Schwesterlein, komm tanz mit mir
Idee. Es war eine so interessante Entscheidung.
Nein. Wenn er das tat, würden die Polizei und die Medien sofort erkennen, daß ihre Theorie über einen Nachahmungstäter nicht stimmte. Sie würden wissen, daß beide Mädchen von derselben Hand getötet worden waren.
Vielleicht würde es mehr Spaß machen, sie eine Weile an der Nase herumzuführen.
Vielleicht sollte er zuerst Nans Schuh und den des ersten anderen Mädchens zurückschicken. Das war Claire gewesen, vor zwei Jahren. Eine aschblonde Musical-Darstellerin aus Lancaster. Sie konnte so gut tanzen. Begabt.
Wirklich begabt. Ihre Brieftasche lag mit ihrer weißen Sandale und dem goldenen Abendschuh im Karton. Inzwischen hatte ihre Familie sicher ihre Wohnung aufgelöst. Er würde das Päckchen an die Adresse in Lancaster schicken.
Dann würde er alle paar Tage ein weiteres Päckchen abschicken. Janine. Marie. Sheila. Leslie. Annette. Tina. Erin.
Er würde es zeitlich so einrichten, daß bis zum dreizehnten März alle Päckchen angekommen wären. In fünfzehn Tagen also. Und an diesem Abend, ganz gleich, wie er das anstellen mußte, würde Darcy hier sein und mit ihm tanzen.
Charley starrte auf die Tiefkühltruhe. Darcy würde die letzte sein. Vielleicht würde er sie für immer bei sich behalten …
Als Darcy am Dienstag abend vom Flughafen nach Hause kam, waren ein Dutzend Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter. Alte Freunde hatten ihr kondoliert. Sieben Anrufe bezogen sich auf Kontaktanzeigen, die Erin für sie beantwortet haben mußte. Wieder dieser David Weld mit der angenehmen Stimme. Diesmal hatte er eine Telefonnummer hinterlassen. Das hatten auch Len Parker, Cal Griffin und Albert Booth.
Gus Boxer hatte angerufen und gesagt, er habe einen Bewerber für Erin Kelleys Wohnung. Ob Miss Scott sie bis zum Wochenende räumen könne? Wenn sie das täte, brauchte sie die Miete für März nicht zu bezahlen.
Darcy spulte das Band zurück, schrieb sich die Namen und Telefonnummern der Anrufer auf, die sich auf die Kontaktanzeigen bezogen, und wechselte die Kassette aus.
Vince D’Ambrosio würde vielleicht die Stimmaufzeichnungen haben wollen.
Sie machte sich eine Dose Suppe heiß und aß sie auf einem Tablett im Bett. Als sie fertig war, griff sie nach dem Telefon und der Liste der Männer, die wegen einer Verabredung angerufen hatten. Sie wählte die erste Nummer.
Als es zu läuten begann, warf sie den Hörer wieder auf die Gabel. Tränen strömten über ihre Wangen, und sie schluchzte: «Ach, Erin, ich möchte
dich
anrufen.»
8
MITTWOCH, 27. FEBRUAR
U m neun Uhr ging Darcy ins Büro. Bev war schon dort. Sie hatte Kaffee gekocht, frischen Saft und warme Brötchen besorgt. Auf dem Fensterbrett stand eine neue Pflanze. Bev umarmte sie kurz; Mitgefühl stand in ihren extravagant geschminkten Augen. «Sie wissen vermutlich schon alles, was ich sagen will.»
«Ja, ich weiß.» Darcy merkte, daß der Duft des Kaffees verlockend war. Sie griff nach einem Brötchen. «Ich habe gar nicht gewußt, daß ich hungrig bin.»
Bev gab sich geschäftsmäßig. «Gestern hatten wir zwei Anrufe. Leute, die gesehen haben, was Sie aus der Wohnung in Ralston Arms gemacht haben. Möchten, daß Sie für sie auch so etwas machen. Und wären Sie wohl bereit, ein Hotel garni an der Ecke 30. Straße und Ninth Avenue einzurichten? Neue Besitzer, die behaupten, sie hätten mehr Geschmack als Geld.»
«Bevor ich irgend etwas anderes tue, muß ich Erins Wohnung räumen.» Darcy nahm einen Schluck Kaffee und strich ihr Haar zurück. «Mir graut davor.»
Bev machte den Vorschlag, sie solle einfach alle Möbel einlagern. «Sie sagten doch, die Einrichtung sei entzückend. Könnten Sie nicht Erins Möbel nach und nach für Ihre Aufträge verwenden? Eine der Frauen, die anrief, wollte, daß Sie das Zimmer ihrer Tochter ganz besonders schön einrichten. Das Mädchen ist sechzehn und kommt nach langer Krankheit aus dem Krankenhaus nach Hause.
Sie wird noch eine ganze Weile liegen müssen.»
Der Gedanke, daß ein solches Mädchen sich an Erins Messingbett freuen würde, gefiel ihr. Er machte es leichter. «Ich will mich nur erkundigen, ob es in Ordnung ist, wenn ich alles ausräume.» Sie rief Vince D’Ambrosio an.
«Ich weiß, daß die New Yorker Polizei mit der Spurensicherung fertig ist», sagte er ihr.
Bev bestellte für den nächsten Tag einen Möbelwagen in die Christopher Street. «Ich kümmere mich darum. Zeigen Sie mir nur, was Sie haben wollen.» Mittags ging sie mit
Weitere Kostenlose Bücher