Schwesterlein, komm tanz mit mir
konnte die Möglichkeit, daß man sie beraubt hatte, nicht ausgeschlossen werden. Er würde Ashton die Steine zu einem vernünftigen, aber nicht fragwürdigen Preis geben. Ein Juwelier in Winston-Salem würde nicht nach Steinen Ausschau halten, die als vermißt oder gestohlen gemeldet waren.
Eine Welle reinen Vergnügens überschwemmte ihn.
Stratton lachte und erinnerte sich an das, was sein Onkel vor zwanzig Jahren zu ihm gesagt hatte. «Jay, ich habe dich auf eine Ivy-League-Schule geschickt. Du hast den Grips, aus eigener Kraft gute Noten zu schaffen, und du betrügst trotzdem. Dein Vater wird nie tot sein, solange du in der Nähe bist.»
Als er seinem Onkel erzählt hatte, er habe den Rektor in Brown dazu überredet, ihn die Prüfung wiederholen zu lassen, falls er für zwei Jahre zum Peace Corps ginge, hatte dieser sarkastisch erwidert: «Sei vorsichtig. Im Peace Corps gibt es nichts zu stehlen, und du könntest tatsächlich arbeiten müssen.»
So schlimm war es mit der Arbeit nicht gewesen. Mit zwanzig hatte er in Brown wieder neu angefangen. Laß dich nie erwischen, hatte sein Vater ihn gewarnt. Und wenn du doch erwischt wirst, dann sorg dafür, daß es nicht in die Akten kommt, ganz gleich, wie du das anstellst.
Natürlich war er älter gewesen als die anderen Studenten. Sie waren ihm alle vorgekommen wie Kinder, sogar die, die offensichtlich reich waren.
Bis auf eine.
Das Telefon läutete. Es war Enid Armstrong. Enid Armstrong? Natürlich, die Witwe, die so nah am Wasser gebaut hatte.
Sie klang aufgeregt. «Ich habe mit meiner Schwester über Ihren Vorschlag mit dem Ring gesprochen, und sie hat gesagt: ‹Enid, wenn dir das Auftrieb gibt, dann mach es. Du darfst dich ruhig ein bißchen verwöhnen.›»
In den 6-Uhr-Nachrichten auf Channel 4 verlas der Reporter John Miller eine Meldung über Erin Kelley. Man hatte festgestellt, daß Brillanten im Wert von einer Viertelmillion Dollar aus ihrem Safe fehlten. Lloyd’s of London hatte eine Belohnung von fünfzigtausend Dollar für ihre Wiederbeschaffung ausgesetzt. Die Polizei glaubte noch immer, sie sei das Opfer eines Nachahmungstäters, der vielleicht nicht gewußt hatte, daß sie Wertsachen bei sich trug.
Der Bericht endete mit dem Hinweis, daß in der Reihe
Authentische Verbrechen
um acht Uhr die Sendung über Nan Sheridans Tod wiederholt werde. Darcy schaltete den Apparat mit der Fernbedienung aus.
«Es hatte nichts mit einem Raub zu tun», sagte sie laut.
«Es hatte nichts mit einer Nachahmungstat zu tun. Ganz gleich, was sie sagen, es hatte nur mit einer Kontaktanzeige zu tun.»
Vince D’Ambrosio würde zweifellos die Identität einiger der Leute feststellen, mit denen Erin sich getroffen hatte.
Aber Erin war zum ersten Mal mit einem Mann verabredet gewesen, der sich Charles North genannt hatte, und er war nicht aufgetaucht. Und wenn er gerade die Bar betreten und sie an der Tür getroffen hätte? Und wenn er einer von denen gewesen wäre, denen sie ein Bild geschickt hatte?
Wenn er gesagt hätte: «Erin Kelley, ich bin Charles North.
Ich bin im Verkehr steckengeblieben. Hier ist es so voll.
Gehen wir anderswo hin?»
Das ergibt einen Sinn, dachte Darcy. Wenn da draußen ein Serienmörder herumläuft und auch für andere Todesfälle verantwortlich ist, dann wird er jetzt nicht aufhören.
Wenn sie nur wüßte, welche Anzeigen Erin tatsächlich beantwortet und welche davon sie für sie beide beantwortet hatte!
Es war sieben Uhr, eine gute Zeit, um die Anrufe zu erwidern, die ihr Anrufbeantworter aufgenommen hatte. In den nächsten vierzig Minuten erreichte sie drei Personen und hinterließ den anderen vier Nachrichten. Jetzt hatte sie eine Verabredung zu einem Drink mit Len Parker im «McMullen’s» am Donnerstag, eine mit David Weld im «Smith and Wollensky’s Grill» am Freitag, eine zum Brunch mit Albert Booth im «Victory Café» am Samstag.
Was war mit den Männern, die auf Erins Anrufbeantworter Nachrichten hinterlassen hatten? Ein paar hatten Telefonnummern angegeben, die sie sich aufgeschrieben hatte. Vielleicht würde sie sie zurückrufen, ihnen von Erin erzählen, falls sie es nicht schon wußten, und versuchen, sich mit ihnen zu verabreden. Wenn sie viele Mädchen trafen, hatten sie vielleicht jemanden über eine Bekanntschaft berichten hören, die sich als unheimlich herausstellte.
Die beiden ersten meldeten sich nicht. Der nächste nahm sofort den Hörer ab. «Michael Nash.»
«Hallo, ich bin Darcy Scott, eine gute
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