die Mini-Moko nicht, die Ruben Kellers Tod untersuchte, wenn man von den vier Beamten aus dem Verkehrsdezernat absah, die Stadler für die Überprüfung der Wagenhalter eingeteilt hatte. Eigentlich hätte er längst aufstocken müssen. Aber die erfahrenen Kollegen steckten alle in der Moko Ripper und in der Sonderkommission, die mit der Schießerei beschäftigt war. Und Stadler betrachtete es als Risiko, unerfahrenen Teammitgliedern Verantwortung zu übertragen, auch wenn es manchmal positive Überraschungen gab, wie etwa bei dem jungen Kollegen Florian Schenk.
    Liz stand am Fenster, als Stadler hinter dem Kurier das Büro betrat. Er hatte völlig vergessen, dass sie noch dort war.
    «Ein Kommissar aus München hat

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