Schwesterlein, komm tanz mit mir
versuchte, sachlich zu klingen, als sie fragte: «Was tun Sie, um den Mann zu finden, den Erin Dienstag abend getroffen hat?»
«Wir haben Charles North schon gefunden. Was Erin Ihnen sagte, hat gestimmt. Es war ein glücklicher Zufall, daß Sie sie nach dem Mann gefragt hatten. Er ist letzten Monat aus einer Anwaltssozietät in Philadelphia ausgetreten und in eine in der Park Avenue eingetreten. Gestern ist er nach Deutschland geflogen. Wenn er am Montag zurückkommt, werden wir auf ihn warten. Kriminalbeamte aus dem örtlichen Revier gehen in der Nähe vom Washington Square mit Erins Bild durch Bars und Lokale.
Wir wollen wissen, ob irgendein Barkeeper oder Kellner sich erinnert, daß er sie am Dienstag abend gesehen hat, und möglicherweise North identifizieren kann, wenn wir ihn haben.»
Darcy nickte. «Ich fahre nach Wellesley und bleibe dort bis nach der Beerdigung.»
«Wird Nona Roberts Sie dort treffen?»
«Am Dienstag morgen. Früher kann sie nicht kommen.»
Darcy versuchte zu lächeln. «Bitte, machen Sie sich keine Sorgen. Erin hatte eine Menge Freunde. Viele von den Absolventen von Mount Holyoke haben sich gemeldet. Sie werden da sein. Und auch eine Menge unserer Freunde aus New York. Außerdem hat sie ihr ganzes Leben in Wellesley verbracht. Ich wohne bei den Leuten, die ihre Nachbarn waren.»
Die Beerdigung war ein Medienereignis. Fotografen und Kameras. Nachbarn und Freunde. Neugierige. Vince hatte ihr gesagt, versteckte Kameras würden jeden aufnehmen, der in die Aussegnungshalle, in die Kirche und zur Beerdigung käme, für den Fall, daß Erins Mörder dabei sein sollte.
Der weißhaarige Monsignore, der Erin ihr ganzes Leben lang gekannt hatte. «Wer kann den Anblick des kleinen Mädchens vergessen, das den Rollstuhl seines Vaters in diese Kirche schob?»
Der Solist.
« … Ich will nur, daß ihr euch immer daran erinnert, daß ich euch geliebt habe …»
Die Beerdigung. «Wenn alle Tränen getrocknet sein werden …»
Die Stunden, die sie mit Billy verbrachte. Ich bin froh, daß du es nicht weißt, dachte sie. Sie hielt seine Hand.
Wenn er etwas begreift, dann hoffe ich, er hält mich für Erin.
Dienstag nachmittag saß sie neben Nona im Flugzeug zurück nach New York. «Kannst du dir ein paar freie Tage nehmen, Darce?» fragte Nona. «Das war eine schreckliche Zeit für dich.»
«Sobald ich weiß, daß sie Charles North in Gewahrsam haben, werde ich eine Woche wegfahren. Freunde von mir wohnen in St. Thomas. Sie möchten, daß ich sie besuche.»
Nona zögerte. «So wird das nicht laufen, Darcy. Vince hat mich gestern abend angerufen. Sie haben Charles North gesprochen. Letzten Dienstag abend war er mit zwanzig anderen Teilnehmern bei einer Besprechung in seiner Anwaltssozietät. Wer immer sich mit Erin getroffen hat, hat seinen Namen benutzt.»
Nachdem er die Sendung gesehen und mit Polizeichef Moore telefoniert hatte, entschloß sich Chris Sheridan, über das Wochenende nach Darien zu fahren. Er wollte in der Nähe sein, wenn das FBI mit seiner Mutter sprach.
Er wußte, daß Greta vorhatte, an einem feierlichen Abendessen im Club teilzunehmen. Er kehrte unterwegs bei «Nicola» ein, um zu essen, kam gegen zehn im Haus an und beschloß, sich einen Film anzusehen. Als Liebhaber klassischer Filme entschied er sich für
Die Brücke von San Luis Rey
und wunderte sich dann über seine Wahl.
Der Gedanke, daß verschiedene Leben in einem bestimmten Augenblick miteinander verknüpft wurden, faszinierte ihn immer wieder. Wieviel war Schicksal? Wieviel war Zufall? Gab es eine Art unerklärlichen und unausweichlichen Plan für all das?
Kurz vor Mitternacht hörte er das Summen des Garagentors und ging zum Absatz der Kellertreppe, um auf Greta zu warten. Wieder einmal wünschte er sich, sie hätte eine Angestellte, die im Haus wohnte. Ihm gefiel der Gedanke nicht, daß sie spät in der Nacht allein in dieses große Haus zurückkehrte.
Greta weigerte sich beharrlich, seinem Vorschlag zuzustimmen. Dorothy, die seit drei Jahrzehnten tagsüber kam und den Haushalt führte, genügte ihr vollkommen. Sie und der wöchentliche Reinigungsdienst. Wenn sie eine Dinnerparty gab, ließ sie sich die Speisen ins Haus liefern. Fertig.
Als sie sich der Treppe näherte, rief er nach unten: «Hallo, Mutter!»
Sie keuchte hörbar. «Was! Ach, du lieber Gott, Chris.
Du hast mich erschreckt. Ich bin ein Nervenbündel.» Sie schaute nach oben und versuchte zu lächeln. «Ich war so froh, dein Auto zu
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