Schwesterlein, komm tanz mit mir
durchsuchen. Sie hatte ihn gefragt, ob sie mit ihm kommen und Erins private Papiere an sich nehmen könnte. «Ich bin bei ihrer Bank und ihren Versicherungen als Treuhänderin für ihren Vater eingetragen. Sie sagte mir, die Papiere seien unter seinem Namen bei ihren Akten.»
Erins Instruktionen waren einfach und klar. Wenn ihr etwas zustieße, sollte Darcy wie vereinbart Erins Versicherung dazu verwenden, die Kosten für das Pflegeheim zu bezahlen. Mit einem Beerdigungsunternehmer in Wellesley hatte sie abgemacht, daß er sich zu gegebener Zeit um das Begräbnis ihres Vaters kümmern würde. Alles in ihrer Wohnung sowie ihren privaten Schmuck und ihre Kleidung sollte Darcy Scott bekommen.
Für Darcy gab es eine kurze Notiz: «Darce, dies nur für alle Fälle. Aber ich weiß, Du wirst Dein Versprechen halten, Dich um Dad zu kümmern, wenn ich nicht mehr da bin. Und falls das jemals passieren sollte, vielen Dank für all die schönen Zeiten, die wir miteinander hatten. Genieße das Leben für uns beide.»
Mit trockenen Augen betrachtete Darcy die vertraute Unterschrift.
«Ich hoffe, Sie werden den Rat befolgen», sagte Vince leise.
«Eines Tages schon», antwortete Darcy, «aber nicht jetzt. Würden Sie mir eine Kopie der Akte mit den Bekanntschaftsanzeigen machen, die ich Ihnen gab?»
«Natürlich», sagte Vince. «Aber wozu? Wir werden feststellen, wer die Anzeigen aufgegeben hat, die sie eingekreist hatte.»
«Aber Sie werden sich nicht mit ihnen treffen. Einige Annoncen hat sie für uns beide beantwortet. Vielleicht bekomme ich Anrufe von Männern, mit denen sie ausgegangen ist.»
Darcy ging, als die Leute von der Spurensicherung eintrafen. Sie fuhr direkt nach Hause und begann zu telefonieren. Mit dem Beerdigungsunternehmer in Wellesley.
Anteilnahme, dann praktische Dinge. Er würde einen Leichenwagen zum Leichenschauhaus schicken, wenn Erins Leiche freigegeben wurde. Wie sollte sie bekleidet werden? Offener oder geschlossener Sarg?
Darcy dachte an die Male an Erins Hals. Bestimmt würden Reporter in die Aussegnungshalle kommen. «Geschlossener Sarg. Kleidung für sie bringe ich vorbei.»
Aufbahrung am Montag. Totenmesse am Dienstag in St.
Paul.
St. Paul, die Kirche, in die sie so oft mit Erin und ihrem Vater gegangen war.
Sie fuhr zurück in Erins Wohnung. Vince D’Ambrosio war noch da. Er begleitete sie ins Schlafzimmer und sah zu, wie sie die Tür des Kleiderschranks öffnete.
«Erin hatte so viel Stil», sagte Darcy mit zitternder Stimme, während sie nach dem Kleid suchte, an das sie dachte. «Sie sagte mir immer, sie hätte sich so unscheinbar gefühlt, als ich damals am ersten Tag im College mit meinen Eltern ins Zimmer kam. Ich trug ein Designerkostüm und italienische Stiefel, die meine Mutter mir aufgezwungen hatte. Dabei fand ich, daß sie hinreißend aussah in ihren Baumwollhosen, dem Pullover und dem herrlichen Schmuck. Schon damals entwarf sie ihre eigenen Stücke.»
Vince war ein guter Zuhörer, und Darcy empfand es als wohltuend, daß er sie reden ließ. «Niemand wird sie sehen», sagte sie, «außer vielleicht ich, nur für eine Minute.
Aber ich möchte das Gefühl haben, daß sie mit dem zufrieden wäre, was ich für sie aussuche … Erin hat mich immer gedrängt, mit meinen Kleidern etwas mutiger zu sein. Und ich sagte ihr, sie solle ihrem eigenen Instinkt vertrauen. Sie hatte einen fabelhaften Geschmack.»
Sie zog ein zweiteiliges Cocktailkleid heraus: blaßrosa Jacke, tailliert und mit zarten Silberknöpfen, dazu ein fließender Chiffonrock in Rosa und Silber. «Das hat Erin gerade erst gekauft, um es bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung zu tragen, einem Dinner mit Tanz. Sie war eine wunderbare Tänzerin. Wir tanzten beide gern. Nona auch. Wir lernten Nona bei einem Tanzkurs in unserem Fitneßclub kennen.»
Vince erinnerte sich, daß Nona ihm das erzählt hatte.
«Nach dem, was Sie sagen, könnte ich mir vorstellen, daß Erin mit diesem Kleid zufrieden wäre.»
Es gefiel ihm nicht, daß Darcys Pupillen so geweitet waren. Am liebsten hätte er Nona Roberts angerufen. Aber sie hatte ihm gesagt, sie müsse heute unbedingt zu Dreharbeiten wegfahren. Darcy Scott sollte nicht zuviel allein sein.
Darcy merkte, daß sie D’Ambrosios Gedanken lesen konnte. Sie merkte auch, daß es keinen Zweck hatte, ihn zu beruhigen. Den besten Dienst erwies sie ihm, wenn sie von hier verschwand und die Experten für Fingerabdrücke und weiß Gott was sonst noch ihre Arbeit tun ließ. Sie
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