Schwesterlein, komm tanz mit mir
Scheinwerfers glitzerte, war zum zweiten Mal entdeckt worden.
Darcy verließ Nonas Büro zusammen mit Vince D’Ambrosio. Sie nahmen ein Taxi zu ihrer Wohnung, und sie gab ihm Erins Terminkalender und ihre Akten mit den Kontaktanzeigen. Vince untersuchte sie sorgfältig. «Nicht viel da», sagte er dann. «Wir werden feststellen, wer die Annoncen aufgegeben hat, die sie eingekringelt hat. Mit etwas Glück ist Charles North einer davon.»
«Erin ist mit ihren Aufzeichnungen nicht allzu sorgfältig gewesen», sagte Darcy. «Ich könnte in ihre Wohnung zurückgehen und noch einmal ihren Schreibtisch durchsuchen. Vielleicht ist mir etwas entgangen.»
«Das könnte nützlich sein. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Wenn North ein Rechtsanwalt aus Philadelphia ist, sollte es kein Problem sein, ihn zu finden.» Vince stand auf. «Ich werde mich sofort darum kümmern.»
«Und ich fahre jetzt gleich in Erins Wohnung zurück.
Ich komme mit Ihnen.» Darcy zögerte. Das Licht des Anrufbeantworters blinkte. «Können Sie einen Moment warten, bis ich die Nachrichten abgehört habe?» Sie versuchte zu lächeln und sagte: «Es besteht ja immer noch die Möglichkeit, daß Erin etwas hinterlassen hat.»
Es gab zwei Anrufe. Beide drehten sich um Bekanntschaftsanzeigen. Einer war freundlich. «Hallo, Darcy. Ich versuch’s wieder. Ihr Brief hat mir gefallen. Hoffe, daß wir uns mal treffen können. Ich bin Chiffre 4358. David Weld, 555-4890.»
Der andere war ganz anders. «He, Darcy, warum verschwenden Sie
Ihre
Zeit, indem Sie auf Anzeigen antworten, und
meine
Zeit, da ich Sie nicht erreichen kann? Dies ist mein vierter Anruf. Ich hinterlasse nicht gern Nachrichten, aber hier ist eine. Fallen Sie tot um!»
Vince schüttelte den Kopf. «Ziemlich ungeduldiger Bursche.»
«Ich hatte den Anrufbeantworter nicht eingeschaltet, während ich fort war», sagte Darcy. «Falls jemand versucht hat, mich nach den wenigen Briefen, die ich selbst abgeschickt hatte, zu erreichen, hat er vermutlich aufgegeben. Erin hat vor zwei Wochen angefangen, Anzeigen in meinem Namen zu beantworten. Das sind die ersten Anrufe, die ich bekommen habe.»
Gus Boxer war überrascht und nicht sonderlich erfreut, als er auf die Türklingel reagierte und dieselbe junge Frau vor sich sah, die ihn gestern so viel Zeit gekostet hatte. Er war entschlossen, sich strikt zu weigern, sie noch einmal in Erin Kelleys Wohnung zu lassen, aber er hatte keine Gelegenheit dazu. «Wir haben Erins Verschwinden dem FBI gemeldet», sagte Darcy zu ihm.
«Der zuständige Beamte hat mich gebeten, ihren Schreibtisch zu durchsuchen.»
Das FBI. Gus spürte ein nervöses Zittern durch seinen Körper gehen. Aber das war lange her. Er brauchte sich keine Sorgen zu machen. In letzter Zeit hatten einige Leute ihre Namen hinterlassen für den Fall, daß eine Wohnung frei würde. Ein gutaussehendes Mädchen hatte gesagt, es sei ihr tausend Dollar in bar und ohne Quittung wert, wenn er sie an die Spitze der Liste setzen würde.
Wenn also Kelleys Freundin feststellen sollte, daß ihr etwas passiert war, dann bedeutete das für ihn ein schönes Stück Geld.
«Ich mach mir genau solche Sorgen wie Sie um das Mädchen», jammerte er, und der ungewohnt mitfühlende Ton fiel ihm nicht leicht. «Kommen Sie mit nach oben.»
In der Wohnung schaltete Darcy sofort alle Lampen ein, weil es schon dämmrig wurde. Gestern hatte das Apartment noch einigermaßen heiter gewirkt. Heute hatte Erins fortgesetzte Abwesenheit schon ihre Spuren hinterlassen.
Ein wenig Ruß lag auf der Fensterbank. Auch der Arbeitstisch mußte abgestaubt werden. Die gerahmten Plakate, die dem Zimmer immer Helligkeit und Farbe gegeben hatten, schienen sich über sie lustig zu machen.
Der Picasso aus Genf. Erin hatte ihn von ihrer einzigen Studienreise ins Ausland mitgebracht. «Ich mag das Plakat, obwohl es nicht mein Lieblingsthema ist», hatte sie dazu gesagt. Es stellte eine Mutter mit Kind dar.
Auf Erins Anrufbeantworter waren keine neuen Anrufe.
Eine Durchsuchung des Schreibtischs brachte nichts Bedeutsames zutage. In der Schublade lag eine neue Kassette für den Anrufbeantworter. Wahrscheinlich würde Agent D’Ambrosio das alte Band, das die Nachrichten enthielt, haben wollen. Darcy wechselte die Bänder aus.
Das Pflegeheim. Um diese Zeit rief Erin gewöhnlich dort an. Darcy schlug die Nummer nach und wählte. Die Oberschwester von Billy Kelleys Abteilung kam an den Apparat. «Ich habe Dienstag abend gegen fünf Uhr wie
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