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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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angerufen», sagte sie mit tonloser Stimme. «Deborah ist nicht zu Hause.»
    «Du bist an mein Telefon gegangen?»
    «Du warst nicht da.»
    Stadler seufzte. Eigentlich hätte er sie nicht einmal allein im Büro zurücklassen dürfen. Sie war eine Zeugin und höchstwahrscheinlich persönlich in den Mordfall Keller involviert. Andererseits war sie offizielle Beraterin der Moko Ripper. Ihr ungeklärter Status irritierte ihn. Er musste aufpassen, dass er nicht gegen die Vorschriften verstieß, sodass irgendein gewitzter Anwalt seine Beweise vor Gericht anfechten konnte. «Dass die Kollegen deine Freundin nicht zu Hause angetroffen haben, muss noch nichts heißen», sagte er, obwohl er selbst ein ungutes Gefühl hatte. «Jedenfalls haben wir jetzt endlich die Akten zur Brandstiftung in der JVA vorliegen.» Er deutete auf die Kartons. «Mal sehen, was wir finden.»
    Birgit und Miguel stießen dazu, und nach kurzem Abwägen des Für und Wider beschlossen sie, Liz an der Durchsicht der Akten zu beteiligen. Es musste ja niemand erfahren. Sie öffneten die Kartons und breiteten die Akten auf dem Boden aus. Es dauerte nicht lange, bis sie feststellten, dass einige Ordner fehlten. Sämtliche Vernehmungsprotokolle des Beschuldigten befanden sich nicht unter den Hunderten Seiten von Papier, und auch einige Zeugenaussagen schienen nicht darunter zu sein. Zudem war das Gutachten des Brandsachverständigen lückenhaft.
    «Karim Meshad! Er steht hier auf der Liste der befragten Mithäftlinge!», rief Liz. «Seine Aussage muss irgendwo sein.»
    «Welcher Ordner?», wollte Miguel wissen.
    Gemeinsam durchsuchten sie alles, doch das Protokoll war unauffindbar.
    «Das gibt es doch nicht!», schimpfte Stadler. «Sind die so schlampig? Oder haben die uns eine bereinigte Akte geschickt, in der genau die Unterlagen fehlen, die wir brauchen? Ich rufe sofort da an.» Er erhob sich vom Boden.
    Birgit stand ebenfalls auf. «Lass mich das machen. Ein bisschen weibliche Diplomatie kann in einem solchen Fall nicht schaden. Vielleicht ist es ja nur ein Versehen.»
    «Die Aussage von Friedrich Burgmüller ist auch nicht dabei», stellte Liz fest, die im Schneidersitz zwischen den Aktenstapeln saß. «Ein sehr merkwürdiges Versehen, wenn es denn eins ist.»
    «Ich kläre das jetzt.» Birgit Clarenberg griff nach dem Telefon. Doch sie erreichte nichts. Es war Sonntag, und im Präsidium Bonn war nur der Bereitschaftsdienst zu erreichen, der ihnen nicht weiterhelfen konnte. Sie versuchte es unter der Privatnummer des zuständigen Kommissars, doch niemand hob ab.
    «Immerhin haben wir sämtliche Berichte der kriminaltechnischen Untersuchung», sagte Miguel. «Und Teile des Gutachtens zur Brandursache. Als Brandbeschleuniger wurde eine Dose Pinselreiniger verwendet, die aus dem Werkraum stammte. Auf der Dose war ein halber Fingerabdruck von Jan Schneider. Aber zudem noch eine Reihe Abdrücke von anderen Häftlingen. Als Beweis hätte das kaum ausgereicht.»
    «Was sonst?», fragte Stadler knapp.
    «Puh, jede Menge. Aber es dauert Tage, bis wir das durchgearbeitet und die zentralen Fakten herausgefiltert haben.» Miguel fuhr sich verzweifelt durch seine braunen Strubbelhaare.
    Sie machten sich wieder an die Arbeit. Zu viert saßen sie auf dem Fußboden und studierten die Unterlagen. Schließlich fand Liz eine brauchbare Information. «Hier sind Name und Anschrift von diesem Vermögensverwalter, der sich um Jan Schneiders Erbe kümmert. Der müsste doch wissen, wie und wo sein Klient zu erreichen ist.»
    Stadler erhob sich und streckte den Rücken. «Wo wohnt er?»
    «Hier in Düsseldorf. Eine Adresse in Golzheim.»
    «Hoffen wir, dass er in den letzten sechzehn Jahren nicht umgezogen ist.» Birgit trat an ihren Schreibtisch. «Wie heißt der Mann?»
    «Dieter Rossberg.» Liz reichte Birgit ein Blatt.
    Birgit tippte etwas in den Computer. «Treffer! Er ist noch immer dort gemeldet.»
    «Den sehe ich mir an.» Stadler griff nach seiner Jacke.
    Liz sprang auf. «Ich bin dabei.»
    «Das geht nicht. Du hast offiziell nichts mit diesen Ermittlungen zu tun.»
    «Das weiß der Typ doch nicht», sagte Liz trotzig.
    «Das spielt keine Rolle.» Ihre Sturheit nervte Stadler.
    Liz griff nach ihrer Lammfelljacke und ging unbeirrt zur Tür. «Jan Schneider ist ein Killer. Wenn meine Einschätzung stimmt, hat er bereits vier Menschen getötet, ein weiterer Mordversuch misslang. Ich habe den Auftrag herauszufinden, welche Personen noch in Gefahr sein könnten. Dazu muss ich

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