Schwesterlein, komm tanz mit mir
erklärte sie.
Das ist das beste für sie, dachte Vince. Er mochte Darcy Scott. Nachdem man Kelleys Leiche gefunden hatte, hatte er Nona Roberts nach Darcys Familie gefragt und zu seinem Erstaunen erfahren, daß sie die Tochter von zwei Superstars war. Dabei hatte dieses Mädchen nichts von Hollywood an sich. Sie war natürlich. Überraschend, daß sie noch nicht in festen Händen war. Er fragte, wie es ihr gehe.
«Ganz gut soweit», sagte Darcy.
Vince versuchte zu analysieren, was er in ihrer Stimme hörte. Als er sie in Nonas Büro zum ersten Mal traf, verriet ihr leiser, angestrengter Ton akute Sorge. Im Leichenschauhaus hatte sie bis zu ihrem Zusammenbruch mit der emotionslosen Monotonie eines Menschen gesprochen, der unter Schock steht. Jetzt hörte er eine gewisse Forschheit. Entschlossenheit. Vince wußte sofort, Darcy Scott war noch immer überzeugt, daß Erin gestorben war, weil sie auf Kontaktanzeigen geantwortet hatte.
Er wollte darüber gerade mit ihr sprechen, als sie fragte:
«Vince, etwas hat mir keine Ruhe gelassen. Dieser hochhackige Schuh, den Erin trug – paßte er? Ich meine, hatte er ihre Größe?»
«Er hatte die gleiche Größe wie ihr Stiefel, siebeneinhalb, schmal.»
«Wer immer ihn ihr angezogen hat, wieso hatte er zufällig einen Schuh genau in ihrer Größe?»
Kluges Mädchen, dachte Vince. Vorsichtig wägte er seine Worte ab. «Miss Scott, daran arbeiten wir gerade. Wir versuchen den Hersteller dieses Schuhs zu finden, um feststellen zu können, wo er gekauft wurde. Er ist nicht billig. Das Paar hat vermutlich sogar mehrere hundert Dollar gekostet. Das schränkt die Zahl der Geschäfte im New Yorker Raum, die diese Schuhe führen, beträchtlich ein.
Ich verspreche Ihnen, wenn es etwas Neues gibt, halte ich Sie auf dem laufenden.»
Er zögerte und fügte dann hinzu: «Ich hoffe, Sie haben sich die Idee aus dem Kopf geschlagen, irgendwelche Kontaktanzeigen weiterzuverfolgen, die Erin Kelley für Sie beantwortet hat.»
«Tatsache ist», antwortete ihm Darcy, «daß ich in einer Stunde die erste Verabredung mit einem dieser Leute habe.»
Len Parker um sechs. Sie trafen sich im «McMullen’s» an der Ecke 76. Straße und Third Avenue. Ziemlich im Trend, dachte Darcy, und bestimmt ungefährlich. Ein Lieblingslokal derer, die in New York «in» waren. Sie war dort ein paarmal verabredet gewesen und mochte den Besitzer, Jim McMullen. Sie würde mit Parker nur ein Glas Wein trinken. Er hatte ihr erzählt, er treffe sich danach mit ein paar Freunden im Athletic Club, um Basketball zu spielen.
Sie hatte Michael Nash gesagt, sie würde ein blaues Wollkleid mit weißem Kragen tragen. Jetzt, da sie es anhatte, fühlte sie sich übertrieben aufgemacht. Erin zog sie immer mit den Kleidern auf, mit denen ihre Mutter sie überschüttete. «Wenn du dich dazu durchringst, sie zu tragen, dann sehen wir anderen alle aus, als kauften wir in Billigläden ein.»
Stimmt nicht, dachte Darcy, während sie noch etwas mitternachtsgrauen Lidschatten auftrug. Erin sah immer fabelhaft aus, sogar im College, als sie so wenig Geld für Kleider hatte.
Sie entschloß sich, die Nadel aus Silber und Azurit zu tragen, die Erin ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. «Auffallend, aber lustig», hatte Erin sie genannt. Die Anstecknadel war geformt wie Notenlinien. Die Noten waren in Azurit ausgeführt und hatten genau die gleiche meerblaue Farbe wie ihr Kleid. Silberne Armbänder und Ohrringe und schmale Wildlederstiefel vervollständigten ihre Aufmachung.
Aufmerksam betrachtete Darcy sich im Spiegel. Auf der Reise nach Kalifornien hatte ihre Mutter sie dazu überredet, ihren persönlichen Coiffeur aufzusuchen. Er hatte ihre Frisur geändert, hier und da ein paar Zentimeter abgeschnitten und dann die natürlichen blonden Glanzlichter in ihrem Haar betont. Sie mußte zugeben, daß das Resultat ihr gefiel. Sie zuckte mit den Achseln. Okay, ich sehe gut genug aus, damit Len Parker sich nicht davonmacht, wenn ich auftauche.
Parker war groß und klapperdürr, aber nicht unattraktiv. Er sagte, er sei Lehrer in einem College, kürzlich aus Wichita, Kansas, nach New York gezogen und kenne noch nicht viele Leute. Bei einem Glas Wein vertraute er ihr an, ein Freund habe ihm den Vorschlag gemacht, eine Bekanntschaftsanzeige aufzugeben. «Aber sie sind ganz schön teuer. Sie würden erstaunt sein. Es ist viel vernünftiger, auf die Anzeigen anderer Leute zu antworten, aber ich bin doch froh, daß Sie auf meine geschrieben
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