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Schwesterlein, komm tanz mit mir

Schwesterlein, komm tanz mit mir

Titel: Schwesterlein, komm tanz mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Kandidaten an diesem Abend wirklich getroffen hätte, dann hätten wir einen sensationellen Aufmacher.»
    «Ach, wirklich?» sagte Nona ruhig und stellte fest, daß sie Liz nie gemocht hatte.
    Liz Kroll schien das nicht zu bemerken. «Dieser FBI-Agent, Vince D’Ambrosio, ist süß. Gestern hab ich mit ihm gesprochen. Er wird in der Sendung Bilder von all diesen vermißten Mädchen zeigen und die Leute warnen, weil sie alle Kontaktanzeigen beantwortet haben. Er wird fragen, ob irgend jemand Informationen hat, solche Sachen. Das beunruhigt mich ein bißchen. Wir wollen ja schließlich nicht klingen wie
Authentische Verbrechen,
aber was können wir machen?» Sie stand auf, um zu gehen. «Noch etwas. Sie erinnern sich sicher an diese Mrs. Barnes aus Lancaster, deren Tochter Claire seit zwei Jahren verschwunden ist? Mir kam gestern eine Idee. Wie wär’s, wenn wir sie in die Sendung holten? Nur für ein kurzes Gespräch. Ich habe zufällig Hamilton getroffen, und er fand die Idee prima, sagte aber, ich solle das mit Ihnen absprechen.»
    «Niemand trifft Austin Hamilton zufällig.» Nona spürte, wie Ärger die dumpfe Lethargie durchbrach, die mit jedem Tag mehr von ihr Besitz ergriff. Keine einzige Minute lang konnte sie Erin vergessen. Dieses Gesicht, immer zu einem Lächeln bereit, dieser schlanke, anmutige Körper. Wie die anderen in dem Walzerkurs, in dem sie sich kennengelernt hatten, war Nona eine recht gute Tänzerin, aber sowohl Erin als auch Darcy waren hervorragend. Vor allem Erin. Alle anderen blieben stehen, um zuzusehen, wenn sie mit dem Kursleiter tanzte. Und ich habe mich mit ihnen angefreundet und ihnen von meiner großartigen Idee für eine Dokumentarsendung über Kontaktanzeigen erzählt. Wenn Vince D’Ambrosio bloß recht hätte. Er glaubt, Erin sei das zufällige Opfer eines Nachahmungstäters geworden. Bitte, lieber Gott, laß es so sein, betete Nona. Laß es so sein.
    Aber wenn Erin gestorben war, weil sie Kontaktanzeigen beantwortet hatte, dann sollte dieses Programm dazu beitragen, anderen das Leben zu retten. «Ich werde Mrs. Barnes in Lancaster anrufen», sagte sie zu Liz Kroll, und ihr Ton war eindeutig ein Hinauswurf.
    Darcy saß auf dem Fensterbrett des Schlafzimmers, das sie für das junge Mädchen einrichtete, das bald aus dem Krankenhaus entlassen werden sollte. Erins Bett würde ausgezeichnet passen. Die reizende kleine Damenkommode aus der Zeit der Jahrhundertwende, die sie letzte Woche in Old Tappan erstanden hatte, besaß tiefe Schubladen. Sie wirkte wie eine kleine Ankleidekommode und würde den Raum nicht zu voll machen. Die gegenwärtige Kommode mit den doppelten Schubladenreihen, ein verschrammtes Möbel mit Mahagonifurnier, war scheußlich. Umfangreichere Gegenstände wie dicke Pullover könnte man auf zusätzlichen Fachbrettern oben im Wandschrank unterbringen.
    Sie merkte, daß die Mutter des Mädchens, einen müden Ausdruck in den sympathischen Zügen, sie ängstlich beobachtete. «Lisa liegt schon so lange in einem öden Krankenhauszimmer, daß ich dachte, es würde ihr Auftrieb geben, wenn ich ihr Zimmer neu einrichte. Sie braucht noch viel Therapie, aber sie hat Mumm. Sie hat den Ärzten gesagt, in zwei Jahren würde sie wieder Ballettunterricht nehmen. Schon seit sie laufen konnte, fing sie an zu tanzen, sobald sie Musik hörte.»
    Lisa war von einem Fahrradboten angefahren worden, der in halsbrecherischem Tempo in der falschen Richtung durch eine Einbahnstraße raste. Er prallte gegen sie und brach ihr Beine, Fußknöchel und Fersenbeine. «Sie tanzt so gern», fügte ihre Mutter wehmütig hinzu.
    Junge Frau, die gerne tanzt.
Darcy lächelte, als sie an das gerahmte Poster mit diesem Titel dachte, das in Erins Schlafzimmer gehangen hatte. Erin sagte immer, das sähe sie morgens als erstes, und es helle ihren Tag auf. Entschlossen unterdrückte sie den Wunsch, das Poster als Andenken zu behalten.
    «Für diese Wand habe ich genau das Richtige», sagte sie und spürte, wie der ständige Schmerz ein wenig nachließ.
    Es war fast, als hätte Erin zustimmend genickt.
    Die Agentur Harkness in der 45. Straße war das diskrete Detektivbüro, das Susan Fox beauftragt hatte, ihren Ehemann Douglas bei seinen nächtlichen Streifzügen zu beschatten. Die Vorauszahlung von fünfzehnhundert Dollar kam ihr vor wie ein Symbol. Genau diese Summe hatte sie auf ihrem persönlichen Sparkonto für Dougs Geburtstag im August angesammelt. Sie lächelte traurig, als sie den Scheck

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