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Schwesterlein, komm tanz mit mir

Schwesterlein, komm tanz mit mir

Titel: Schwesterlein, komm tanz mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ihn D’Ambrosio zeigen wollte.
    Um ein Uhr brachte ihr Connie ein Sandwich mit Schinken und Käse. «Es geht doch nichts über ein bißchen Cholesterin», bemerkte Nona.
    «Es hat ja keinen Zweck, für Sie Thunfisch zu bestellen, wenn Sie ihn doch nie essen», antwortete Connie.
    Um zwei hatte Nona Briefe an potentielle Gäste diktiert.
    Sie nahm sich vor, für die Sendung noch einen Psychiater oder Psychologen einzuladen. Ich brauche jemanden, der eine Gesamtanalyse der ganzen Kontaktanzeigenszene geben kann, beschloß sie.
    Vincent D’Ambrosio kam um Viertel vor drei. «Er weiß, daß er zu früh dran ist», sagte Connie zu Nona, «und es macht ihm nichts aus, wenn er warten muß.»
    «Nein, ist schon gut. Bitten Sie ihn herein.»
    Nach weniger als einer Minute vergaß Vincent D’Ambrosio die bemerkenswerte Unbequemlichkeit des grünen Zweiersofas in Nona Roberts’ Büro. Er hielt sich selbst für einen guten Menschenkenner und mochte Nona auf Anhieb. Ihre Art war direkt und angenehm. Ihr Aussehen gefiel ihm. Nicht hübsch, aber attraktiv, vor allem diese großen, nachdenklichen braunen Augen. Sie trug wenig oder gar kein Make-up. Er mochte auch die grauen Fäden in ihrem dunkelblonden Haar. Alice, seine Ex-Frau, war ebenfalls blond, aber ihre goldenen Locken waren das Ergebnis regelmäßiger Besuche bei Vidal Sassoon.
    Nun ja, wenigstens war sie jetzt mit einem Burschen verheiratet, der sich das leisten konnte.
    Es war nicht zu übersehen, daß Nona Roberts sich verzweifelte Sorgen machte. «Ihr Brief stimmt mit den neuesten Antworten überein, die ich bekommen habe», sagte sie zu ihm.
    «Leute schreiben, sie hätten Diebe, Schnorrer, Süchtige, Wüstlinge, Perverse kennengelernt. Und jetzt …» Sie biß sich auf die Lippen. «Und jetzt ist jemand, der nie im Traum daran gedacht hätte, eine Kontaktanzeige zu beantworten, und mir nur einen Gefallen tun wollte, verschwunden.»
    «Erzählen Sie mir von ihr.»
    Einen Moment lang war Nona Vince D’Ambrosio dankbar, weil er keine Zeit mit leeren Tröstungen vergeudete.
    «Erin ist sieben- oder achtundzwanzig. Wir lernten uns vor sechs Monaten in unserem Fitneßclub kennen. Sie, Darcy Scott und ich waren im selben Tanzkurs und freundeten uns an. Darcy wird in ein paar Minuten hier sein.»
    Sie nahm den Brief von der Frau aus Lancaster und reichte ihn Vince. «Der ist gerade gekommen.»
    Vince las ihn rasch und pfiff lautlos vor sich hin. «Diesen Bericht haben wir nicht bekommen. Das Mädchen steht nicht auf unserer Liste. Mit ihr sind es jetzt sieben Vermißte.»
    Im Taxi auf dem Weg zu Nonas Büro dachte Darcy an die Zeit, als sie und Erin in ihrem letzten Collegejahr zum Skilaufen nach Stowe gefahren waren. Die Hänge waren vereist gewesen, und die meisten Leute waren früh in die Hütte gegangen. Auf ihr Drängen hin hatten sie und Erin eine letzte Abfahrt gemacht. Erin geriet auf eine eisige Stelle, stürzte und brach sich das Bein.
    Als der Rettungsdienst kam und eine Rutsche für Erin brachte, war Darcy auf Skiern nebenher gefahren und dann mit in den Krankenwagen gestiegen. Sie erinnerte sich noch an Erins kalkweißes Gesicht und ihren Versuch, es scherzhaft zu nehmen. «Hoffentlich schadet das meiner Tanzerei nicht. Ich habe nämlich vor, Königin des Stardust Ballroom zu werden.»
    «Wirst du auch.»
    Im Krankenhaus zog der Chirurg die Augenbrauen hoch, als die Röntgenaufnahmen entwickelt waren. «Das haben Sie wirklich sauber hingekriegt, aber wir flicken Sie schon wieder zusammen.» Er hatte Darcy zugelächelt. «Schauen Sie nicht so besorgt. Sie kommt wieder in Ordnung.»
    «Ich bin nicht bloß besorgt. Ich fühle mich so verdammt schuldig», hatte sie zu dem Arzt gesagt. «Erin wollte die letzte Abfahrt gar nicht machen.»
    Als sie jetzt Nonas Büro betrat und mit dem Agenten D’Ambrosio bekannt gemacht wurde, merkte Darcy, daß sie ganz genauso wie damals reagierte. Dieselbe Erleichterung, daß jemand sich der Sache annahm, dieselben Schuldgefühle, weil sie Erin gedrängt hatte, mit ihr zusammen die Kontaktanzeigen zu beantworten.
    «Nona hatte nur gefragt, ob wir es nicht
versuchen
wollten. Ich war diejenige, die Erin dazu überredet hat», sagte sie D’Ambrosio. Er machte sich Notizen, als sie von dem Anruf am Dienstag sprach und erzählte, daß Erin gesagt hatte, sie werde in einem Lokal in der Nähe des Washington Square einen Mann namens Charles North treffen. Sie bemerkte die Veränderung in D’Ambrosios Verhalten, als sie berichtete,

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