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Schwesterlein, komm tanz mit mir

Schwesterlein, komm tanz mit mir

Titel: Schwesterlein, komm tanz mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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daß sie den Safe geöffnet und Jay Stratton das Bertolini-Collier gegeben hatte und daß Stratton behauptete, es fehlten Brillanten.
    Er fragte sie nach Erins Familie.
    Darcy starrte auf ihre Hände.
    Ich weiß noch, wie ich am ersten Tag des ersten Collegejahres nach Mount Holyoke kam. Erin war schon da, ihre Koffer waren ordentlich in der Ecke gestapelt. Wir haben uns gegenseitig gemustert und uns gleich gemocht. Erins Augen hatten sich geweitet, als sie Mutter und Dad erkannte, aber sie hatte nicht die Haltung verloren.
    «Als Darcy mir diesen Sommer schrieb und sich vorstellte, wurde mir nicht klar, daß ihre Eltern Barbara Thorne und Robert Scott sind», hatte sie gesagt. «Ich glaube, ich habe keinen Ihrer Filme versäumt.» Sie hatte hinzugefügt: «Darcy, ich wollte mich nicht einrichten, bevor du hier warst. Ich dachte, du würdest vielleicht ein bestimmtes Bett oder einen bestimmten Schrank haben wollen.»
    Sie erinnerte sich an den Blick, den Vater und Mutter getauscht hatten. Sie dachten, was Erin doch für ein nettes Mädchen sei. Und sie luden sie ein, mit uns zu Abend zu essen.
    Erin war allein ins College gekommen. Ihr Vater sei Invalide, hatte sie erklärt. Wir fragten uns, warum sie ihre Mutter nicht einmal erwähnte. Später erzählte sie mir, als sie sechs Jahre alt war, habe ihr Vater multiple Sklerose bekommen und einen Rollstuhl gebraucht. Als sie sieben war, ging ihre Mutter fort. «Das stand nicht im Ehevertrag», hatte sie gesagt. «Erin, du kannst mit mir kommen, wenn du willst.»
    «Ich kann Daddy nicht allein lassen. Er braucht mich.»
    Im Laufe der Jahre hatte Erin den Kontakt zu ihrer Mutter ganz verloren. «Zuletzt hörte ich, daß sie mit einem Mann zusammenlebt, der ein Charter-Segelboot in der Karibik hat.» Ihr Aufenthalt in Mount Holyoke wurde durch ein Stipendium finanziert. «Wie Daddy sagt, hat man im Rollstuhl viel Zeit, seinem Kind bei den Schularbeiten zu helfen. Wenn man ihr schon kein College zahlen kann, kann man wenigstens dazu beitragen, daß sie kostenlos studieren darf.»
    Oh, Erin, wo bist du? Was ist mit dir passiert?
    Darcy merkte, daß D’Ambrosio auf die Beantwortung seiner Frage wartete. «Ihr Vater ist seit einigen Jahren in einem Pflegeheim in Massachusetts», sagte sie. «Er bekommt nicht mehr viel mit. Ich nehme an, außer ihm bin ich so etwas wie Erins nächste Angehörige.»
    Vince sah den Schmerz in Darcys Augen. «In meinem Beruf habe ich die Erfahrung gemacht, daß ein einziger guter Freund manchmal mehr wert ist als ein Haufen Verwandte.»
    Darcy brachte ein Lächeln zustande. «Erins Lieblingszitat stammt von Aristoteles. ‹Was ist ein Freund? Eine einzige Seele, die in zwei Körpern weilt.›»
    Nona stand auf, trat neben Darcys Stuhl und legte ihr tröstend die Hände auf die Schultern. Sie sah D’Ambrosio unverwandt an. «Was können wir tun, damit man Erin findet?»
    Vor langer Zeit war Petey Potters Bauarbeiter gewesen.
    «Riesenjobs»,
wie er sich gern vor jedem brüstete, der zuhören wollte. «World Trade Center. Ich war auf einem dieser Stahlträger. Ich kann euch sagen, der Wind da oben bläst so heftig, daß man sich dauernd fragt, ob man auch oben bleibt.» Dann lachte er krächzend. «Toller Blick, sag ich euch, toller Blick!»
    Aber abends machte der Gedanke, wieder da oben auf dem Stahlträger zu stehen, Petey allmählich zu schaffen.
    Ein paar Whiskys, ein paar Bierchen, und Wärme strömte in seine Magengrube und breitete sich in seinem Körper aus.
    «Du bist genau wie dein Vater», begann seine Frau ihn anzuschreien. «Ein nichtsnutziger Trunkenbold.»
    Petey war niemals beleidigt. Er verstand. Er hatte zu lachen angefangen, als seine Frau über Pop schimpfte. Pop war vielleicht ’ne Nummer gewesen. Manchmal verschwand er wochenlang, nüchterte sich dann in einem Abbruchhaus in der Bowery aus und kam wieder nach Hause.
    «Wenn ich Hunger habe, ist es kein Problem», hatte er dem achtjährigen Petey anvertraut. «Ich geh zur Heilsarmee, tauche ein, bekomme eine Mahlzeit, ein Bad und ein Bett. Das klappt immer.»
    «Was bedeutet ‹tauche ein›?» hatte Petey gefragt.
    «Wenn man zur Heilsarmee geht, dann erzählen sie einem was von Gott und Vergebung und daß wir alle Brüder sind und gerettet werden möchten. Dann sagen sie, jeder, der an das gute Buch glaubt, soll vortreten und seinem Schöpfer danken. So bekommst du Religion. Du läufst nach vorn, fällst auf die Knie und redest was von Gerettet-sein. Das ist

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