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Schwesterlein, komm tanz mit mir

Schwesterlein, komm tanz mit mir

Titel: Schwesterlein, komm tanz mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Hört sich großartig an. Bis nachher also.» Das Telefon klickte an seinem Ohr.
    Vince sah Hank an. «Bist du einverstanden, Chef?» fragte er. «Oder hätten wir lieber nur zu zweit gehen sollen?»
    Hank griff nach der Jacke, die auf dem lehnenlosen Sessel gelandet war. «Aber überhaupt nicht. Ist doch meine Pflicht, mir anzusehen, mit wem du umgehst.»

19
    SONNTAG, 10. MÄRZ
    A m Sonntag morgen um sieben Uhr fuhr Darcy nach Massachusetts. Wie oft sind Erin und ich zusammen diese Strecke gefahren, um Billy zu besuchen, dachte sie, während sie den Wagen auf den East River Drive steuerte.
    Sie fuhren abwechselnd, hielten unterwegs bei «McDonald’s» an, um sich Kaffee mitzunehmen, und beschlossen immer, sie sollten sich eine Thermosflasche kaufen, wie sie sie damals im College gehabt hatten.
    Als sie sich beim letzten Mal darauf geeinigt hatten, hatte Erin gelacht. «Der arme Billy wird tot und begraben sein, bevor wir jemals diese Thermoskanne bekommen.»
    Jetzt war Erin diejenige, die tot und begraben war.
    Darcy fuhr ohne Unterbrechung durch und erreichte Wellesley um halb zwölf. Sie hielt vor St. Paul’s und zog die Klingel des Refektoriums. Der Geistliche, der Erins Begräbnismesse abgehalten hatte, war da. Sie trank Kaffee mit ihm. «Ich habe im Pflegeheim Bescheid gegeben», sagte sie zu ihm, «aber ich wollte es auch Ihnen sagen.
    Wenn Billy irgend etwas braucht, wenn es ihm schlechter geht oder wenn er zu Bewußtsein kommt, dann lassen Sie mich bitte benachrichtigen.»
    «Er wird nicht mehr zu sich kommen», sagte der Priester leise. «Ich glaube, das ist für ihn eine besondere Gnade.»
    Sie ging in die Mittagsmesse und dachte an die Grabrede vor weniger als zwei Wochen. «Wer kann den Anblick des kleinen Mädchens vergessen, das den Rollstuhl seines Vaters in diese Kirche schob?»
    Sie ging zum Friedhof. Der dunkelbraune Erdhügel über Erins Grab hatte sich noch nicht gesetzt; gefrorene Stellen glänzten in den schrägen Strahlen der schwachen Märzsonne. Darcy kniete nieder, zog ihren Handschuh aus und legte eine Hand auf das Grab. «Erin. Ach, Erin.»
    Vom Friedhof aus fuhr sie zum Pflegeheim und setzte sich eine Stunde lang an Billys Bett. Er öffnete die Augen nicht, aber sie hielt seine Hand und sprach die ganze Zeit leise auf ihn ein. «Bei Bertolini sind sie ganz begeistert von dem Collier, das Erin entworfen hat. Sie soll noch viele andere Stücke für sie anfertigen.»
    Sie sprach über ihren eigenen Beruf. «Wirklich, Billy, wenn Sie Erin und mich gesehen hätten, wie wir auf Speichern nach Schätzen stöberten, hätten Sie uns für verrückt gehalten. Sie hat ein paar Möbel erspäht, die mir entgangen wären.»
    Als sie ging, beugte sie sich über ihn und küßte ihn auf die Stirn. «Alles Gute, Billy.»
    Er drückte schwach ihre Hand. Er weiß, daß ich hier bin, dachte sie. «Ich komme bald wieder», versprach sie.
    Ihr Wagen war ein Buick-Kombi mit Mobiltelefon. Der Verkehr nach Süden kam nur langsam voran, und um fünf Uhr rief sie im Haus der Sheridans in Darien an. Chris meldete sich. «Es wird später, als ich erwartet hatte», erklärte sie. «Ich möchte die Pläne Ihrer Mutter nicht durcheinanderbringen – oder Ihre, was das betrifft.»
    «Keine Pläne», versicherte er ihr. «Kommen Sie einfach vorbei.»
    Um Viertel vor sechs bog sie in die Einfahrt der Sheridans ein. Es war schon fast dunkel, aber Außenlampen erhellten das hübsche Tudor-Haus. Die lange Einfahrt beschrieb vor dem Hauseingang einen Kreis. Darcy parkte direkt hinter der Biegung.
    Offenbar hatte Chris Sheridan auf sie gewartet. Die Vordertür öffnete sich, und er kam heraus, um sie zu begrüßen. «Sie haben es geschafft», sagte er. «Schön, Sie zu sehen, Darcy.»
    Er trug ein Oxford-Hemd, Cordhosen und Mokassins.
    Als er die Hand ausstreckte, um ihr aus dem Wagen zu helfen, bemerkte sie wieder, wie breit seine Schultern waren. Sie war froh, daß er nicht Jackett und Krawatte trug.
    Unterwegs war ihr eingefallen, daß sie um die Abendessenszeit herum eintreffen würde und mit ihren eigenen Cordhosen und ihrem Wollpullover nicht passend gekleidet war.
    Das Innere des Hauses war eine reizvolle Mischung aus bewohntem Komfort und exquisitem Geschmack. Die hohe Eingangshalle war mit Perserteppichen ausgelegt. Ein Waterford-Kronleuchter und passende Wandleuchter setzten die herrlichen Schnitzereien der geschwungenen Treppe ins rechte Licht. An der Wand neben der Treppe hingen Gemälde, die Darcy gern genauer

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